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Im Visier 2286

Zugrunde liegender Roman: Uwe Anton - TRIPTYCHON

Plot | Teil 2 | Rezension

Vorbemerkungen und Plot

Vorbemerkung:

Für jeden ewigen Nörgler kommt einmal die Stunde, in der es ihm verdammt schwer gemacht wird, seiner angeborenen und in vielen zerlesenen Nachtstunden angelernten Profession nachzugehen.

Uwe Anton, durchaus berüchtigt dafür, seiner Leserschaft die eine oder andere Fallgrube zu bauen, hat diesmal wohl beschlossen, den bekannten Meckerern den Wind aus den Segeln, das Futter aus dem Trog, die Elfmeterbälle aus dem Strafraum zu nehmen.

Folgt daher das kürzeste Visier aller Zeiten, die Anklageschrift auf der Rückseite einer Briefmarke, einer siganesischen Briefmarke?

Nun…, wenn es schon schwierig wird, dem Doppelroman an den literarischen Meriten zu packen, lasst uns halt über üble serienfigurverachtende Methoden sprechen… wie man nicht mit lang gedienten, freundlichen Helden umgeht…


Plot:

Zu Myles, dem Erfinder, schlich Uwe,
den Dolch im Gewande.
Ihn schlug kein Frick aus dem Stande.
"Was wolltest du mit dem Dolche? Anton!",
entgegnet ihm fragend der Kantor-Fan.
"Die Serie vom Langeweiler befreien!"
"Das sollst du in der NG bereuen."

»Ich bin«, spricht jener, »zu schreiben bereit
Und bitte nicht um Immunität:
Doch willst du Hilfe mir geben,
Ich flehe dich um zwei Hefte voll Fleiß,
Bis ich den Mann dem Leben entreiß;
Ich hab' den Feldhoff hier als Bürgen,
Ihn magst du, versag' ich, erwürgen.«

Da lächelt der Boss mit argem Kalkül
Und spricht im Marketing Slang:
»Zwei Exposes will ich dir schenken;
Doch wisse, wenn sie geschrieben, die Heft',
der Kantor muss brutzeln ganz heiß,
Sonst muss statt deiner der Ellmer,
versenken sein Kind in der Glut.«

Und er kommt zum Kantor: »Der Schöpfer gebeut,
Dass in der Sonne mit dem Leben
Bezahlst du das Gähnen der Leser.
Doch will er dir gönnen Action und Sex,
Bis du die Erde vom Orbhon befreist;
So bleib du dem Drama ein Teil,
Bis ich komme zu lösen dein Mal.«

Und schweigend umarmt ihn der treue Freund
Und liefert sich aus dem Gestirn;
zu suchen die Leich' in der Glut.
Und ehe der dritte Viererblock ist aus,
Hat er schnell mit Bravur die Arbeit getan,
steht herum mit sorgender Seele,
Damit er die Frist nicht verfehle.

Da gießt unendlicher Donner herab,
Aus der Korona schießen die Kybbs,
Und das Plasma, die Ströme schwellen.
Und er kommt zum Luke mit Angst in der Seele,
Da reißen dem Schutze die Schirme hinweg,
Und donnernd sprengen die Schotts
Dem Triptychons krachenden Decks.

Und trostlos irrt er an Stations Rand:
Wie weit er auch spähet und blicket
Und die Stimme, die rufende, schicket.
Da stößet kein Kreuzer vom sichern Halo,
Der ihn rette an das sichere Land,
Kein Rhodan lenket die Fähre,
Und die wilde Sonn' wird zum Grabe.

Da sinkt er ans Pult und weint und fleht,
Die Hände zum ES erhoben:
»O hemme der Sonne Toben!
Es eilen die Stunden, und überall steht
Die Sonne, und wenn sie zerplatzt
Und ich kann die Erde nicht warnen,
So muss den Bully ich erreichen.«

Doch wachsend erneut sich der Titanen Wut,
Und Feuer auf Feuer zerschellt,
Und Seite um Seite vergeht.
Da treibt ihn der Plot, da fasst er sich Mut
Und wirft sich hinein in die brausende Sonn'
Und drückt mit Takvorians Hilf
Den Knopf, und der Plot hat Erbarmen.

