Sprachnörgeleien 2352
Zugrunde liegender Roman: Hans Kneifel - Griff nach Drorah
S.6: „Stille kehrte wieder ein in den Bungalow am Goshunsee, der erneut in die atemlose Stille verfiel“
Ist ja gut, wir hatten es eigentlich schon verstanden.
S.9: „Unter der samtenen Bräune war seine Haut fahlgrau.“
Ein angemalter Nichtakone? Oder wie sonst kann seine fahlgraue Haut trotzdem samtene Bräune zeigen?
2352, S.10: „traf mit unausweichlicher Wucht“
Gibt es etwa auch ausweichliche Wucht? Und ist die dann wuchtiger oder nicht so wuchtig oder wie?
S.11: „ein kalter, noch ungerichteter Hass nahm von Jere tan Baloy Besitz“
Oh je. Er sieht zu, wie die TRAITOR-Truppen alles zusammenschießen, spürt Hass und der ist dann ungerichtet. Wie gut, dass ihm später noch einfällt, er könnte ja mal die Truppen hassen. Da hat er doch wenigstens nachträglich ein Ziel entdeckt.
S.11: „eine Energiehölle verbrannte Fassaden, Innenräume, Sterbende und Flüchtende, die sich schneller als harmlose Passanten bewegten – aber hier gab es keine harmlosen Stadtbewohner mehr“
Nein, weil die sich schneller bewegten. Wenn sie harmlos herumschlendern würden, würde die Energiehölle sie wahrscheinlich nicht verbrennen – oder wo ist da die Logik? Und sind Flüchtende, die verbrennen, keine Sterbenden? Ein reichlich mysteriöser Satz jedenfalls.
S.12/13: „Eines fernen Tages, dachte sie, ...werde ich... die Reste finden ...und den.... Akonen sagen: Ich, euer Lehrer, war dabei“
Und die Akonen werden sagen: Soll sie erst mal entscheiden, ob sie Männlein oder Weiblein ist, bevor sie weitere Geschichten erfindet.
S.13: „Das hohe Glas, das noch vor zehn Minuten einen vielfarbig gestuften Erfrischungsdrink enthalten hatte, war leer. Leer war auch der Pool im zwanzigsten Stockwerk ihrer Wohnanlage....Ameda...nahm einen langen Anlauf. Sie hechtete“
Und wer jetzt nach dem Vorlauf denkt, sie müsse sich eine Gehirnerschütterung zuziehen, der irrt, denn Wasser war schon im Pool.
S.27: „ ‚wahrscheinlich ein Multifunktionsgerät. Aber wofür?’...’.Ich vermute, du trägst einen Funk-Signalgeber’....Die vier Raumfahrer saßen am Tisch und starrten auf den Signalgeber“
So einfach ist das, ein fremdes Gerät zu erkennen. Jemand vermutet was – und dann ist das auch so. Ansonsten gibt es keinen tatsächlichen Hinweis, geschweige denn Beweis.
S.30: „Ameda und Hevror standen an den entgegengesetzten Enden einer Aussichtsterrasse über den Kastenbauten eines ausgedehnten Industriekomplexes, der sich an einem Hang bis zur Küstenlinie hinabzog.“
Akonen sind fremdartig. Gar keine Frage. Vielleicht ist es dort üblich, Aussichtsplattformen über kastenförmige Industriekomplexe zu bauen, damit man von dort doch noch die Küste sehen kann. Einfacher wäre es wahrscheinlich, die Küste gar nicht erst so zu verbauen – aber das ist vielleicht zu terranisch empfunden. Aber dass dann bei einer Zufallsauswahl unter viereinhalbtausend Objekten genau dieser Industriekomplex gesprengt wird, das ist schon so merkwürdig, dass man wirklich nur annehmen kann, hier hat der Tourismusverein seine Hände mit im Spiel gehabt.
S.37: „dank teurer Salben waren die meisten Pigmentflecken auf seinen Oberschenkeln und Unterarmen halbwegs vergangen.“
So wie es hier steht, sollte man davon ausgehen müssen, dass der Leser diese Pigmentflecken kennt. Da muss ich etwas überlesen oder vergessen haben. Ich frage mich nur, was denn mit seinen Pigmentflecken auf den Unterschenkeln und Oberarmen passiert ist.
S.42: „Karoon-Baal sagte dem Unsichtbaren, worum es sich handelte und dass die Eingabe des Kodes eines jeden Energiekommando-Agenten sämtliche Funktionen aktivieren und die Bedienung freigeben würde.“
Das ist so, als wenn jeder CIA-Agent durch Eingabe seiner Sozialversicherungsnummer den atomaren Erstschlag auslösen dürfte. Gibt das für irgendjemanden irgendeinen Sinn?
S.42: „Da seine Entführer keine Geheimdienstler waren und er keine Möglichkeit sah, sich zu befreien, bestand für ihn gegenwärtig keine Gefahr.“
Logisch, oder?
S.43: „Er dachte in einem kurzen Anflug von Melancholie und Gleichgültigkeit daran, den Raumfahrern zu sagen, sie sollten die Masken abnehmen, denn nun in der Zeit der Not, gälten alte Regeln nicht mehr“
Ich bin begeistert. Sich zu einem so gewagten Konjunktiv – keine Ahnung, wie man den nennt – aufzuschwingen und dann bei einem Wort wie ‚gälten’ zu landen. Das ist allerhöchste Schreibkunst. Ich werde das Wort in mein Wortschatzkästlein packen und hoffe, in meinem Leben noch mal Gelegenheit zu finden, es selbst zu benutzen. Ganz herzlichen Dank.
S.54: „Ratspalast! Dort hat Rat Forman tan Porgenia wahrscheinlich höchstpersönlich die Empfänger geschärft und zehnmal getestet!“
Na klar. Demnächst werden öffentliche Hinrichtungen auf dem elektrischen Stuhl wahrscheinlich eingeleitet mit den Worten: Der Delinquent hat sich vor Ablauf der Amtshandlung mehrfach vom ordnungsgemäßen Zustand seines Sitzmöbels überzeugen können.
S.57: „Ein einziger, lang anhaltender Hyperdonner, der die Trommelfelle schädigte; alle akustischen Erscheinungen mündeten in einem einzigen, infernalischen Schlag.“
Aha, ein Hyperdonner ist also etwas anderes als eine akustische Erscheinung, greift aber trotzdem die Trommelfelle an. Was ist er denn dann?
S.59: „So schnell und leicht hätte das E-Kommando euch Hobbyverschwörer aufstöbern können.....Ich wollte euch zeigen, wie Profis eine Gruppe unterwandern.“
Hat das irgendjemand verstanden? Die Gruppe hat doch ihn aufgestöbert und nicht umgekehrt. Und dass er allen etwas zeigen wollte, kann auch nicht sein, denn vor der sinnlosen Theatervorführung hat er doch mit den Anwesenden schon viel tiefgreifendere Gespräche geführt.
Diese Nörgelei wurde verfasst von Kritikaster