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Im Visier 2247
Zugrunde liegender Roman: Uwe Anton - Attentat auf Hayok
Vorbemerkungen und Plot
Plot:
Nach dem ungeheuerlichen Attentat auf Hayok, dem bedauerlicherweise die Lieblingsbar einiger Protagonisten zum Opfer fiel, versammeln sich alle unsere Weltraumrecken in der fuer den langen Weg nach Magellan umgeruesteten RICHARD BURTON und stimmen zum Abschied von Hayok ein froehliches Liedchen an. Sehr deutlich ist die jugendlich frische Stimme des Erben des Erben des Universums im Vordergrund zu hoeren:
"Muss i' denn, muss i' denn zum Staedtele hinaus, Staedtele hinaus und du mein Gfrast kommst mit..."
"sind au' drauss der Maedele viel, Maedele viel lieber Schatz, i' bleib dir treu. Denk du nett wenn i' a and're seh No sei mei Lieb' vorbei."
"Uebers Jahr, uebers Jahr, wenn mer Schurkele verhau'n, Schurkele verhau'n, stell i' hier mi' wiedrum ei'"
Vermutlich haetten unsere Terraner, denen demnaechst unerwartete neue Vorfahren/Nachfahren ins Haus stehen, bis zur naechsten Umblende in diese Handlungsebene in 8 Wochen gesungen, waere nicht der laestige, kratzende Staub all der zerfallenden Hyperkristalle in der Luft geschwebt.
Tei 2
Zitat der Woche:
"So benimmt sich nicht einmal ein achtklassiger Charakter in einer fuenftklassigen Trivid-Seifenoperette. So was kommt nicht gut an."
Nein, das ist nicht von mir. Das sind die Worte Uwe Antons zum auesserst "stimmig-nachvollziehbaren" Verhalten von Kantiran in den vergangenen Monaten, durchaus passend Kantirans Leibveterinaer Mal Detair in den Mund gelegt.
Da erkennt man den schreibenden Profi, wenn er sich kurz, verstaendlich, zusammenfassend und zutreffend zu einer eigentlich laengst ueberfaelligen Wortspende entschliesst. Meinereiner haette doch glatt zwei Seiten dahingeschwafelt, selbst den wohlwollend zustimmenden Leser eingeschlaefert und es doch nicht besser sagen koennen.
Ohne jedweden Sarkasmus oder Ironie ein ehrliches "Danke" an Uwe. Nach dieser "Bestandsaufnahme" bin ich gleich mit einer deutlich gesteigerten Erwartungshaltung an den restlichen Roman herangegangen. (Und wurde, vorweg gesagt, auch nicht enttaeuscht!)
===
Leider hat sich durch ein paar Streichungen und Aenderungen des fast fertigen Manuskripts das eigentliche Thema und dessen Gewichtung innerhalb der Handlung stark geaendert.
Nach den laengst nicht mehr originellen Abenteuern in Raumschiffen, Raumstationen, unterirdischen Agentenzentralen, raetselhaften Artefakten und Solaren Residenzen, haette diesmal eigentlich die gute, alte Raumhafenbar im Mittelpunkt stehen sollen. Nicht nur um zu beweisen, dass auch in Nicht-Kneifel Romanen gut und ausgiebig getrunken und gevoellert werden kann und darf.
So finden sich im unzureichend abgesicherten Papierkorb des Autoren nicht nur die ersten 500 Exposes einer NORMAN-Heftserie, sondern auch erstaunliche Notizen und Texte zum vorliegenden Roman.
Nicht nur der Hauptschauplatz sondern fast ein handelnder Charakter haette die kleine aber feine Bar "Cheers" ... - Gesundheit! - aeh, um Missverstaendnissen und Titelschutzproblemen vorzubeugen doch lieber "Battory" sein sollen.
Eine Neueroeffnung, nur einen Katzensprung von den traditionsreichen alten Haeusern "Callahan's Saloon" und "Weisser Hirsch" entfernt gelegen. In der ersten Planungsphase befand sich das perryversumweit bekannte Vergnuegungsviertel noch irgendwo am "Ende des Universums", aber aufgrund der nach der HI doch unangenehm langen Reisezeit dorthin, die auch die Geduld sowohl des durstigsten Gastes als auch des ausdauerndsten Lesers ueberstiegen haette, wurde aus dem Ende des Universums kurzerhand der abgelegenste Hinterhof der Galaxis, von seinen Bewohnern kurzsilbig "Hayok" genannt.
