Im Visier 2336

Zugrunde liegender Roman: Robert Feldhoff - Das Wunder von Terra

Vorbemerkungen und Plot

Der Nörgler: Das Visier 2336 ist kein Nörgeln über den Roman an sich. Es geht um Fußball, um Matches und Stadien, um surreales Abseits und Spielertausch, um das Schießen von Toren in einer Meisterschaft.

Das Wunder von Terra, oder: Der Roman muss in die Kioske.

Plot:

Nachdem die HI auch beim Fußballspielen unbarmherzig zugeschlagen hat und weder alte Mannschaftsstärken noch Ballgeschwindigkeiten erreicht werden können (Mannschaften über zehn Mitglieder würden anhand der enormen Anzahl von sich unabhängig voneinander bewegenden Beinpaaren unentwirrbar werden und womöglich neue Negasphären entstehen lassen; die frühere Schusskraft eines groß gewachsenen, durchtrainierten Siganesen erreicht unter den HI-Bedingungen gerade noch ein U-21 Spieler von Oxtorn) wird allen Bedenken und Schwierigkeiten zum Trotz dennoch die Solare Meisterschaft ausgetragen.

Einziges echtes Opfer der HI scheint der Titelverteidiger aus dem österreichischen Kulturstädtchen Graz zu sein, der entweder wegen Blutdopings in den Vorrunden disqualifiziert wurde oder als PSI-Verstärkung vom Nucleus auf den Galapagos-Insel vereinnahmt wurde.

Nix Genaues weiß man nicht, da die österreichische Dependanz der Autoren dem Expokraten nach Bekanntwerden seiner Absicht, eine lunare Mannschaft in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen, keine verwertbaren Informationen über den FC Graz lieferte.

Junior Solari, das größte Talent des lunaren Fußballs, die neue Lichtgestalt des FC Levitator (auch wenn er vom FC Graz nach einigen biometrischen Untersuchungen und dem

Erstellen eines Psychoprofils als notorischer Versager nach Hause geschickt wurde), neigt zwar zu langwierigen Verletzungen, Minderwertigkeitskomplexen und extremer

Schüchternheit gegenüber dem weiblichen Geschlecht, männlichen Schienbeinen, raubeinigen Trainern, Unsterblichen und körperlichen überlegenen Mitspielern (also gegenüber so ziemlich jeden im Solsystem), würde aber Tore schießen wie kein anderer, wenn er nur schnell genug, stark genug und selbstsicher genug wäre. Und Verletzungen, insbesondere vor dem nächsten Match, und damit verbundene Krankenhausaufenthalte vermeiden würde.

Kurzum, der kommende Mann im interstellaren Fußball,

demnächst wohl in die LFT-Auswahlliga berufen, um den Sturm beim ersten galaktischen Match gegen eine halutische Auswahlmannschaft zu übernehmen. Immerhin hat er es geschafft, bei einem Freundschaftspiel gegen den

FC Swoon keine gegnerischen Spieler platt zu treten. (Den kleinen Zwischenfall beim anschließenden Festbankett, bei dem ein einheimischer USO-Agent, der einen hohen arkonidischen Würdenträger beschattete, Opfer einer fatalen Verwechslung wurde, sollte man Junior nicht zur sehr vorwerfen. Was konnte er denn dafür, dass er damals

Vegetarier war und die Obst- und Gemüseplatte nur zur Dekoration diente?)

Zurück zu Meisterschaft! Während weiterhin 2 Millionen Rikscha-Fahrer den Individualverkehr in Terrania-City aufrecht erhalten, und menschliche Straßenreiniger günstiger sind als wertvolle Reinigungs-Robs, übt die Kunstflugstaffel der „Terrania Lunatics“ den Zusammenstoß zweier Hochgeschwindigkeitsflugkörper ohne syntronische Sicherung über vollbesetzen Stadien.

Eine Zivilschutzbeauftragte will zwar die Meisterschaft, bzw. die gewaltige Ansammlung HI-traumatisierter Menschen in Stadien ohne ausreichend Fluchtmöglichkeiten verhindern, argumentiert aber in völliger Unkenntnis menschlicher Psyche mit irgendwelchen Invasoren am Rande des Sonnensystems.