Und der Notruf ist los und eilet fort
Und danket dem rettenden SOS;
Da stürzet die raubende Hitze
Hervor aus des Sonne glühendem Tal,
das Leben ihm sperrend, und schnaubert Mord
Und hemmet des Kantors Karriere
Mit drohend geschwungener Sense.

»Was wollt ihr?« ruft er vor Schrecken bleich,
»Ich habe nichts als mein Leben,
Das muss ich dem Feldhoff geben!«
Da entreißt der ZA dem bleichen Arm:
»Um des Dramas willen sterbet bald!«
Und drei mit gewaltigen Kreisen
die Spirale dem Leibe nun weicht.

»Zurück! du rettest den Myles nicht mehr,
So rette dem Zyklus sein End!
Den Tod erleidet er eben.
Von Zyklus zu Zyklus gewartet' er
Mit hoffender Seele der Wiederkehr,
Ihm konnte den mutigen Glauben
Der Hohn des Lesers nicht rauben.«

»Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht,
Ein Retter, willkommen erscheinen,
So soll sein Tod uns versöhnen.
Des rühme der blut'ge Nörgler sich nicht,
Dass der Autor dem Kinde gebrochen die Pflicht.
Er schlachte der Opfer das eine
Und hoffe auf Dank und Applaus!«

Und Erstaunen ergreifet die Leser umher,
In den Armen liegen sich alle
Und weinen vor Schmerzen und Freude.
Da sieht man kein Augen tränenleer,
Und zum Fricke bringt man die Wundermär';
Der fühlt ein menschliches Rühren,
Lässt schnell vor's Büro den Uwe führen,

Und blicket ihn lange verwundert an.
Drauf spricht er: »Es ist euch gelungen,
Ihr habt das Marketing mir bezwungen;
Und die Gage, sie ist doch kein leerer Wahn -
So nehmet auch sie mit Genuss nun an:
Ich sei, gewährt mir die Bitte,
beim Umsatz der lachende dritte!«

(Dem Friedrich, dem Schiller, sei gedankt für ein paar unbedeutende Vorarbeiten und die prophetische Vorhersage des kantorschen Dramas.)

 

Plot | Teil 2 | Rezension

Tei 2

Was dahinter steckt:

Welche Tragödien mögen sich wohl abgespielt haben, bis die Tragödie in ihrer nun vollendeten Form vor uns lag? Wie so oft soll nun ein kleiner Zipfel der Ereignisse gelüftet werden, die letztendlich in der brutalen Meuchelei des armen Myles Kantor endeten.


Aus einer Wiener Tageszeitung, fast noch brandaktuell:

Unruhen greifen weiter um sich. Österreichischer Autor von Horden aufgebrachter Leser belagert.

Wie bereits in Teilen unserer gestrigen Abendausgabe berichtet wurde, hat sich die Lage am Wohnsitz von Ernst Vlcek, dem bekannten Expose-Autoren von Perry Rhodan, der größten Science-Fiction Serie des Abendlandes, nicht beruhigt. In den letzten Stunden ist die Lage eskaliert, es sind aus den ersten hundert Protestanten mittlerweile einige Zehntausend geworden. In Sprechchören fordern sie den Rücktritt ihres ehemaligen Lieblingsautoren, eine schriftliche Entschuldigung des Verlagsverantwortlichen K.N. Fricks und das in Blut geschriebene Versprechen, ihre Lieblingsfigur in der Serie nie wieder sterben zu lassen.

Die Kenner der Serie, Verlagsstatistiken zufolge handelt es sich dabei um eine Zahl zwischen 42 und 4858937 alleine in Österreich, wissen natürlich längst, um wen es dabei geht.

Gucky, der Mausbiber, wurde von Vlcek, einem bekennenden Gucky-
Antipathisanten, in seinem Expose vom Zyklusschurken Gon-Orbhon in der Sonne zu Asche gebraten. "Es war dramaturgisch notwendig", rechtfertigt der Autor sich, "die Leser forderten mehr Realismus und einen toten Zellaktivatorträger. Guckys glorreiche Tage liegen ohnehin lange zurück, er war daher das ideale Opfer. Oder hätten wir Atlan oder Adams oder gar den Physiker Kantor sterben lassen sollen, der angesichts der Hyperimpedanz ein unersetzlicher Charakter ist….?"