Mit wechselndem Geschick und Einfuehlungsvermoegen in Psyche und Durst ihrer exotischen Kunden bedienen dort unter nicht immer einfachen Bedingungen und unter Einhaltung galaktischer Schankgesetze Ted, Woody und Kirstie, gelegentlich unterstuetzt vom Barkeeper Tom.
"Ein Glas Karottensaft-plus fuer den Herrn in Pelz. Bitte sehr. Nein, Fell-Kraulen ist im Preis nicht inbegriffen. Zur Massage diverser erogener Zonen empfehle ich das Etablissement zwei Bloecke weiter."
"Ausgepresste Steine? Ich fuerchte, dafuer ist unsere Saftpresse nicht ausgelegt. Ich moechte dich ausserdem bitten, beim Lachen den Schallkegel nicht direkt auf unseren Barkeeper zu richten. Er verschuettet sonst noch unsere letzten Prosecco- Vorraete."
"He Tom, der Oxtorner von Tisch Fuenf will seine naechste doppelte Batteriesaeure geruehrt und nicht geschuettelt haben. Muessen diese Kerle immer so angeben? Hinterher kotzt er uns dann wieder die Toilette voll."
"Schoenes Brautkleid, meine Liebe. Es freut uns immer wieder, wenn Jungvermaehlte einen Teil der Hochzeitnacht bei uns verbringen. Wo ist denn der Herr Gemahl? Oh...? Tut mir leid zu hoeren. Es ist immer das Gleiche mit diesen Kerlen. Kneifen immer im letzten Moment. Der Braeutigam, der sich nicht traut. Und diese Ausreden, die sie haben. Hyperimpedanz! Sternenozeane! Sektierer! Expeditionen nach Magellan! Auch ein Mann sollte in der Lage sein, vernuenftige Prioritaeten zu setzen. Und das seit 3000 Jahren, sagst du? Immer irgend einen Krieg gefunden oder eine Invasion aufgetan, um nicht unter die Haube zu muessen?"
"Schon gut, schon gut, natuerlich kann ich die beiden Herrschaften auch siezen, ich bin niemals respektlos meinen Kunden gegenueber. Und ich will eu... ihnen sicherlich keine wohlerworbenen Privilegien verweigern. Hier sind eu... ihre beiden Fingerhuete mit Enziantee. Und zu ihrer eigenen Sicherheit moechte ich sie bitten, der Salatbar fern zu bleiben. Die Verwechslungsgefahr... sie verstehen? Nein, das ist kein Grinsen in meinem Gesicht, nur ein momentanes Kitzeln in der Nase."
"Moment, es tut mir wirklich sehr, sehr leid, und wir bemuehen uns sogar in hohem Ausmass tolerant und offen zu sein, was mit Verlaub gesagt, in unserem Universum und in unserer Zeit gar nicht so einfach ist, manchmal moechte man meinen, der - oder die - Schoepfer unserer kleinen Universumsblase weiss manchmal ueberhaupt nicht, was er gerade anstellt, oder seine Linke hat uebersehen, was die Rechte gerade angestellt hat. Aber zumindest in unserer kleinen Bar sind alle Regeln, und das sind ohnehin erschreckend wenig, klar und eindeutig und gleich am Eingang in gut lesbarer Schrift samt Uebersetzungen in den wichtigsten 9863 Verkehrssprachen dieser Sterneninsel angebracht. Diese kleine runde Schild mit roter Umrahmung, ja, es duerfte terranischen Ursprungs sein, aber auch die Barbaren von Larsaf III haben manchmal brauchbare Ideen, und dem durchgestrichenen, stilisierten Hund in der hellen Flaeche in der Mitte, nein, es hat nichts mit irgendwelchen Wasch- und Buegelvorschriften zu tun, zeigt an, dass Hunde unsere Bar nicht betreten duerfen. Nein, sie werden auch nicht ausserhalb der Bar bedient, es ist ist unabhaengig davon, ob der angesprochene Hund ausreichend Chronnors mit sich fuehrt oder nicht. Nein, auch fuer Hunde mit Nahverhaeltnissen zu Kralasenen gibt es keine Ausnahmen. Ausserdem moechte ich dich diskret informieren, dass ein Grossteil unserer Kundschaft aus Terranern besteht, die derzeit auf Hunde, selbst wenn sie einen auf den Imperator selbst zurueckfuehrenden Stammbaum verweisen koennen, nicht gut zu sprechen sind. Gut bewaffnet? Das ist schon gar nicht erlaubt, derzeit ueberlegen wir sogar, spitze Zungen in unserer Auflistung gefaehrlicher und unerwuenschter Waffen aufzunehmen. Oooh... du hast deine Waffe bei dir? Voll aufgeladen und entsichert? Eine Spezial-Strega? Ich soll am Lauf riechen? Nein, natuerlich ist sie voellig geruchsneutral, und ich glaube auch nicht, dass der Lauf in mein rechtes Nasenloch passt, auch nicht in das linke. Deine Gesichtsfarbe gefaellt mir uebrigens gar nicht, auch nicht das schwere Atmen, das koennte auf erhoehten Blutdruck hinweisen. Vielleicht brauchst du einen Arzt? Da koenntest du Glueck haben, in der Bar sitzt gerade ein recht kompetent wirkender, korpulenter Doktor von Arkon mit seinem jungen Freund, die koennten dir vielleicht helfen. Hallo? Wohin denn so schnell?"