Ein Thema, bzw. eine Gefahr, das seit der Invasion irgendwelcher Insektoiden, Gestaltwandler und Springer zur Zeit der dritten Macht zur Dauereinrichtung im Leben der Menschen wurde und kaum einem Kind mehr als Achselzucken hervorlocken würde. Gemeinhin gelten die wenigen Generationen, die nicht das Vergnügen einer solchen Invasion und der Verewigung in den großen Heldenliedern der terranischen Folklore hatten, als vom Schicksal vernachlässigte Erdenkinder.

PR höchstpersönlich hat die Schirmherrschaft über das sportliche Großereignis übernommen. Homer Adams überträgt seine Amtgeschäft irgendeiner Ex-Sekretärin mit hervorstechenden Eigenschaften, um sich vorrangig den Spielen widmen zu können. 95 % aller Raumschiffsbesatzungen werden aufgrund einer geheimnisvollen Virenerkrankung vom Dienst freigestellt, um als Therapie die Spiele verfolgen zu können. Der Rest muss leider entlassen werden, da er eben diese Spiele während Arbeits- und Dienstzeiten verfolgt. Einsam und alleine sitzt PR in PRÄTORIA, überwacht die Ortungsstationen, öffnet von Zeit zu Zeit ein paar Luken im Terranovaschirm, steckt den Kopf durch, zählt die anwachsende Schar feindlicher Traitanks und träumt ansonsten vom letzten Dreier mit Mondra und Norman…

[Der Nörgler entschuldigt sich bei allen Betroffenen, die angesichts der Anzüglichkeit mit hochrotem Kopf nicht mehr weiterlesen wollen…]

Wieder zurück zu Meisterschaft. Wo unser Junior Probleme mit seinen Mitspielern hat. Wo unser Junior Probleme mit seinem Trainer hat. Wo unser Junior Probleme mit seiner Gesundheit hat. Wo unser Junior Probleme mit einer entzückenden Reporterin, natürlich weiblichen Geschlechtes hat. Wo unser Junior Fußball spielt.

Natürlich hat die lunare Mannschaft keine Chance in der Meisterschaft. Anstatt wie seit Jahrtausenden üblich den Sand in den Kopf zu stecken, sich auf den Wundertrainer zu verlassen oder Bittgebete an den Heiligen Franz von Bayern zu richten, nützen sie diese keine Chance. Und wenn alles Nützen auch nichts mehr hilft, wird ein verlorenes Match halt wegen irgendwelcher Feuerwerke am Rand des Sonnensystems abgebrochen und neu ausgetragen. (Leider verschweigt uns der Expokrat, auf welch geheimnisvollen Weg diese Ereignisse synchronisiert werden, welche Apparaturen oder Fähigkeiten es dem FC Levitator ermöglichen, die Horden des Bösen exakt zur richtigen Minute aufröhren zu lassen.)

Homer G. Adams gönnt, eine Zivilschutzbeauftragte grämt, Perry Rhodan gähnt, der Terranova-Schirm dröhnt, der Held unserer Geschichte besucht Krankenhäuser, schreibt Autogramme, bekommt Sex-Verbot (was die 90% Leser unter 12 Jahren vermutlich vor einige begriffliche Vorstellungsprobleme stellt), verlernt das Tore-Schießen und das Lachen. Und als die Not am größten ist, das Match bereits verloren scheint, der Untergang des FC Levitator in dem einen entscheidenden Spiel unumgänglich scheint, als das Schicksal aller freien Fußballfans dieses Sonnensystems am Scheideweg steht, und der Weg nur ins Verderben führen kann, als 3 Jahrtausende christlicher Fußballerei am Spiel stehen und die Zukunft düsterer als je zuvor aussieht, als die Welt bereits über die Versager vom Mond zu lachen beginnt, da geschieht das Wunder. Das Wunder von Terra. Das Wunder im Stadion. Das Wunder von Heft 2336.

Ein Lächeln, ein Blick unter Liebenden, das Aha in den Köpfen Millionen Leser, als sie endlich erkennen, dass die vermeintliche Tragödie gar keine ist. Das nicht die „Love Story“ oder „Titanic“ am Spielplan stehen, sondern „Ein Pyjama für zwei“ und „Verrückt nach Mary“.

Das Wunder… Deutschland wird Weltmeiste… äh, Levitator von Luna wird Solarer Meister. Junior muss nicht

länger Jungfrau sein. Der Expokrat hat endlich auch einen Fußballroman geschrieben, in dem es gar nicht um Fußball geht. Der Nörgler von sorglosem Naturell hat die Abseitsregel noch immer nicht verstanden. Und schon wieder ein Roman, in dem unser Norman keinen Auftritt hat.

Das Wunder von Terra.

