Im Visier 2200

Zugrunde liegender Roman: Robert Feldhoff - Der Sternenbastard

Plot | Teil 2 | Rezension

Vorbemerkungen und Plot

Nachdem Manfred sein Nachbetrachtungsservice leider eingestellt hat, gibt's diesmal halt meine nachgeschobenen Gedanken zum Heft der abgelaufenen Woche.

Gnadenlos, vernichtend, dem Jargon der psychotischen Nörgler der NG angepasst, absolut obje.. äh.. subjektiv, und keinen anderen Herren als meinen unter- und be-wussten Egos gehorchend.

Formales:

Auch wenn das TiBi nicht ganz dem entspricht, was ich mir unter einem zünftigen PR-TiBi, noch dazu Jubiläums-TiBi vorstelle, gefallen mir die Schulzen Farben und sein Bildaufbau (meistens) sehr gut. Wenn er nicht gerade Ascari verstümmelt, kann er doch tatsächlich Menschen malen. Also trotz des Mädchenherzens- Brechers durchaus gelungen. (Sentimentale Erinnerungen an so manches Bruck'sche Weltraumdiorama...)

Die Nennung des Autoren am Titel war längst überfällig. Dass mir der Untertitel im Bild fehlt ist sicher mehr Nostalgie und Gewohnheit als "Notwendigkeit".

Die "neue" Seite Drei wird hoffentlich noch mal überarbeitet. Der übergroße Schriftzug samt PR-Logo erschlägt die Handlungs- vorschau in der unteren Seitenhälfte.

Das Poster war in Ordnung, die fehlende Legende, die in vier Wochen nachgeholt werden soll, aber nicht gerade kundenfreundlich.

Die Textbeilage, anstelle eines Reports... die ausgesuchten Gucky-Bilder sind selbst in S/W schön zum Anschauen und wecken alte Erinnerungen. Wie schrecklich der Text dazu war, habe ich schon ausführlichst "benörgelt", da will ich nicht noch nachsetzen. Ist abgehakt, aber weder vergessen noch vergeben.

Schade, dass gerade in einem Jubi-Band die LKS gestrichen wurde. (Und falls in 2201 wieder der Alltag einkehrt, hat die LKS eine Seite eingebüsst und muss sich nun mit deren 3 begnügen.)

 

Plot | Teil 2 | Rezension

Tei 2

 

Plot | Teil 2 | Rezension

Rezension

Positives:

Natürlich gibt's auch nette Dinge über Roman und Heft zu sagen.

RF hat eine nette, im Großen und Ganzen nachvollziehbare Geschichte angeboten, die durchgehend (vom Epilog abgesehen) aus der Sicht des heranwachsenden Kantirans geschrieben ist. Das macht das Heft extrem einsteigerfreundlich. Auch der Tor Parziva... äh... Kantiran hat keine großen Kenntnisse vom Perryversum, Schritt für Schritt darf der unbedarfte Leser das Setting zusammen mit ihm kennen lernen.

Wenn das das Hauptanliegen Feldhoffs war, hat er seine Aufgabe gut erfüllt und sich von KNF wohl ein Extralob eingehandelt.

Das ganze ist durchaus angenehm zu lesen, und die paar Extraseiten erlauben es, ein bisschen Lokalkolorit zu verbreiten.

Im Gegensatz zum trashigen und leider sehr missglückten Heft 2100, das mehr trashig und lieblos, fast mechanisch, hingeschrieben wirkte, liefert der Expokrat diesmal einen Roman ab, der vom richtigen Blickwinkel betrachtet sicher gelungen ist.

Kantiran wurde angenehm sympathisch beschrieben, man lernt ihn im Verlauf der Handlung besser kennen als so manche alteingessene Figur.

Keine bösen Invasoren stand "Hab Acht" vor der Milchstrasse.

Das liebe, nette kuschelige Schmusetier (mit dem Hang zum Zerfleischen von Mascantinnen) hat nicht überlebt. (Puh, Schwei... äh. Elefant gehabt!)

Aber... natürlich gibt's ein aber! Es ist halt nicht _mein_ Blickwinkel.

Neutrales:

Ich habe schon mal geschrieben, dass mich die Leseprobe zum Heft nicht wirklich angesprochen hat, dass ich dabei nicht motiviert wurde, mir sofort das Heft selbst zu kaufen und gleich weiterzulesen. Mehrere Tage lang ist diese 100er Nummer bei mir am Tisch gelegen, was noch bei keinem der "live" miterlebten runden Nummern geschehen ist.

Das sagt weniger über das Heft und seinen Inhalt aus, als über mich und meinen Geschmack. Während der äffische Overkill und die verpatzte Einführung von Ascari in 2100 _echte_ Romankiller waren, ist die betuliche Geschichte des heranwachsenden Stallburschen, der sich als Erbe eines galaktischen Königpaars entpuppt, genau das. Eine betuliche Geschichte zum Entspannen. Die sich wunderbar nebenbei lesen lässt, dem Leser nichts abverlangt, ihn aber auch nicht beleidigt oder langweilt.