"Na endlich, ich kurble mir schon die Finger am Telefon wund. Seit dieser maledeiten HI funktioniert nichts mehr wie frueher. Uns gehen die alkoholischen Getraenke aus, wir brauchen ganz dringend Nachschub. Schnelllieferung, natuerlich. Wir nehmen alles. Hauptsache Alkohol. Methyl, Aethanol oder Propyl? Egal, unsere Gaeste bemerken den Unterschied ohnehin nicht. Nicht mehr; die wollen nur mehr davon. Natuerlich weiss ich, dass Alkohol gesundheitsschaedlich ist. Sag das mal meinen Kunden. Oder besser, sag' es denen nur nicht! Nein, ich habe keine paar Tontas Zeit, das kleine Buerschen da hinten sieht schon jetzt so aus, als saesse es auf dem Trockenen."
"Pfoten weg von meinem Hintern... Oh, was bist denn du fuer ein suesses Kerlchen mit deinem langen Ruessel und den grossen Augen? Nein, keine Sorgen, ich lass' den alten Unitherscherz schon bleiben. Bist wohl von zu Hause ausgebuechst? Und Herrchen oder Frauchen suchen dich schon? Aus welchem Stadtteil du wohl herkommst? Na allzuweit kannst du meinen kurzen Beinchen kaum gelaufen sein. Schaust richtig ausgehungert aus. Ich wuenschte, ich haette einen Keks fuer dich, aber ich kann dir meine Wochenration an Aspirin anbieten. Wie bist eigentlich ins Lokal gekommen? Kein Verlass auf unseren Tuersteher, aber ich hab's ja schon immer gesagt. Frueher, als wir noch die Syntronik hatten, da haette es so was nicht gegeben, die haettest du nie im Leben ueberlistet. Nein! Das geht doch nicht, das kannst du doch nicht tun! Bist nicht mal stubenrein, und dann so ein Haeufchen! Wenn ich den Kerl in die Hand kriege, der fuer dich verantwortlich ist...!"
"Schon wieder so ein durchgedrehter Typ auf Ecstasy, der nicht lesen kann. Ja, du da bist gemeint! Es hat sich vielleicht noch nicht in die Provinz durchgesprochen, aber bei uns herrscht mittlerweile Rauchverbot. Rauchen ist nicht mehr, und ich bin der falsche Gespraechspartner, um darueber zu diskutieren. Und in deinem Fall geht's nicht nur um die Lungen unserer Stammgaeste, sondern auch um die Einrichtung und die schoene neue Decke. Das mit dem Anzuenden hast du ganz schoen uebertrieben, Kumpel. Da wird dein Schoenheitschirurg ganz schoen beschaeftigt sein. Wenn du wieder nuechtern bist, kannst dich vielleicht an unsere Ascari wenden, die soll einen wahren Wunderdoktor kennen. Du broeckelst uebrigens schon ein wenig ab, und, ohne dich beleidigen zu wollen, riechst auch schon etwas verschmort. Hismoom, sagst du? Nein, ist nicht auf meiner Gaesteliste drauf, und solange du nicht geloescht bist und dir saubere Sachen ueberziehst, kommst du ohnehin nicht an mir vorbei. Da kenn ich nichts, nicht mal ein Klonelefant haette eine Chance, sich bei mir vorbeizuschmuggeln. Wie? Du willst zur naechsten Materiequelle? Na hoffentlich ist sie nicht zu weit weg, du solltest deinen Brand lieber gestern als heute loeschen. Nein, an der Bar wirst du gar nichts loeschen, Kosmokrat hin oder her. Es ist schlicht und einfach gegen das GESETZ hier bei uns!"