Ach ja, irgendwo am Rand des Sonnensystems haben ein paar tausend Traitanks eine zeitlang auf den Terranova- Schirm geschossen. Aber jetzt sind sie müde. Und angeblich haben sie versprochen, erst dann wieder anzugreifen, wenn sie dem Nörgler dieses „Abseits“ so erklärt haben, dass er es auch wirklich versteht…

Epilog

Was feige verschwiegen wird: Das millionenfache Jubelschreien, als Levitator solarer Meister wird, hatte leider einige unvorhergesehene Folgewirkungen. Hyperdimensionale Resonanzen (angeblich sollen auch Gucky und der Nucleus geschrieen haben) trafen, nachdem sie beim Durchgang durch den psionischen Zapfstrahl ARCHETIM-Nucleus zusätzlich aufgeladen wurden, den Terranova-Schirm. Die Reststrahlung der Mars-Strangeness, die man sich am besten als orthogonalen Vektor vorstellen kann, kollabierte dabei zu einem n-dimensionalen Quantenschaum, der durch einen nichtlinearen Schmirgeleffekt eine phasenverschobene Raumdislokation auslöste, die einen örtlich unbegrenzten Austausch der Innen- und Außenseite des Schirms zur Folge hatte.

Die anschließende Eroberung und vollständige Vernichtung des Planeten Erde mit allen Bewohner, Unsterblichen und Klonelefanten hatte die sofortige Beendigung des Zyklus und die Einstellung der Serie zur Folge. Nur das beherzte Eingreifen des zuständigen Redakteurs, der in einer Nacht- und Nebelaktion bei allen ausgelieferten Heften die verräterische letzte Seite des Romans durch eine Werbeseite über Fußballpublikationen ersetzte, konnte dieses Armageddon der SF-Literatur abwenden.

Vorankündigung 2360: Das zweite Wunder von Terra

Die solaren Schimeisterschaften. Der Titel im Fußball mag an den Mond gegangen sein, aber bei der Alpinen Abfahrt

schlägt ein Bayer zurück.

Tei 2

Die drei wahrscheinlichsten Erklärungen für den wahrscheinlich fußballhältigsten Roman der nicht vom Fußballspielen handeln soll:

I) Die dramatische Erklärung

Der Anfang ist eine komplizierte Sache. Du musst wissen, dass wir das Jahr 2006 schreiben. Das bekannte Perryversum wird regiert vom Expokraten Feldhoff I.

In dieser Zeit ist die wertvollste Substanz im Perryversum das Expose. Das Expose erweitert den Horizont, das Expose schreibt Geschichte, das Expose ist lebensnotwendig für den Zyklus. Die Redaktion und ihre Autoren, die durch das Expose über die Jahrzehnte hinweg mutierten, verwenden das elektronische Word-Expose, das

Ihnen die Fähigkeit gibt, Logik und Plot zu falten und Elefanten in Raumschiffen zu verstecken. D.h. Geschichten zu erzählen, ohne sich dabei etwas denken zu müssen.

Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, dass das Expose nur an einem einzigen Ort am gesamten Globus existiert: einem wüsten, alkoholgetränkten Verlag mit lebensgefährlicher

Kantine. Versteckt im Umfeld des Verlages leben als

Leser bekannte Leute, die an eine uralte Prophezeiung glauben, dass ein Autor kommen werde, ein Erzähler, der ihnen die sinnfreie, kontextlose Geschichte bringen würde.

Der Verlag ist VPM, auch bekannt als … FC Perry.

Eingeschleuste miniaturisierte Leserspione berichten von einer Verschwörung im FC Perry.

Beteiligt sein sollen die folgenden Parteien:

Leo der Lukas, Herrscher über die abgelegene Provinz Vienna.

Uwe der Anton, grausamer Mickey Maus Fetischist und Anhänger des Teufelskult der Trekisten.

Robert der Feldhoff I, Papaschah des Verlages mit Sitz in Rastatt und oberster Hüter des Exposes.

Eben erst hat der Onkel des Bene Mieserich Orden, der ehrwürdige Frick, den Kronprinzen des Leo der Lukas,

Marcus, dem grausamen Test des Ordens unterzogen, ob er vielleicht der Auserwählte ist, der Kwisatz Haderlump.

