Sprachnörgeleien 2241
Zugrunde liegender Roman: Arndt Ellmer - Die Todbringer
Titelbild
Inhalt und Form überzeugen, durch die ausgesprochen blasse Farbgebung geht leider einiges an Wirkung verloren. <st>
Klasse
S.17: „Wenn die tiefen Schichten des Wassers sprechen könnten, sie hätten viel über die Vergangenheit dieses Ortes zu erzählen. ‚Du kannst den Teich ja austrinken’, spottete der Extrasinn. ‚Vielleicht bist du danach klüger!’“
Gott sei Dank, der Extrasinn lebt wieder. Das Stilmittel, durch seine sarkastischen Bemerkungen überzogene Überlegungen abrupt zu stoppen, wurde lange vermisst (zumindest von mir). <st>
S.32: „Irgend etwas findet man immer. Allerdings ist es oft nicht das, was man erwartet.“
Lebensphilosophie eines dreitausendjährigen Suchers. <g>
S.56: „Die Kybb-Cranar igelten sich unter ihnen ein.“
Trefflich formuliert, der Mentalität entsprechend. <st>
Sprachschnitzer
S.45: „die erwartungsvoll inhalierenden Gesichter seiner Todbringer.“
Kommt daher der Ausdruck ‚Du Nase’? ;-)
Wie bitte?
S.8: „Augenblicke später sank der Bionische Kreuzer abwärts. Stückchenweise versank er in der Staubsuppe.“
So, wie man sich ein Brötchen (Semmel, Schrippe) in die Suppe bröselt? Es bleibt nur unklar, wer den armen Kreuzer da bröselt. ;-)
S.7: „ ‚Männer und Frauen Roedergorms, hört mich an...!’ rief er.“
Und das war’s auch schon. Nachdem er eine Weile vor sich hin sinniert hat, steigt er wieder vom Turm. Man würde sich wünschen, dass unsere Politiker sich ein Beispiel an ihm nähmen. <bg>
S.15: „Den Eintretenden blickten sie aufmerksam, aber eher gleichgültig entgegen.“
Das ist wieder eine schöne Übung für den Spiegel. Wir stellen uns davor und üben, bis wir diesen Blick perfekt beherrschen. ;-)
S.17: „Er legte erst seine Hände gegen das Holz, danach die Stirn. Sprich zu mir!, forderte er die Unbekannte in seinen Gedanken auf.“
Ungefähr so, wie ein Vater, dessen kleiner Sohn sich versteckt hat, in den Keller runterruft ‚Bist du da?’ und wenn dann keine Antwort kommt, dann ist er da eben auch nicht. :-? Wer veralbert da wen? Die Schildwache Atlan? Atlan seine Zuschauer? Der Autor die Leser? Letzteres scheint das Wahrscheinlichste, wenn man an die anschließende ‚Leibesvisitation der Kantblätter’ S.28 oder die hundertfünfzig Meter tiefen Löcher denkt. <bg>
S.57: „ ‚Wir sind durch!’ ‚Wo durch?’ ‚Durch den Abwehrkordon.’ ...So schnell es ging, suchte er seine Kabine auf. Er duschte und tauschte die Bordkombination...“
Wenn sie durch den Abwehrkordon durch sind, befinden sie sich folglich zwischen diesem und den gelandeten feindlichen Schiffen. Ein äußerst merkwürdiger Zeitpunkt für den einzigen Kanonier, zu duschen und damit das Schiff verteidigungsunfähig zu machen. :-/
Ganz erstaunlich
S.28: „Sie betraten das erste Zimmer und setzten sich an den vorhandenen Tisch.“
Was um so mehr verwundert, als sie sich doch bekanntlich normalerweise an den nicht vorhandenen Tisch zu setzen pflegten. ;-)
S.56: „Die übrigen acht Einheiten des Gegners nahmen Angesichts der Aussichtslosigkeit Reißaus.....Dennoch zogen sie sich nicht zurück, sondern kämpften verbissen weiter. Es passte zu ihrer Mentalität.“
Ja, wie nun? :-?
Schlusswort
Nach zwei bis drei sprachlich enttäuschenden Romanen vor einigen Wochen ist das Niveau jetzt wieder auf dem gewohnt hohen Level der vergangenen Monate. Bestens, weiter so. <st>
Ein flüssig lesbarer Roman, der die Problematik der Todbringer hoffentlich zum Abschluss gebracht hat. <g> Wie schon einmal vorher, wechselt die Charakterisierung von Venga wieder mal vom verschmitzt-naiven Stanley zum trampeligen Ollie. Aber das kann ja auch noch besser werden. <bg>
Diese Nörgelei wurde verfasst von Kritikaster