"Ob wir uns nicht kennen? Den Spruch hoer' ich ein Dutzend Mal pro Schicht. Grad von aelteren, untersetzen Herren mit Toupet in Pyjama-Uniformen. Ob ich mal 1.Offizierin in der Starfleet war? Mit spitzen Ohren? Wenn hier etwas spitz ist, dann sind es sicher nicht meine Ohren. Schon gut, schon gut, ich geb's ja zu, Captain. Aber damals war ich jung und brauchte das Geld. Abstieg? Aber nicht doch. Die Trinkgelder hier sind viel besser als in der bargeldlosen Foederation. Ausserdem hast du dich, fuerchte ich, in die falsche Serie verirrt. Kann schon mal vorkommen, schliesslich haben sie neuerdings bei uns auch schon mal ein paar von euren explodierenden Konsolen installiert. Und bitte, nenn' mich nicht andauernd Saavik."
"Koenntet ihr, bitte, eure Choraele, draussen singen? Ich seh' schon ein, dass ihr ueben muesst, aber unsere Gaeste beschweren sich bereits, wenn wir dauernd abheben und rauf' und 'runter schwanken. Ausserdem schaffen es unsere Kunden nicht mal mit Leitern, zu uns hereinzukommen, wenn wir in der Stratosphaere schweben. Nein, ihr koennt weder eure Stellare noch Planetare Majestaet um Rat fragen, man fliegt einfach nicht mit fremden Lokalen durch die Gegend. Ja, es mag schon sein, dass der Moik und seine Gaeste im Extrazimmer viel schlimmer singen als ihr, aber die bleiben dabei wenigstens am Boden. "
"Woody, hol dir mal die Schaufel und entsorg den Staub rings um die Roehren unserer Plattenspieler. Wer hat schon wieder dieses billige 5D-Zeug eingekauft? Und leg auf keinen Fall noch einmal das Duett mit Perry und Atlan auf!"
"Wie oft soll ich dir noch sagen, Tiff, dass du deinen Sattel nicht mitschleppen sollst? Wir fuehren hier eine Bar mit Lokal, aber keinen Saloon. Und danke fuer das Angebot, aber ich will auch nicht auf dir reiten. Klar verstehe ich, dass es dich nervt, wenn dauernd auf deinen alten Wunden herumgeritten wird."
"Immer wenn ich denke, unsere Gaeste koennen nicht noch schraeger und seltsamer werden, geschieht genau das. Seit ein paar Tagen tummeln sich auf den hinteren Tischen schon sehr verdaechtige Leute herum. Zum Beispiel der sportliche Typ auf Tisch 23, der dauernd unseren weiblichen Gaesten Autogramme gibt. Kommt 'rein, bestellt sich seine Spaghetti Bolognese, packt seinen Laptop aus, der seltsamerweise trotz HI recht gut zu funktionieren scheint, klopft wie in Exstase zwei, drei Stunden auf die Tastatur, belauscht, ich hab's genau gesehen, vor allem unsere illustren Gaeste, und schlaegt von Zeit zu Zeit mit der Stirn gegen die Tischkante..."
"Das soll ein recht bekannter Autor irgendwelcher absurder Geschichten ueber Weltraummonster, Affen aus anderen Galaxien und Zeitschleifen sein."
"Du meinst, er schreibt diese Geschichten selber und verwendet nicht irgendeinen automatischen Textgenerator?"
"Seit der HI spucken die angeblich nur noch Agenten- geschichten von der Stange und romantische Abenteuer von Wald- und Inselmenschen aus. Koennte ein alter Virus in den Schreibpositroniken sein. Geruechteweise soll der Mann aber nebenbei am Code fuer einen dampfgetriebenen Expose-Generator schreiben, um mehr Zeit fuer seine Group... Fans zu haben..."
"Dann haben wir den grossen, baertigen Kerl am Nachbartisch, die beiden scheinen sich ja zu kennen, aber ich habe immer das Gefuehl, der sportliche Typ, dieser Autor, versteht nicht, was der andere ihm zu erklaeren versucht."
"Ich habe gehoert, er arbeitet am grossen Telefonbuch der arkonidischen Imperien der letzten 30000 Jahre. Und ist der galaxisweit profilierteste Experte in arkonidischer Adelskunde. Er soll bei "Wetten dass" drei Tage lang gebraeuchliche und ungebraeuchliche Adelstitel ohne Unterbrechung aufgezaehlt haben, ohne sich einmal zu wiederholen."