Der fußballsüchtige Uwe der Anton, der nicht überwinden kann, dass er vor Jahren bereits einmal daran gescheitert ist, die universelle Herrschaft des Balles über das Perryversum auszurufen, der seitdem die friedlichen Protagonisten dieses Versums mit teuflischen Elefanten und liebeskranken Teenagern in den Wahnsinn treiben will, hat den Lukas Clan in die kosmische Fußballverschwörung verwickelt, indem er zuließ, dass dessen FC Graz Solarer Fußballmeister wurde.

Damit lenkt er die Aufmerksamkeit des Papaschah Feldhoff I von sich auf den viennesischen Herzog, um in Ruhe seine eigenen Tore und Schiedsrichter im Perryversum aufbauen zu können.

Dem Papaschah bleibt nur die Flucht nach vorne. Anstelle einer neuen Wissenschaftsakademie, einem neuen Überall-zugleich-Töter oder einem fernflugtauglichen Raumschiff erfindet er den FC Luna Levitator und ruft die immerwährenden Solaren Meisterschaften aus. Jeglicher technische Fortschritt und die Sehnsucht nach fernen Welten werden verboten, der Elfmeter wird zum Inbegriff des dramaturgischen Höhepunkts erklärt und der Schiedsrichter ersetzt ab sofort den überholten Rang des Residenten. Pepi vom Mond, Träger der goldenen Böcke mit caritüberzogenen Stollen wird zum neuen Protagonisten, der alte Rhodan kommt auf die Ersatzbank.

Der Papaschah plant damit das Wunder von Terra, Auszüge der Geschichte sollen beim Finale der Fußball WM 2006 in der Halbzeit gelesen werden.

(Blick in die Zeitkugel: Der Plan des Papaschah geht voll auf. Die Serie wird umbenannt in „Die größte Fußballserie der Welt“ von Franz Beckenbauer und Toni Polster. Der Onkel Frick wird zum Oberschiedsrichter, anstelle in irgendwelchen abstrusen Galaxien wird die Handlung  in den Strafraum verlegt, anstelle galaktischer Invasoren müssen feindliche Stürmer abgewehrt werden.

Allerdings werden der Druck und der Vertrieb der Serie im Winter 2006 per Notfallsverordnung verboten. Nachdem die Auflage die 50-Millionengrenze überschritten hat, droht die Schlägerung der letzten Waldbestände der Republik, um genug Papier zum Druck der Hefte herstellen zu können. Außerdem bricht der Warenverkehr aufgrund der endlosen Kolonnen von LKWs zum Ausliefern der auf täglichen Rhythmus umgestellten Serie zusammen.

Uwe der Anton wird ins Exil nach Entenhausen geschickt und dort als ungelernter Lilienzüchter angestellt. Zusätzlich muss er hunderttausend mal die Phrase „Korkerzieher-spirale des normalen Röhrenfeldes“ in seine nächsten Romane einbauen.

Leo der Lukas, und Anhang, dürfen in Vienna bleiben. Allerdings wird ihm untersagt, irgendwelche Romane außerhalb des Wiener Ernst Happel Stadions stattfinden zu lassen.)

II) Die juristische Erklärung

In juristischen Zeiteinheiten sehr bald nach der Publikation eines PR-Romans (knapp 6 Jahre) traf folgendes Schreiben in eine kleine, uns wohlbekannte Redaktion ein:

„…teilen wir ihnen mit, dass unser Klient, die ganz und gar nicht sagenhafte und höchst lebendige Lichtgestalt unserer Tage mit Befremden darauf aufmerksam gemacht wurde, dass ihr literarisches Periodikum „Perry Rhodan – Der Fußballspieler des Universums“ (oder so ähnlich) einen offensichtlichen Doppelgänger oder Schwindler engagierte, um die ansonsten dramaturgisch nicht hinreichend erschöpfende Geschichte um Mutanten, Teenager und Zeitschleifen aufzubessern. Zweifellos sollten damit arglose Leser getäuscht werden, dass die angesprochene Lichtgestalt eine zwar indirekte aber zentrale Rolle in der zudem schlecht recherchierten Aufbereitung eines zukünftigen Fußballspieles innehabe. (Es dürfte ihrem ansonsten geschätzten Autor entgangen sein, dass ein Fußballspiel nicht 100 Minuten sondern nur 90 reguläre Minuten dauert. Auch bestehen Mannschaften aus genau elf und nicht zehn Spielern. Eben dieses offensichtliche Nichtverstehen der einfachsten Spielregeln erweckt ohne jeden Zweifel in den Augen ihrer Millionen Leser den Anschein, dass mein Klient bereits an Alzheimer leidet und diese Regeln selber weder kennt noch einhält.)

