Sprachnörgeleien 2210
Zugrunde liegender Roman: Leo Lukas - Der Ilt und der Maulwurf
Titelbild
Entbehrt zumindest nicht einer gewissen Dynamik. <g>
Klasse
S.7: „sehr blasses Rattengesicht“
Gemeint ist Mole, der Maulwurf. <bg>
S.34: „sein Planhirn meldete sich gleichwohl...als unzuständig ab.“
Erfrischend, nachdem diese Situation schon so oft andersherum geschildert worden ist. <g>
S.35: „Nach Atem ringend, aus zahlreichen Wunden blutend, nachgerade amüsiert.“
Eins von Dutzenden Beispielen für Formulierungen, die auf den ersten Blick absurd wirken, im Text dann aber immer weitgehend logisch erklärt werden. Ein beständiges Herausreißen aus Lesegewohnheiten, das einen wesentlichen Reiz des Romans ausmacht. <st> <st>
S.46: „silbern, golden und in Farben, für die er keine Bezeichnung kannte“
Danke, dass man als Leser auch in ganz einfachen Dingen mal ein wenig seine Phantasie spielen lassen darf. <g>
Wie bitte?
S.7: „war schon dabei gewesen, als der SPEICHER angelegt worden war. Also unmittelbar nach der Besetzung des Planeten durch die Arkoniden.“
Wurde nicht in einem der vorhergehenden Romane ausgeführt, dass die Anlage des SPEICHER noch aus der Zeit stammt, als Hayok zum terranischen Hoheitsgebiet gehörte und man Vorsorgemaßnahmen traf, da die Ansprüche der Arkoniden immer lauter vorgetragen wurden? Das wäre zumindest auch logischer. :-/
S.27: „Jedenfalls vermochte ihn Gucky nicht zu lokalisieren, weder direkt noch indirekt über die Sinneswahrnehmungen seiner Unterläufel.“
Ratlosigkeit. Ein Fachbegriff der Parapsychologie? Ein regionaldialektisches Wort? Ein Druckfehler? Wenn ja, von was abgeleitet? Hasenläufe, Schachläufer, Unterteufel? Verwirrung. :-o
S.38: „Eilends schaltete der Maulwurf die Restlichtverstärker seiner Brille aus und die Sonnenblenden an.“
Das überzeugt nicht, selbst wenn es ein gewollter Anachronismus sein sollte. Die Brille stellt im Roman einen Zaubermechanismus dar, ihre Funktionen können hier gar nicht alle aufgezählt werden, aber sie soll plötzlich nicht in der Lage sein, ihrem Träger adäquate Sicht zu gewährleisten. <sn>
S.43/44: „‚Eine Hand voll...Arkoniden’, flüsterte er.......Zwei weniger, dachte der Haluter.....Bleiben vier und Shallowain.“
Wenn Gucky vage ‚eine Hand voll’ espert, weiß Icho, dass es sich um ‚sieben’ handelt. An welcher Hand orientiert er sich da? <g> :-?
S.49: „Mehrmals waren sie von herumstreunenden Tieren angegriffen worden, und nur Eiklpalins Traktorstrahl hatte sie davor bewahrt, als Sättigungsbeilage in den Nahrungskreislauf des Zoos eingegliedert zu werden.“
Wer sind diese ‚sie’? Für den Maulwurf mag die Aussage zutreffen, aber der Roboter dürfte wohl kaum von einem dermaßen zweckbestimmten Schicksal bedroht gewesen sein. Ein zumindest fragwürdiger Plural. <bg>
S.59: „Der Ilt schüttelte den Kopf. Ihm war vollkommen klar, dass Shallowain an seiner Stelle keinerlei Gewissensbisse gezeigt hätte. Aber genau das machte eben den Unterschied zwischen Terranern und Arkoniden aus.“
Da es hier um die Ermordung eines Menschen geht, ist dies eine viel zu starke Verallgemeinerung.
Auch wenn offensichtlich im Perryversum ein Krieg oder eine militärische Auseinandersetzung bevorsteht, sollte Gucky in der Lage sein, nicht in Volksverhetzung zu verfallen. Das widerspricht früher geäußerten Zielen der Serie doch erheblich. <sn>
Sprachschnitzer
S.9: „trabte hinter seinem Vorgesetzen her“
Die früher mal geäußerte alberne Spekulation, dass fehlende Buchstaben auf ein nahes Ende des Beschriebenen hindeuten, wird zumindest in diesem Roman nicht gestützt. ;-)
S.37: „sie behinderten sich gegenseitig nicht nur nicht...“
Unschön. Durch einen Relativsatz hätte man hier die Doppelung des Nichts vermeiden können. :-/
S.51: „Obwohl er selbst lang und viel darüber nachgedacht hatte“
Dabei konnte allerdings auch nichts herauskommen. Da hätte er schon ‚lange und viel’ oder ‚lang und breit’ nachdenken müssen. ;-)
S.54: „Er roch und schmeckte die Unterschiede mehr, als er sie sah und hörte.“
Ist da wirklich die Zeitangabe ‚gleichzeitig’ gemeint? Oder sollte das eingeschobene Wörtchen ‚dass’ gar fehlen? :-? <g>
S.57: „Mole blieb keine Zeit zu triumphierend.“
Das ist auch gut so, denn ‚zu triumphierend’ ist per Definition ein schlechter Zustand. <g>
S.58: „Wie auf einer fotografischen Aufnahme aus der Frühzeit der terranischen Raumfahrt im Entwicklerbad...“
Wer sich verdutzt fragt, was die Raumfahrt im Entwicklerbad macht, dürfte sich auch wünschen, dass das Entwicklerbad im ganzen Satz ein Stückchen weiter nach vorne rutschen soll, z. B. hinter die Aufnahme, auf die es sich bezieht. <g>
S.60: „Und es ist noch gar nicht lange her, da wäre ich daran buchstäblich zerbrochen, in zwei grundverschiedene, miteinander ringende Persönlichkeiten.“
Wäre er, wenn nicht.....Ja, aber was denn? Da wurde wohl etwas weggekürzt, was den Satz nun ziemlich unvollständig aussehen lässt. <g>
Ganz erstaunlich
S.17: „sagte Icho mit der Wärme eines Lawinenabgangs.“
Einer solchen Beschreibung steht der Flachlandtiroler relativ hilflos gegenüber. Wie warm ist denn so ein Lawinenabgang? Bei einer Schneelawine vermutlich nicht ganz so wie bei einer Gerölllawine, die doch noch erheblich mehr Reibungshitze entwickeln dürfte. Aber zumindest darf der Laie vermuten, dass die Wärme oder Kälte je nach Abgang ziemlich variabel ist und diese Aussage deshalb wenig Informationswert hat. :-/
Schlusswort
Ein Roman, den man langsam lesen sollte. Es gibt so viele Stellen, die zum Amusement oder auch zum Nachdenken reizen, dass es über weite Strecken ein Genuss ist. <st> Allerdings leidet der Gesamtzusammenhang auch ein wenig unter dem Eindruck, dass noch sehr viel mehr Ideen im Hintergrund stecken geblieben sind, weil einfach nicht genug Platz für sie vorhanden war. Der mangelnde Platz ist wohl auch der Grund, warum die Zusammenführung der getrennten Szenarien zum Schluss merkwürdig flott daherkommt. :-p
Und noch eine Nachbemerkung: Muss meinen letztens geäußerten positiven Eindruck von der LKS nach der vorliegenden leider zurücknehmen. Zitat: „Ein Fazit lässt sich schon jetzt ziehen. ‚Der Sternenozean’ ruft allgemeine Begeisterung hervor.“ <übel>