Eine Hundertschaft an Polizisten kann zur Zeit die mit gemeuchelten Gucky-Puppen werfenden Demonstranten noch aufhalten, der Einsatz von Wasserwerfern und Teufelsaustreibern wird erwogen, aber von den österreichisch-deutschen Grenzen werden lange Kolonnen radikaler deutscher Fans gemeldet, die sich der Protestaktion ihrer österreichischen Fan-Freunde anschließen wollen.

Die Lage am Wohnort von Andreas Findig, der das Expose seines Landmannes exekutierte, sieht nicht viel besser aus. Unser Mann vor Ort berichtet…


Nahezu gleichzeitig (sehen wir großzügig über gewisse Synchronizitätsprobleme in diesem Universum hinweg) in einem kleinen uns nicht übermäßig wohlbekannten Büro des VPM-Verlages:

"Das ist das Ende…"
"Ach komm, sieh nicht so schwarz, so schlimm wird es schon nicht sein.
Hier, ich hab' dir ein Stück Pizza von meinem Lieblingsitaliener mitgebracht."
"Sie haben bereits die Druckerei gestürmt, unser Desktop.Publishing Programm entführt, den Spellchecker ausgeschaltet und die Sabine in der Besenkammer eingesperrt, weil dumme Gerüchte kursieren, sie sei irgendeiner Sekte verfallen."
"Doch so schlimm?"
"Im Erdgeschoss soll es schon erste Auseinandersetzungen zwischen den
Mausbiberisten und dem Sicherheitspersonal geben. Einige von ihnen teilen sogar schon T-Shirts mit "Ich war dabei"-Aufdruck aus. Und sie verlangen, gesiezt zu werden."
"Da hat uns der Ernst ja was Schönes eingebrockt…"
"Das Ende der Serie…"
"Ihr Autoren könnt immer noch Maddrax-Romane schreiben, oder den Hohlbein fragen, ob er noch Platz im Keller hat. Aber ich, als Redakteur,
ich steh' vor dem Nichts. Ich werde Buffy und Charmed Taschenbücher redigieren müssen…"
"Wir müssen etwas unternehmen, wir können doch nicht einfach zusehen…"
"_Du_ bist SF-Autor, lass dir etwas einfallen, aber schnell…"
"Ja, wenn wir es ungeschehen machen könnten, aber das geht ja leider nicht…"
"Das ist es. Eine brillante Idee!"
"Was? Wie? Wo? Wer?"
"Wir machen es ungeschehen. Ich hab' doch da dieses 2000-seitige Datenblatt von Rainer, dem Castor, bekommen. Wo ist es denn, ach hier,
direkt unter dem Stapel alter Bussi-Bär Hefte. Da! 'Technische Grundlagen, physikalische Vorraussetzungen und Baupläne des Hyperimpedanz-tauglichen Nullzeitdeformators'. Ein Erfindung Aktakuls zum Ewigen Ruhme Arkons, für den Castor-Siebener-Block über die Reimplementation der arkonidischen Kultur in der Galaxis. Alles da, Schaltbilder, Bestelllisten, sogar Anleitungen zum Bemalen."
"Du willst die Maschine bauen? Aber selbst wenn dieses Teufelszeug funktioniert, es geschieht doch wie es geschehen ist. Und die Zeit reicht nicht aus…."
"Ach was, ich ruf den Rainer an. Er hat alle Zeit der Welt, das kleine Maschinchen zusammenzubauen…"

Der geneigte SF-Leser und der versierte PR-Leser sowieso, kann sich die Fortsetzung dieser Geschichte ohne meine Hilfe recht gut vorstellen. Es gibt _immer_ ein Happy-End, wenn Perry Rhodan im Spiel ist.

Niemals sind ein uns gut bekannter Redakteur und die Hälfte eines bewährten Expokratenteams dem Pöbel randalierender Gucky-Fans in die Hände gefallen. Niemals flüchteten sie im letzten Moment auf eine unbewohnte Insel.

