Sprachnörgeleien 2200

Zugrunde liegender Roman: Robert Feldhoff - Der Sternenbastard

Titelbild

Es ist schon lange bekannt und auch schon oft kommentiert worden. Ob auf diese Art eine neue Zielgruppe erreicht werden kann, wird sich zeigen müssen. Wenn man es unbedingt bekritteln will, dann eventuell mit der Frage, warum der Marder mit den Krallen der Hinterpfoten auf dem ungeschützten Hemd sitzen darf, wo er für die Vorderpfoten doch extra schützende Lederpolster benutzen muss.
In der Innenillu dann das Ganze noch mal als Geisterbahnversion. }-D

Wunderschön die Reproduktion alter Guckybilder im Innenteil. Altleser wissen es zu danken. Auch unabdingbar in dem Zusammenhang das Bild von Gucky und seinem Schöpfer. Allerdings eine Anregung: Könnte man da demnächst nicht doch die Mohrrübe wegretuschieren bevor eine erneute Diskussion einsetzt, wie der Gute mit einem einzigen Nagezahn mit so einem Gemüse umgeht (aufspiessen oder auf fester Unterlage zerhacken?)   ;-)

Klasse

S.17: „Der Rob führte mich in eine in Stein gekleidete Räumlichkeit.“
Ich sehe meine Umgebung plötzlich mit ganz anderen Augen. <g>

S.41. „‘Sternenbastard? Wieso das?‘ ‚Weil ich in deinen Augen Sterne sehe.‘“
Halleluja! Es heißt nicht ‚Sternenbastard‘ weil in allen möglichen Begriffen ein Kosmo- Galakto- Hyper- Planeten- oder Sonstwie-Zusatz enthalten sein muss, damit man weiß, man befindet sich in SciFi. Es gibt tatsächlich eine real nachvollziehbare Erklärung für die Entstehung dieses Begriffes. Bin begeistert. :-!

Wie bitte?

S.5: „Creiff gehörte zum Agrargürtel des Kristallimperiums...Im Westen standen gigantische Getreidesilos.“
Und wie immer bei der Ortsbezeichnung durch Himmelsrichtungen braucht man einen Standort auf einem Planeten, von dem aus diese Richtung definiert wird. Nur die Nennung des Planeten allein genügt dafür nicht. Und die möglichen Hilfsüberlegungen des Lesers, dass der Standort durch Kantiran definiert ist, da man ja sonst niemanden dort kennt, befriedigen auch nicht völlig, da im folgenden Text auch sehr vage bleibt, wo der sich gerade befindet. :-/

S.11: „Sie war zwanzig Jahre älter als ich.“
Er meint seine Mutter. Heisst das im Klartext, dass sie tatsächlich erst neunzehn war, als sie die Flotten in Tradom befehligte und mit Rhodan schlief? Ein paar Lebensjahre mehr hatte ich ihr schon zugestanden aber vielleicht weiß das jemand genau? :-?

S.30: „Der Possonkal blieb...stehen, mit sich windendem Hinterkörper, und war außer sich vor Freunde.“
Der schwule Hund, der. }-D

S.37: „Von hängenden Rollen faserten Stoffbahnen“
Was macht Stoff denn, wenn er fasert? Er besteht aus Fasern, aber eine Eigenart von Stoff ist doch, dass die Fasern sich zu ihm zusammenschließen und als einzelne möglichst keine Bedeutung mehr haben. Wenn die Fasern wieder einzeln bedeutsam werden, dann zerfasert ein Stoff und verliert seinen Wert. Soll das gemeint sein? <sn>

S.41: „Gewisse Körperteile werden von der Damenwelt als höchst wohlgeformt empfunden.“
Ob der Satz in dieser Allgemeinheit vertretbar ist, sei mal dahingestellt, schließlich handelt es sich ja um eine persönliche Meinungsäußerung. Aber der Begriff ‚Damenwelt‘, in diesem Zusammenhang von einer Jugendlichen gebraucht, lässt zusammenzucken. Das passt weder zu der Schneiderin eines Geheimdienstchefs noch zum Sprachgebrauch der Leserzielgruppe, die das kaum als Ironie sondern eher als Anachronismus empfinden wird. (Wobei ich einer Anbiederung an jugendlichen Sprachgebrauch aber keinesfalls das Wort reden will) <sn>

S.63: „Schreib sie auf und reich sie mit dem Dienstweg ein.“
‚Auf dem Dienstweg‘ wird er wohl gemeint haben, denn ‚mit dem Dienstweg einreichen‘ dürfte eine herkulische Aufgabe sein. <bg>

Sprachschnitzer

S.5: „Aus dem Bett wühlte ich mich durch die Holo-Clips vom Unterricht.“
Zwar dürfte allgemein bekannt sein, was es bedeutet, sich aus dem Bett zu wühlen, aber irgendwie scheint das in dem Zusammenhang gar nicht gemeint zu sein. Eher wühlt sich Kantiran vom Bett aus durch diverse Filme, was immer dann mit dem Wühlen eigentlich gemeint sein mag. :-/

S.18: „Es sei denn, du wird gefragt.“
Das Du abgespalten vom Ich. Ein esoterischer Einschub. <idee>

S.35: „Aufmerksam umkreiste ich das Anwesen, in respektablem Abstand“
Respektabel ist etwas, wenn Andere ihm Respekt zollen oder es zumindest könnten. Dass aber jemand Respekt vor diesem Abstand empfindet, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Wahrscheinlich ist der Abstand selbst durch Respekt vor etwas Anderem definiert und könnte insofern als respektvoller Abstand bezeichnet werden. :-/

S.55: „Auch wenn ich nicht das Geheimnis meiner Herkunft kannte, wenn ich nicht wüsste, woher ich gekommen war...“
Der Konjunktiv suggeriert, dass er es weiß. Ein paar Seiten noch warten, bitte! :-!

S.63: „Jeder Grad erforderte ein Bündel Einzeltests.“
Und nicht nur das: Er forderte vermutlich sogar das Bestehen dieser Tests. ;-)

S.70: „Hier wohnten hoch gestellen Würdenträger.“
Korrekterweise: ‚Hier wohnten auf Hochgestellen Würdenträger‘? <Duck und renn>

Ganz erstaunlich

S.8: „Valizon deckte schnell seine Nase ab.“
Eine in diesem Zusammenhang ungewöhnliche Formulierung. Kantiran hat Angst erkannt zu werden und Valizon reagiert darauf wie beschrieben. Merkwürdig. Deckt er seine Nase ab wie ein Boxer mit erhobenen Fäusten, um einen erneuten Nasenbeinbruch zu verhindern? Oder gar wie ein Abdecker, indem er die Haut...? Oder mit dem Schal, um eine Erkältung zu verhindern? Mit Puder gegen Pickel? Oder bezieht sich der Satz auf die Nase des Gleiters, den er gerade fliegt und was bedeutet er dann? Rätselhaft. :-?

Schlusswort

Die Grammatik oder die vielen unvollständigen Sätze zu bemängeln erübrigt sich, da es sich hierbei um Stilmittel handelt. Bösartig könnte man höchstens sagen: Kein Wunder, wenn man zwei Romane auf 1,3 zusammenkürzt. Daran mag es auch liegen, dass zum Beispiel Kantirans Altersgenossen in den Schilderungen weitgehend farblos bleiben. Dass Teile des Inhalts vielen bisherigen Lesern sauer - oder besser: zu süß – aufstoßen werden, dürfte die Redaktion gewusst und (in höherem Interesse) in Kauf genommen haben. A-)

Diese Nörgelei wurde verfasst von Kritikaster