Schöne Momente in dem Roman sind, wenn RF Begriffe aus dem Perryversum in Hülle und Fülle einstreuen kann, die bei Altlesern gewisse Assoziationen und Erinnerungen wecken, und die für Neuleser einfach exotische Namen für "Dinge" und "Aliens" sind, die keine besondere Bedeutung haben.

Der Langzeitleser fühlt sich dann heimisch. Aber zumindest ein mir sehr nahe stehendem Leser, dessen Spiegelbild mich jeden Morgen kurz erschrecken lässt, fühlte sich auch nicht _mehr_ als heimisch. Ein besonderes Flair kam nicht, auch nicht das Kribbeln, unbedingt wissen zu müssen, wie es in der nächsten Woche weitergeht.

Kantiran war sympathisch, aber so wie Parzival hat er im gesamten Roman viel zu wenige Fragen gestellt. Für einen wie dauernd erwähnt aufgeweckten, überintelligenten jungen Mann war er erstaunlich zurückhaltend und wenig neugierig.

Negatives:

Auf zwei Hefte aufgeteilt, eine kleine Nebenhandlung über die versuchte Aktivierung des Extrasinns eingebaut, wäre die eine angemessene Einführung für eine in weiterer Folge handlungsbestimmende Figur gewesen.

Für einen Jubiläumsband, für den Auftakt eines Zyklus, war die Geschichte ein wenig "provinziell", ein wenig bieder und hausbacken. Kein großer Einblick ins Perryversums, kein Blick durch das Fischauge in ein brodelndes Universums im Umbruch. Kein Knalleffekt, keine Andeutung, wohin die "Reise" in diesem Zyklus gehen wird. (Wie weiter oben erwähnt, war das wohl Teil der Aufgabenstellung. Nichtsdestotrotz war ich dennoch "enttäuscht".

Dem Einsteiger gaukelt der Band wohl ein Perryversum vor, das einfacher und "kleiner" zu sein scheint, als es tatsächlich ist. Der erfahrene Leser sieht nur eine nette Geschichte von geringer Originalität, nichts, was er in ähnlicher Form nicht schon oft genug gelesen hat. Weder das große Abenteuer noch die grüneren Weiden jenseits der bekannten Wiese locken. Ein paar eher kleinlaute Intrigen ersetzen großes "kosmisches" Flair. Auf ein paar Bildschirmen und bei einem kurzen Besuch in der galaktischen Zirkusarena auf Arkon erfährt man ein paar kleine Schnipsel von der großen weiten Welt.

Für den Einsteiger ein Hineinschnuppern, für den Kenner nur das Herzeigen eines Zuckerstückes, das dann gleich wieder weggepackt wird. 20 Jahre vergehen, aber kaum eine der Fragen, die interessieren wird angesprochen, geschweige denn beantwortet.

Was ist mit dem Sternentor? Gibt es noch Kontakte nach Tradom? Wie schaut's jetzt tatsächlich mit den Machtverhältnissen in der Milchstrasse aus? Kristallschirme, Nadlerwaffen und technisches Know How aus Tradom, wie weit es nun in der MS verbreitet? Wie hat sich das Alphamännchen Atlan nach seiner Rückkehr in die Lage eingefügt? Was ist mit den Aarus, den beiden Algorrianern? An einen unbekannten Ort zurückgezogen, oder betreiben sie intensive Forschungen? Im Auftrag der Terraner, der Galaxis als solcher oder nur auf eigene Faust? Wie ist das Verhältnis PR und Ascari? Gibt es ein solches überhaupt noch? Wer leitet die USO?

Natürlich lässt sich nicht alles gleich im ersten Band eines Zyklus beantworten, aber ein wenig in diese Richtung hätte eine Doppelnullnummer schon gehen können.

(Aber wie gesagt: Im Gegensatz zu 2100 wird 2200 später nicht zu schwächsten Heften des Zyklus gezählt werden. Diese Prognose wage ich zu stellen! ;-) )

Fehler, Patzer, oder nur ein begriffsstutziger Leser:

Seltsamer Plan, den Bostich und Ascari da geschmiedet haben. Leicht möglich, sogar sehr wahrscheinlich, dass sie Rhodan mit einem ihm vorher nicht bekannten Kind persönlich unter Druck setzen können. Aber es wäre völlig überzogen zu glauben, dass sie Rhodan damit _politisch_ erpressen könnten. Rhodan ist, zumindest im Kontext des Perryversums und der Verfassung Terras, eben nicht die LFT oder die Flotte der LFT. Auch wenn er persönlich leidet, würde er im Interesse seines eigenen Kindes (zu dem er nicht mal eine persönliche Beziehung hat) wohl kaum die LFT unter das Protektorat Arkons stellen, würde kaum die LFT-Flotte verschrotten lassen oder in einer eventuellen Schlacht hunderttausende Terraner opfern.

Oder soll der Skandal um ein uneheliches heimliches Kind den Residenten eines Tages sein Amt kosten. (_Das_ wäre dann wieder ein Zeitpunkt sich zu überlegen, ob ein Weiterlesen sich noch lohnt.)