"Dann haben wir diesen Brieftraeger, der die beiden recht gut zu kennen scheint."
"Brieftraeger?"
"Na der mit dem Reisekoffer voller Briefe. Sitzt den halben Tag bei einem halben Glas Vurguzz, trinkt sich Mut an, oeffnet einen Brief, schuettelt den Kopf, lacht laut auf, oder beginnt zu weinen, oder zerreisst das Blatt Papier schneller als ein Haluter einen Kolibri fangen kann. Ich habe ja schon viele Fetischisten getroffen, von Nylon bis Sado-Maso, aber mit Briefen...? Ob's da ueberhaupt eine Therapie dagegen gibt?"
"Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, er ist so eine Art seelischer Ratgeber fuer geschaedigte- und suechtige Leser von dem sportlichen Typen. Im Zweitberuf soll er uebrigens der verwegenste Physiker seit Daniel- Duesentrieb sein. Zwei Drittel aller als unmoeglich geltenden Erfindungen duerften auf seine Anregungen zurueckzufuehren sein."
"Dann gibt's noch den ziemlich grimm dreinschauenden Kerl mit den vielen Narben im Gesicht, der taeglich vorbeikommt und mit den dreien ziemlich aufgeregte Gespraeche fuehrt. Er scheint irgendetwas zu wollen, bekommt es aber nicht."
"Ach der! Irgend so ein altes Relikt aus der Vergangenheit. Der hat einen Katzentick und haelt sich fuer den tollsten Kater im Gehege. Die drei haben ihn anscheinend auf eine lange Reise geschickt, er hat sie vermutlich zu oft genervt. Jetzt will er endlich zurueck und wieder mitspielen, wird aber immer wieder vertroestet. Sollte zu den anonymen Spielern gehen, ich habe gehoert, er hat seinen LFT-Sold fuer die naechsten drei Zeitschleifen im Casino auf der Lepso-Road verspielt."
"Dann kennst du auch den Typen, der auf dem Podest hinter den drei anderen sitzt, sie nie aus den Augen laesst, ihnen von Zeit zu Zeit einen Geldschein in die Hand drueckt, oder auf die Uhr sieht und drohend mit dem Zeigefinger winkt, und dabei einen Helm und eine kugelsichere Weste traegt?"
"Ja, ein trauriges Schicksal..."
"Oh, du meinst..."
"Schlimmer!"
"Schlimmer?"
"Viel schlimmer. Der hat nicht aufgepasst und ist Redakteur geworden. Das ist schlimmer als Vorkoster in einem halutischen Restaurant zu sein. Seine eigenen Leute werfen ihm vor, zu wenig von den Geldscheinen 'rauszuruecken und dauernd auf die Uhr zu schauen und nach Manuskripten zu fragen. Und da draussen sitzen ein paar Trillionen Leser in der Galaxis, die in vielen Jahrzehnten ein Schuldritual fast bis zur Perfektion entwickelt haben: Zuerst wird mit den blossen Fingern auf irgendeinen armen Autoren gezeigt, dann ist der Expokrat dran, und wenn das nicht beruhigt, und es beruhigt nie, wird der Redakteur weichgeklopft. Seine Assistentinnen bekommen abwechslungsreiche Jobs in der LFT und duerfen bis nach Magellan, und er zum Stammtisch nach Sinzig."
"Schrecklich!"
"Und wer ist dieser unfrisierte Freak an unserem Stellarnet- anschluss? TLD? USO? Kralasene?"
"Hat der Extremist sich schon wieder eingeschlichen? Ein internationaler Nestbeschmutzer! Der wird in zig-Stellarnetforen steckbrieflich gesucht. Duerfte diesmal aber zu tief in den Vurguzz geblickt haben, denn er schleimt gerade den Redakteur voll... Sachen gibt's!"
...und waere nicht taeglich um zwei morgens galaktischer Zeitrechnung Sperrstunde, wuerde dieses Visier niemals enden...
Rezension
Positives:
Ich mag Ascari nicht, mochte sie nie, werde sie wohl nie moegen, schon gar nicht, seit sie sich in das operettenhafte Abbild der boesen, die eigene Brut mordenden Hexe verwandelt hat.
Ich mag Kantiran nicht, mochte ihn nie besonders, werde ihn wohl nie moegen, schon gar nicht, seit er sich als Jahrgangs- bester zu einem schmollenden Teenager mit Kueblbock-Gehabe verwandelte und eine Figur mit expokratischer Protektion wurde, die sich wunderbar eignete, die Handlung auf der Stelle treten zu lassen.
