Sprachnörgeleien 2215

Zugrunde liegender Roman: Horst Hoffmann - Der Schohaake

Titelbild

Schön, Osterinseln on ice <st>

Sprachschnitzer

S.5: „die Technologie der Gegenwartwart“
Der verborgene Sinn dieser merkwürdigen Bezeichnung konnte mit der Technologie heutiger Zeit dechiffriert werden. Für den Kundigen steht hier eigentlich: ‚Luther schoss gegen den Torwart der Wartburg 96 Thore’. <g>

S.21: „Menschen hatten hier wenig zu suchen.“
Es sei denn zu Ostern, weil dann das Angebot etwas üppiger ist? Oder im Klartext: Die übertragene Formulierung, dass jemand irgendwo nichts zu suchen hat, kann man nicht beliebig abwandeln. :-/

S.21: „auch wenn die vereiste Schneedecke immer weniger wurde.“
Die Decke wurde weniger. Was soll das denn sein? :-/ Diese schräge Ausdrucksweise ist um so erstaunlicher als kurz darauf im Text ein offensichtlich ähnlicher Sachverhalt sprachlich sehr schön und korrekt beschrieben wird: „schmolz die Schneedecke zu kleinen Inseln zusammen und je tiefer sie kamen, umso seltener wurden sie“. <st>

S.30: „Dass ich noch lebe, war reines Glück.“
Bei der gewählten Zeitform, dürfte es sich um das berühmte ‚Interview mit einem Toten’ handeln. <g>

S.38: „Rechts und links des Weges wuchsen niedrige Gewächse...“
Was nicht wirklich überrascht, denn das ist die übliche Tätigkeit von Gewächsen. .-/

S.43: „wenig Luftverkehr, was umso verwunderlicher wurde, je weiter sie dem Zentrum der Riesenstadt kamen.“
Näher – weiter? Scheint zumindest eine extravagante Flugroute anzudeuten. <g>


Wie bitte?

S.43: „Terrania war das Zentrum der Liga Freier Terraner“
Sprachlich nichts daran auszusetzen. Eine selbstverständliche Aussage im Perryversum. Dennoch sollte man im Licht der Diskussion um die Zukunft der LFT auch einen Moment über Sprachinhalte nachdenken. Warum heißt die so? Ist das noch zeitgemäß? :-?
’Terraner’ als Hauptvolk im Namen? Oder besser ‚Menschen’? ‚Humanoide’? :-?
Und vor allem: Was meint ‚frei’ in diesem Zusammenhang? Frei wovon? Frei wofür? In Abgrenzung von anderen, ‚nicht freien’ Terranern? Oder ist nur der westliche Freiheitsbegriff heutiger Zeit gemeint, sich auch mal bei Nachbarn einzuladen, die auf den Besuch gar nicht so scharf sind? :-? ;-)
Vielleicht besteht ja jetzt eine Möglichkeit, künftige Zusammenschlüsse menschenbewohnter bzw. dominierter Planeten treffender zu benennen.

Ganz erstaunlich

S.9: „’Kopfschmerzen...Ob sie mit dem Phänomen Gon-Orbhon zusammenhängen?’ ‚Es ist nicht auszuschließen, aber nur durch das zeitliche Zusammentreffen kann keine sichere Wirkungskette erstellt werden.’“
Ein zeitliches Zusammentreffen allein ist kein Beleg für einen kausalen Zusammenhang. Soweit richtig. Aber um eine Kette bilden zu können, müssten es wohl doch mehr als zwei Dinge sein, die da zusammenhängen – im vorliegenden Fall könnte man höchstens über Wirkungsohrringe spekulieren. <g>

S.4/S.21: „Der Schnee, eigentlich viel zu früh, für diese Jahreszeit...“ „Der Winter hatte erst die oberen Berghänge fest im Griff, hier unten rang er mit dem Herbst.“
Also was für eine Jahreszeit ist das denn nun eigentlich, für die der Schnee zu früh ist? Der norwegische Winter? Kann doch wohl nicht sein. :-/

S.55: „Sie klopfte Tifflor zum Abschied gegen den Ärmel und ging zur Tür.“
Empfehlung: Mal im normalen Leben ausprobieren. Also, nicht einen Klapps gegen den Arm sondern nur gegen den Ärmel und dann auch noch klopfend. Am besten bittet man den zu Verabschiedenden, seinen Arm mitsamt weitem Ärmel auf den Tisch zu legen, damit man auch einen Widerstand zum Klopfen bekommt. <bg> Bessere Vorschläge?

Schlusswort

Angenehmer Roman, nett und flüssig zu lesen. <st>Besonders Alexanders quälende Alkoholabhängigkeit kommt gut über. <st>
Allerdings gerät eine Episode extrem unglaubwürdig: Die Erlegung des Bären und ihre Begleitumstände.
Da überlegt, Alexander, dass er Fleisch schießen muss, um zu überleben. Zwar möchte er keinen Bären erlegen, aber ohne Fleisch wird er sterben. Als er nun zwei in Pelze gehüllte Gestalten mit Bärten sieht (die also exakt so aussehen, wie er selber – und vermutlich auch ganz schön hungrig sind) definiert er sie als Wilderer und sich selbst als den guten Helden. <sn>
Die Beiden im Angesicht eines verwundeten Bären zur Niederlegung ihrer Waffen aufzufordern und sich dann zu wundern, dass die nicht einverstanden sind und sich wehren, ist wohl der Gipfel der Naivität. <sn>
 Nachdem er die Zivilisation wieder erreicht hat, verliert er kein Wort mehr darüber, dass er zwei von ihm getötete Menschen zu melden habe.<sn>
Nee, also wissen’se, also neee. B-(

Metadaten

Diese Nörgelei wurde verfasst von Kritikaster

Die aktuelle Version wurde am 31. März 2008in die Datenbank eingepflegt

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