Wahr ist vielmehr, dass mein Klient weder Vorbild noch historisches Idol einer Gruppe von Fußballbanausen sein will. Weder liegt in seiner Agentur eine Anfrage nach einem entsprechenden Werbeauftritt vor, noch hat oder hätte er eine solche positiv beschieden.

Damit handelt es sich eindeutig um einen Fall von Raubwerbung und Raubauftritt.

Der meinen Klienten dadurch entstandene Imageschaden ist in Ziffern kaum zu bewerten, geschweige denn die ständigen Anrufe und Autogrammwünsche der mutmaßlich völlig verrückten Leser ihrer Serie.

Impertinent und unverfroren ist auch die implizite Aussage ihrer Serie, dass mein Klient in ihrer NGZ genannten Neuzeit nur noch eine historische Gestalt  und _nicht_ der ewige Präsident des terranischen Fußballverbandes sein soll. Sowie die angedeutete Herabwürdigung seiner Leistungen, da er anscheinend im Gegensatz zu irgendwelchen Mutanten, Ehefrauen und Kindern ihres fußballuninteressierten Helden keines ZAs für würdig empfunden wurde. Wer wenn nicht er sollte von einer so genannten Superintelligenz, also zweifellos einer Wesenheit, die ein gutes Fußballspiel zu schätzen weiß, auserwählt werden, Träger eines persönlich geeichten Vitalspeichers zu sein, und seine Gene auch in den kommenden Jahrtausenden der Menschheit zur Verfügung zu stellen.

(Nebenbei gesagt ist es ihrem Handlungsplaner ohnehin entgangen, dass in ihrer Zukunft, 3000 Jahre von heute entfernt, 99,6% aller Menschen genetische Nachkommen meines Mandanten sein sollten.)“

[Überspringen wir 243 weitere Erläuterungen, auf welche Weise der Klient durch den unautorisierten Auftritt im Roman „Die Lichtgestalt“ psychischen und finanziellen Schaden erlitten hat.]

„Eine angemessene Entschädigung für die oben genannten Verfehlungen ist ohnehin nicht vorstellbar. Es ist seit jeher Usus meines Klienten, seine Person nur für unmittelbar fußball- und golfbezogene Themen zur Verfügung zu stellen. Unsere eher symbolhaften Forderungen erstrecken sich daher auf die Auslieferung der beteiligten Autoren und ihre Zwangsverwahrung an einem von meinem Klienten zu bestimmenden Ort, bis sie ein ihm genehmes Hohelied an die tatsächliche Lichtgestalt in Form einer Ballade von nicht weniger als 150000 Strophen, geschrieben in klassischen Jamben, fertig gestellt haben. Weiters die Zahlung eines Schmerzengeldes in Höhe des 75-fachen

Defizits des jährlichen Bundeshaushaltes…“

Der Rest ist Schweigen.

Der Verlagsjurist schüttelt den Kopf. Eine Anfrage bei einem Strafrechtsexperten über die juristische Auslegung eines verlagsseitig verordneten Harakiris aller Beteiligten bringt nur eine 5% Wahrscheinlichkeit einer Senkung des Forderungen.

Manuskripte werden vernichtet, Exposes ausradiert, Autoren verlangen, dass ihre Romane anonym gedruckt werden.

Das Ende der Serie ist da. In einem letzten verzweifelten Aufbäumen plant der Expokrat die Flucht nach Ahandaba. Mit Sack und Pack und Kollegenschar und Redaktion und Lektor und Drucker und Lieferant und Risszeichner wird der Exodus in ein geheiligtes Land weit, weit weg vorbereitet.

Das Ende?

Nein, denn die Lösung ist doch so offensichtlich und einfach…

Wenn die Lichtgestalt nicht zur Serie kommen will… dann muss die Serie halt zur Lichtgestalt kommen.

„…seine Person nur für unmittelbar fußball- und golfbezogene Themen zur Verfügung zu stellen“  heißt es im Forderungsschreiben.