Ich mag Hayok nicht, mag das Archipel insbesondere nicht, seit es die Kulisse fuer sich im Kreis drehende Abenteuer um mehr oder weniger einfaeltige Agenten und pubertierende Residentensoehne wurde, waehrend ringsum das alte, liebgewordene Bild des Perryversums in tausend Scherben zu zerbrechen drohte und ungezaehlte Abenteuer eines mit neuer alter Bedrohlichkeit lockenden Kosmos ungeschrieben blieben.
Da haben wir nun einen Roman, in dem Ascari und Kantiran zentrale Rollen spielt. Der Schauplatz ist Hayok. Die Gefuehls- und Liebeswelt eines Heranwachsenden steht im Mittelpunkt. Ein reisserisches Titel will darueber hinwegtaeuschen und wird Seite um Seite nicht eingeloest.
Eigentlich ein klarer Fall: Ich _kann_ diesen Roman nicht moegen, der wurde nicht fuer mich geschrieben! Fehlte bloss noch ein Cameo-Auftritt von Norman!
Und dann schlittere ich in mein groesstes "Erwartungsdebakel" seit vielen Monaten. Ich _mag_ den Roman naemlich, finde ihn gut geschrieben, durchaus spannend und traurig und das Interesse bis zuletzt aufrecht erhaltend. Ascari stoert mich nicht, auf Hayok leben ausser den Agenten aller galaktischen Moechtegern-Imperien auch "Menschen". Und Kantiran ist mir nicht egal, ich kann sogar mit ihm mitleiden.
Und der "Nebenhandlung" um aufgehetzte, radikalisierte und chancenlose Jugendliche ohne Hoffnung auf ein Happy-End gelingt das, was auf Terra zuletzt nur noch peinlich wirkte. Recht schnoerkellos und brutal, ohne ins allzu suessliche Melodrama abzugleiten, komprimiert Uwe eine Tragoedie auf wenige Seite zusammen, greift eines der zur Zeit mancherorts beliebten Themen mit Zeitbezug auf und uebertraegt es in die fiktive PR-Welt, ohne es wie einen ungewollten Fremdkoerper wirken zu lassen.
Ich erwarte mir, und will es auch gar nicht, keine pulitzerpreis- verdaechtigen Abhandlungen zu grossen gesellschaftlichen Fragen in der Serie, lese die Hefte nicht in der Meinung, hinterher mehr ueber die Welt und uns Menschen zu wissen. Aber im Rahmen der "Heftl"- Serie ist UA hier ein sehr zufriedenstellender Spagat gelungen.
Daumen hoch!
Ohne viel "Wenn und aber".
Nach den eher "unterkuehlten" Romanen um Oldtimer-Stationen und Friedensfahrer, die mehr routiniert als fuer sich selbst stehend besonders aufregend waren, war das eine angenehme Ueberraschung.
Neutrales:
An manchen Stellen, wenn Kantiran im Mittelpunkt stand, haette ich, ohne das Wissen um den tatsaechlichen Autor, sehr bestimmt auf Feldhoff getippt. Ob das Expose dort besonders ausfuehrlich war?
Viel Raumen nehmen die Reflektionen unserer Helden, insbesondere Kantirans Freund Mal Detair, ueber die vergangenen Monate und das Verhalten mancher handelnder Personen an. Nach aehnlichen Szenen in vorangegangenen Heften, klingt das fast wie eine Entschuldigung an die Leser, das Eingestaendnis, dass so manche Figurenzeichnung nicht uebermaessig gelungen und nachvollziehbar war. (Als Understatement ausgedrueckt.)
Dem wiederholten Noergler gefaellt's, egal ob es als Anerkennung der Noergeleien gemeint ist, oder als Wink mit einem mittelgrossen Zaunpfahl, dass die Schreiber des grossen Epos ja selber wissen, dass nicht immer alles so richtig schluessig sein mag, dass aber nicht auf die Unfaehigkeit oder Betriebsblindheit der Autoren zurueckzufuehren ist.
Trotzdem waere es schoen, solche Szenen in Zukunft nicht mehr oft lesen zu muessen. ;-) Und das Out-of-character oder Out-of-logic Verhalten von Figuren schon von vorneweg hintanzustellen/abzustellen.
