Sprachnörgeleien 2232
Zugrunde liegender Roman: Leo Lukas - Wiedergeburt
Titelbild
Durchaus mit Flair <st>
Klasse
S.42: „Ich danke euch für diesen, äh, beschränkt optimistischen ersten Überblick.“
Ein ‚Muss’ im Sprachrepertoire jeden Lesers, um zukünftig auf Katastrophenmeldungen adäquat reagieren zu können. <st>
Sprachschnitzer
S.13: „ ‚Ja?’, sprach er leise in das Akustikfeld“
Von ‚Sprechen’ kann man sprechen, wenn es um Dinge von einiger Bedeutung oder wenigstens Textlänge geht. Ein einfaches rückfragendes ‚ja’ dagegen kann man sagen oder bestenfalls fragen aber nicht sprechen. :-/
S.35: „Er wusste, dass die LFT. nicht nachhaltig gegen Arkon bestehen konnte.“
Und schon gar nicht, wenn sie sich langsam der F.D.P. annähert. ;-)
S.48: „Er war kein schlechter Mensch. Nur schwach, obwohl, nein: gerade, weil er immer alles darangesetzt hat, möglichst stark, potent und unbesiegbar zu erscheinen.“
Hilf, Gott der Grammatik und weise uns den rechten Weg zum Verständnis. ;-)
S.62: „Bei den weithin schallenden Fürzen des unsersättlichen Packmar!“
Ein Fluch der wohl das Gegenstück darstellt zu ‚unser sättliches Brot gib uns heute’. <bg>
LKS: „Im Unterschied etwa zu Tiff oder Bully begleitet er kein Staatsamt.“
Nimmt man einmal an, dass dieser Text diktiert worden ist, so darf mit Vergnügen spekuliert werden, welchen Dialekt der Diktierende spricht, so dass bei der Übertragung aus ‚bekleidet’ ein ‚begleitet’ wird. <bg>
Wie bitte?
S.10: „Ich gehe in die Hocke, schlinge meine Arme um meine Unterschenkel, berge den Kopf zwischen den Knien... Ich taste weiter. Aha, ich bin symmetrisch aufgebaut, besitze je zwei Arme und Beine“
Wenn sie erst anschließend zur Kenntnis nimmt, wie das mit ihren Armen und Beinen ist, dann ist die vorher akkurat deklarierte Bewegungsabfolge doch recht erstaunlich. <g>
S.10: „Die Tropfen, die von den Stalaktiten auf die Stalagmiten träufeln, geben mir den Takt an.“
Nun ist ‚Träufeln’ ein eher leiser bis lautloser Vorgang und daher denkbar ungeeignet für Taktvorgaben. <bg>
S.14: „Na und? Heiraten konnten sie immer noch......Kleine Gesten wie diese nahmen Fran immer wieder aufs Neue für ihren Mann ein.“
Okay, verheiratet sind sie nicht, aber sie spricht von ‚ihrem’ Mann. Was meint dieses Possessivpronomen denn dann: Ein Besitzverhältnis? Kaufen statt Heiraten? Nicht umsonst wird oft bemängelt, dass man so wenig über die kulturellen Gewohnheiten im Perryversum erfährt. <bg>
S.14: „Ich gebe der Sicherheitschefin der Botschaft Bescheid, dass sie euch in Empfang nehmen und herumführen soll.....Ja, und wenn dir was auffällt, kannst du dich sofort wieder bei mir melden.“
Für einen solchen Chef würde sich wohl jeder bedanken. Er unterstellt von vornherein, dass die Sicherheitschefin nicht in der Lage sein wird, mit Kritik an ihren Maßnahmen konstruktiv umzugehen. Oder sollte er schon wissen, wie es im Roman weitergehen wird? :-? ;-)
Ganz erstaunlich
S.18: „einen durch durchscheinende Wände vom ansonsten offenen Hauptraum abgetrennten Kubus. Die Wände dienten auch als Flachbildschirme.“
Ziemlich unpraktisch. So richtig klare Bilder dürften da kaum möglich sein. ;-)
S.25: „Der riesige Ritter setzt über mich hinweg, landet in einer Wolke aus Ziegelstaub, wendet am Stand.“
Schade, dass man über den Stand nicht mehr erfährt. Gibt es da Spitzentaschentücher und Hutzier oder eher Grillfleisch und Cervisia? <bg>
Schlusswort
Erneut ein aus sprachlicher Sicht kaum zu beanstandender Roman. Als Sprachnoergler muss man sich schon über die LKS oder einen fälschlich gesetzten Punkt aufregen, um überhaupt Material zu haben. <st> Inhaltlich dagegen entsteht der Eindruck, dass es mit aller Gewalt um Handlungsverzögerung geht. Man spürt’s und ist verstimmt. <sn>
Diese Nörgelei wurde verfasst von Kritikaster