„Eigentlich war Fußball doch schon immer ein zentrales Thema in der Serie…“

„Es wurde halt nur nicht so direkt angesprochen.“

„Sogar unsere Raumschiffe sind fußballförmig…“

„Und die Köpfe der Haluter!“

„Eigentlich sind Crest und Thora damals zur Erde gekommen, um sich die damalige Fußball-WM anzuschauen. Sie haben halt nur keine Karten mehr bekommen. Und sind aus Ärger gegen einen Mondkrater geflogen…“

„Ja, diese Suche nach dem ewigen Leben… nur eine Ausrede, damit nicht rauskommt, dass sie tatsächlich Karten an der Tageskassa kaufen wollten.“

„Und die MdI… eigentlich eine abtrünnige Fußballmannschaft. Mit Mirona Thetin als Frau vom Kapitän, irgendeine Exsängerin einer Girl-Band, die halt reich, schön und bekannt geworden ist…“

„Alaska… der war kein Transmittergeschädigter, der war der kommende Stürmerstar, bis ihm ein Ertruser den Ball direkt ins Gesicht geschossen hat.  Alleine von der Masse her war diese Cappin-Geschichte immer schon eine Ausrede, um die Leser nicht vom Fußballspielen abzuhalten… weil es so gefährlich sein kann…“

„Aber unsere Leser sind mit uns gewachsen…“

„Reifer…“

„Älter…“

„Bereit…“

„…für das Gesetz!“

“Kosmokraten und Chaotarchen…”

“Die Mannschaften im Endspiel der Kosmischen WM.”

„Die HI nur eine kosmische Werbeaktion. Damit die Völker zu Hause bleiben, und sich in Ruhe die Übertragung anschauen. Außerdem ein Bandbreitenproblem. 13 Trilliarden Galaxien, mit

5000 auswählbaren Kamerapositionen, im Ultrahypersupertakt simultan übertragen, das kostet schon ein paar Frequenzen, da musste man halt ein wenig Saft von den für den Individualverkehr reservierten Leitungen nehmen…“

„DAS GESETZ will es so. Ist ja ohenhin nur einmal alle vier universellen Jahre…“

„Jetzt muss PR nur noch erfahren, dass seine eigentliche Funktion, seine Bestimmung, für die er all die Zyklen und Jahrtausende hinweg vorbereitet wurde, die des… Schiedsrichters ist.“

„Perry Rhodan – der Schiedsrichter des Universum. Endlich dürfen wir mit dem echten Untertitel der Serie rausrücken, ohne die Pointe vorschnell zu verraten.“

„War übrigens gar nicht einfach, diesen Rhodan ausreichend zu motivieren, endlich ein wenig Interesse für diesen herrlichen Sport zu zeigen.“

„Ja, ich hätte nie gedacht, dass wir ihm TRAITOR auf den Hals hetzen müssen. Ihn im Sonnensystem einsperren müssen.“

„Und mit einem Elefanten als neue Hauptfigur drohen müssen…“

„Aber jetzt… aber jetzt…“

„…jetzt dürfen wir…“

„…endlich relevante aus dem Leben gegriffene Romane schreiben…“

„…nicht mehr diese komischen Sachen mit den Datenblättern, die keiner versteht…“

„… den ganzen Fremdwörtern…“

„… die sich Rainer dauernd ausdenkt…“

„… einfach Fußball…“

„… einfach TOOOR….“

„Erklärt mir einer diese Abseitsregeln?“

(Blick in die Zeitkugel:  Und so schrieb der Expokrat höchstpersönlich den ersten Roman der neuen großen Fußballserie. Ein paar nörglerische Uraltleser hatten vom vielen Sinnieren über Zwiebelschalen und Käfigtransmitter zwar vergessen, was ein Fußball ist und gaben ihre üblichen entbehrlichen Kommentare von der unbeachteten Loge von sich, aber Millionen Fußballfans stürzten sich auf die Abenteuer des „Fußballspieler des Universums“ und konnten gar nicht genug davon bekommen.

Die Klage der Lichtgestalt wurde zurückgezogen, statt dessen erhielt er eine Hauptrolle als ER, die geistige Verschmelzung aller Tore, die je geschossen wurden.

Eine Dämpfer erhielt die Serie erst, als die Print-Süchtigen eines Tages entdeckten, dass sie derart von den Heften in den Bann gezogen worden war, dass sie glatt das Endspiel der aktuellen Fußball-WM verpasst hatten, in dem die Heimmannschaft doch tatsächlich…  Aber so genau will das sicher niemand wissen…)

3. Die persönliche Erklärung

„Mir war danach…“

Ausspruch, Robert Feldhoff, Expokrat,zugeschrieben

Bonus-Erklärung:

„Das trauen die sich kein zweites Mal!“

Prophezeiung eines Lesers nach der Lektüre des Heftes „Die Lichtgestalt“

 

Rezension

 

Dieses Visier wurde verfasst von Rudolf Thiess