Kurze Zeit befuerchtete ich, die Rhodan-Version von "Uhrwerk Orange" vorgesetzt zu bekommen. Nicht, dass das kein Thema waere, das innerhalb der Serienhandlung "ausgeborgt" werden koennte, aber hier und jetzt auf Hayok waere das m.E. kaum auf dem knappen Platz sinnvoll machbar gewesen.
Negatives:
Ascaris "Miss Piggy"-Komplex (Ich will im Rampenlicht stehen), der Aufbruch der Magellan-Expedition, Kantirans Selbstfindung und das Eingestaendnis seines (egoistischen) Schweinehundes, die jugendlichen Attentaeter und die angespannte Lage auf Hayok, das haette sich ein paar Seiten mehr verdient. Nachdem das "Experiment" mit "Letoxx, der Faelscher" recht erfolgreich war, haette ich nichts dagegen, wenn die Verlagslogiker und Tueftler und Rentabilitaetskuenstler ans Werk gingen, um Wege zu finden, die starre Seitenanzahl fuer einzelne Romane ein wenig aufzuweichen.
Und fuer alle, die fassungslos bis hierher durchgehalten haben und sich bereits fragen, womit KNF und RF mich bestochen oder bedroht haben, um eine Hymne auf 2247 zu singen, gibt's jetzt die Belohnung in Form des ueblichen Topfs von Noergeleien. ;-)
Ascari fordert, einen arkonidischen Vertreter ihrer Wahl an den Magellan-Expeidition teilnehmen zu lassen. Der erste Gedanke Bullys geht in Richtung Shallowain. Worauf Ascari ungemein nett abwinkt, weil sie doch so eine Provokation nie wagen wuerde.
In Kuerze die Rekapitulierung der Shallowain'schen Geschichte:
Zum Ausheben eines vermuteten terranischen Agentennestes hat der Kralasene terranische Zivilisten, darunter Kinder, umbringen lassen. Sei es durch eigene Hand oder auf Befehl. So ziemlich jedes mir bekannte Volk, jede Nation, jede Rasse, reagiert auf das Umbringen von Kindern, egal unter welchen Umstaenden, recht boese und nachtragend. Brustplatte und Extrasinn hin oder her, die Arkoniden der Serie unterscheiden sich auch nicht uebermaessig von ihren terranischen Verwandten.
Nach der de facto Machtuebernahme der Terraner im Hayok-Archipel geraet der fuer das Massaker unwidersprochen Verantwortliche in die Hand dieser Terraner. In der (manchmal) utopischen Welt der LFT sind standrechtliche Erschiessungen eher unbekannt, private und "staatliche" "Rache" bzw. Bestrafung aber nicht.
Auftritt der Rechtsanwaelte. Juristische Laiendialoge auf dem Niveau eines Bauerntheaters folgen. Im Gegensatz zur Hayok-Besetzung erschaudert Bully angesichts Bostichs Zorn ueber eine moegliche Verurteilung Shallowains. In einer nur mit viel Glueck halbwegs harmlos ausgegangenen Aktion, die das Leben etlicher unwissender Terraner gefaehrdete, wird Shallowain wieder frei- gesetzt. Womit aus irgendwelchem mir schleiferhaften Gruenden _beide_ Parteien ihr Gesicht gewahrt haben sollen.
Selbst wenn ich all das schlucke (und ich tue es nicht!), ist Shallowain nun doch offiziell ein fluechtiger Gefangener, der bei Habhaftwerdung sofort wieder an die Terraner ausgeliefert werden muss. Oder? Oder! Andernfalls haette Bull sich das Raenkespiel ja sparen koennen und Shallowain mit tiefempfundener Bitte um Entschuldigung persoenlich freilassen koennen.
Und jetzt haelt er es fuer moeglich, das Ascari ihm eben diesen Shallowain als Aufpasser an Bord schickt?
Im Diplomatenjargon duerfte er ihr gegenueber nicht einmal annehmen, dass sie ueber Shallowains Aufenthalt Bescheid weiss. Als jemand, der einen Fluechtigen verbirgt, wuerde Ascari sich doch erneut und aktuell strafbar machen.
Im Shallowain-Plot ist leider ein Wurm drin, in dessen Schatten sich arrakische Sandwuermer verstecken koennen. Und jede weitere Erwaehnung dieser abstrusen Konstellation bohrt in der recht schmerzhaften Wunde der Erinnerung.