Kantiran als Doppelagent irgendwann mal an Rhodans Seite? Wie naiv soll der 3000 Jahre alte Mann denn noch werden? Und alle seine Berater und Freunde? Würde man den Warner und Nörgler Atlan vorher in die Wüste schicken? Wenn schon nicht der erste, so würde es zumindest der zweite Gedanke sein, in einem solchen Fall eine Hinterlist oder eine Falle zu vermuten.

Wie alt ist (war) Kantirans Freundin Thereme? Auch auf Arkon wird Kinderarbeit wohl eher unüblich sein. Leibschneiderin und Spezialschneiderin eines arkonidischen Mächtigen wird man wohl kaum nach Absolvierung der Pflichtschule. Erkenne ich da eine Tendenz im Perryversum, dass sich reifere Frauen männliche Kinder als Gespielen halten? Wie sieht es eigentlich mit dem Minderjährigenschutz im Perryversum aus? ;-) (Mondra - Trim, Raye Corona - Zim, jetzt Thereme - Kantiran)

Warum war der Mord an der jungen Frau derart dilettantisch durchgeführt? Eine Mascantin schafft es nicht, einen _Unfall_ täuschend echt zu inszenieren? Die Spur zu den Ausführenden lässt sich innerhalb weniger Stunden zurückzuverfolgen? Von einem Kind?

Jemand (hier oder im NGF) hat bereits die Möglichkeit angesprochen, dass dieser Mord ja der USO oder dem terranischen Ligadienst hätte in die Schuhe geschoben werden können, um Kantiran noch fester zu binden. Aber die Handlung sollte wohl betont einfach, geradlinig und schnörkellos sein.

Eine Mascantin wird angegriffen, lebensgefährlich verletzt. Sollte da nicht sofort von einer automatischen Überwachungs- anlage Alarm gegeben werden? Ascari hängt doch sicher an ihrem Leben und muss jederzeit mit einem Attentat rechnen. Und warum wird das _beträchtliche_ Vermögen, das Kantiran zur Verfügung steht, nicht sofort "eingefroren"?

Der Bastard ist bekannt, dass er seinen Mitkadetten und Mitschülern die Nase einschlägt. Seltsam, dass da die ganzen hochwohlgeborenen Höchstedlen Eltern aus Arkons Adelfamilien nicht auch ein Wörtchen mitzureden haben. Und den Hinauswurf des halben Terraners verlangen. Dann mögen Bostich und Ascari zwar ihre schützenden Hände über ihn halten, aber das macht den unbekannten Jungen sehr interessant in den Augen aller Intriganten. Oder Terras. Oder der USO. Bostich wird nicht nur Freunde haben. Die sollten das Leben des Jungen dann schon zurückverfolgen können.

Und eine Frage zum Abschluss: Schon wieder wird Rhodan als ehemaliger Erster Terraner bezeichnet. Ja, war er das wirklich einmal? Ich will nicht durch hunderte alte Hefte blättern, aber soweit ich mich erinnere hatte von allen Unsterblichen nur Tifflor jemals diese Ehre.

Oder haben die KK auch an der Geschichte gedreht. Und die MARCO POLO war tatsächlich in M87. Bully hat Mirona Thetin getötet. Ovaron lebt im Exil auf Olymp. Tifflor und Dao sind ein Pärchen. Und Lemy Danger war der Chef der Thunderbolts...

Fazit:

Abwarten und Tee trinken. Der Roman hat nicht dazu beitragen, meine Erwartungshaltung bezüglich des Zyklus' zu verbessern, er hat sie aber auch nicht sinken lassen. Kein Ärgernis, neutral betrachtet hat er die vermuteten Anforderungen von Redaktion und Verlag in hohem Maß erfüllt. Selbst wenn ich mich beim Lesen manchmal unangenehm alt fühlte, so als hätte ich mich in DSDS oder Starmania verirrt.

Der/die Knaller mögen ja noch kommen. Wenn auch nicht in der nächsten Woche.

Spoiler zur ersten Seite von

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Denn dort packt mich schon im dritten Absatz die Gänsehaut, denn dort ... "schlägt der Orkan meines Entsetzens ... mich durch die Stürme eines virtuellen Ozeans aus Blut." Dort gibt es ein ... "Keuchen und Wimmern, ausgestoßen im Schmerz des nahen Todes."

So schnell habe ich auf dem Weg von der Trafik (Kiosk) zur Kantine noch nie ein Heft schnell wieder zugeklappt.

Aeh.. ernsthafte Frage! Soll ich mir den Rest wirklich noch antun? Ich bin nämlich auch nur ein sensibler, verletzlicher Leser mit lange eingebranntem Sprachgefühl. Hat Hanns Kneifel eine Parodie geschrieben? Ist das nur ein Ausrutscher? Geht's in diesem Stil weiter?

Fragen, lauter Fragen. Vielleicht ein paar Antworten in einer Woche... vielleicht...

 

Metadaten

Dieses Visier wurde verfasst von Rudolf Thiess

Die aktuelle Version wurde am 01. Oktober 2006 in die Datenbank eingepflegt

Dieses Visier wurde 5741 mal aufgerufen.

 

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