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Ueber seltsame oder fragwuerdige Ausschankmethoden in Bars auf Hayok wurde in der NG zur Genuege diskutiert. Wie geht in ferner Zukunft eine serioese Ausschankstaette mit einer fast unbeschraenkten Vielzahl an Alien-Gaesten mit unbekanntem Metabolismus um? Kann einer unserioesen Ausschankstaette der Wohl eines Kunden egal sein? Und viel naheliegender: Wuerde ein halbwegs intelligenter Kunde in einer von Aliens bevoelkerten Bar einfach irgendeinen ihm unbekannten Drink bestellen oder gar trinken?
Gut, kein Roman, in dem Kantiran nicht mindestens einmal unangenehm auffaellt.
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Die Magellan-Flotte wurde zwecks Geheimhaltung _nicht_ im Sonnensystem umgeruestet, schliesslich soll der ferne Gon-Orbhon nicht fruehzeitig gewarnt werden. Viel besser ist nach Meinung des Expokraten das von recht feindlich eingestellten Arkoniden bevoelkerte Hayok-System. Um die Geheimhaltung aufrecht zu erhalten nimmt Bully sogar einen interstellaren Konflikt mit Arkon in Kauf, erfindet eine Tarngeschichte, die ausgerechnet die staerkste Militarmacht der Galaxis herausfordert.
Nun, Gottes und Feldhoffs Wege sind oft unergruendlich. Und auch wenn ich die beiden in einem Atemzug nenne, will ich da keine Parallelen andeuten.
Die Besatzungen der Expedition in spe werden kaserniert, auf Druck die wichtigsten Vertreter Arkons eingeweiht und dann...
...besucht Gucky (Bull) den trotzigen Kantiran, der sich in einem nicht ungefaehrlichen Viertel Hayoks eingerichtet hat, der wohl noch immer auf der Abschussliste der Kralasenen steht, der mehr als nur ein Huehnchen mit Bully zu rupfen hat. Und fragt ihn mal eben so, ob er nicht an der streng geheimen Expedition teilnehmen will, gibt ihm noch ein paar Tage Bedenkzeit und verschwindet.
Dieses Vertrauen moechte ich haben. Und selbst wenn Gucky sooo tief in Kantirans Gedanken schauen kann, dass er weiss, dass Kantiran keinen Verrat plant, kann er (Gucky) nicht sicher sein, dass Kantiran nicht in die falschen Haende geraet und zum unfreiwilligen Verraeter wird. Und Kantiran bespricht sich mit seinem Freund Mal Detair. (Keine Ahnung, ob der laut Handlung wenigstens mentalstabilisiert ist?)
Beide gehen in die naechste Bar, um sich wieder mal zu betrinken. Kantiran schafft es immerhin, seiner Freundin _nicht_ die Wahrheit zu sagen.
Roi Danton duerfte in seinem (noch) nicht vorhandenen Grab rotieren, wenn er erfaehrt, welches Vertrauen der neue Sohn vom Pa geniesst.
Wobei hier der schwarze Peter ausnahmsweise nicht an Kant sondern die alten Haudegen Gucky und Bull geht. Gerade diese "Ungereimtheit" (untertrieben) waere eine Herausforderung fuer den Autoren gewesen, sich aus der Plotfalle zu winden. (Eine andere Szenenfolge, eine weitere Tarngeschichte, oder ein genialer Dreh, der einem ratlosen Leser erst gar nicht ad hoc einfaellt.)
Fazit:
Die mehrgeteilte Expedition nach Magellan verspricht einiges an Potenzial zu haben. Vielleicht das erste Mal im Sternenozean-Zyklus haette ich mit grosser Lust in der aktuellen Handlungsebene ohne Unterbrechung weitergelesen. Auch wenn es einem Remake der ersten MdI-Hefte sehr nahe kommt, hat das jetzt angedeutete Szenario doch seinen Reiz. Schade dass es die Wirklichkeit so schwer gemacht hat, sich auf den naechsten Expedition-Magellan-Roman von Thomas Ziegler zu freuen.
Rudolf
PS.
Es laesst sich nicht verbergen, ich bin in ziemlichen Verzug mit den Visieren gekommen. Da fallen die besprochenen Romane bereits aus der Aufmerksamkeitsschwelle.
Deswegen, auch wenn die Ritterinflation im Perryversum Gelegenheit zu einigen Kalauern geben wuerde, werde ich die durchaus ordentlichen und "wichtigen" Romane von Hubert Haensel ueberspringen und mich doch anschliessend lieber bei Kuchen und Heissgetraenk der grossen Tupperware-Party der Motana widmen.
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