Und niemals nie versengte die gute alte Sonne Sol dem Ilt Gucky Fell,
Innereien und Leben. Einzig ein kleiner, unbedeutender Zwischenfall, bei dem er für ein paar Tage seines flauschigen Felles verlustig ging, blieb in einem Expose erhalten. Ansonsten tummelt er sich lustig und hurtig und kalauernd durch die Handlung, reist mit Kybb-Titanen und demnächst mit singenden Mozartkugeln durch Raum und Zeit.

Lange bevor Ernst Vlcek die verhängnisvolle Idee haben würde, den Ilt zu massakrieren, dankte er als Expokrat ab (so ein zeitreisender Kollege kann ganz schon überzeugend sein), und, sicher ist sicher, mit ausreichendem Zeitpuffer legte er auch seine Autorenmitgliedschaft nieder. Und weil doppelt immer besser hält, sah es auch der den Ilt-Mord
Exekutierende Andreas Findig ein, dass es besser ist, rechtzeitig den nötigen Sicherheitsabstand zu lebensgefährlichen Exposes und irren Fans und Lesern zu gewinnen.

Als Kollateralschaden, den niemand, nicht einmal der nahezu allwissende
Rainer Castor erklären konnte, ging auch Frau Zietsch dem Team verlustig, die am Massaker doch gar nicht beteiligt war. Ein externer Berater von einem konkurrierenden Verlag stellte zwar die Theorie auf,
dass wohl mehrere "Durchgänge" nötig waren, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen, dass in der ersten Zeitschleife das Unglück nicht abgewendet, sondern nur "verschoben" wurde, und in einer weiteren
kosmonukleotiden alternativen Wirklichkeit es die unglückselige
Autorin war, die (vermutlich) den allseits beliebten Norman meuchelte. Aber das wird auf immer eine unbeweisbare Spekulation bleiben.


Einige Monate in der Vergangenheit: Realiversum Version 2 (oder 3?)

"Ich habe euch zu dieser Konferenz einberufen, um ein sehr, sehr ernstes Thema zu besprechen."
"Die Serie wird künftig nur noch von Gastautoren geschrieben?"
["Warum ist ein Vorhängeschloss am Kühlschrank?]
"Natürlich nicht; ich glaube, ihr habt keine Ahnung, wie teuer diese Gäste sind; und wie sehr ich sie monatelang als den jeweils größten lebenden deutschen Schriftsteller unserer Zeit loben muss, ehe sie zusagen."
"Unser Honorar wird künftig reziprok zur Anzahl böser Verrisse in der NG ausbezahlt?"
["Hat zufällig jemand die Nummer vom Pizzaservice parat?"]
"He, gute Idee, werde ich mir sofort notieren; aber, nein. Es ist ernst, es geht um einen Abschied. Es ist an der Zeit, dass uns ein lieb gewonnener Charakter für immer verlässt."
[Kurzes, intensives Schweigen, so als hätte ein lautloser Donner eingeschlagen, ein Tryortan-Schlund sich vor dem Fenster aufgetan.]
"Aber… aber… wie sieht's mit Kündigungsfrist aus; und Abfertigung? Und… und…"
"Nicht doch, nein, aber nein… einer der Unsterblichen muss gehen."
[Allgemeines Aufatmen]
["Apropos gehen, kann bitte endlich einer das Bier holen gehen?"]
"Es gibt da eine richtige Lobby unter den schlimmsten Lesern, diesen Namenlosen Gegnern ©, die uns laufend heimsuchen. Ein paar von den ganz Hartnäckigen, die wir nicht einmal mit Normans Hilfe in vielen Dutzend Heften losgeworden sind. Die haben so laut nach dem Kopf eines Unsterblichen geschrieen, dass selbst die Gemäßigten auf den Zug aufgesprungen sind. 'In Zentapher hätte einer der Großkopferten sterben sollen. Oder beim Thoregon-Finale.' Winseln sie immer wieder. Und wieder und wieder. Und irgendwie hat die Marketing-Abteilung davon Wind bekommen. Die waren gar nicht abgeneigt. Weil ohnehin Sparen angesagt ist, und wir uns so auch das Gehalt eines teuren Statisten sparen würden…Und Pappaufsteller beim nächsten Con, und Druckerschwärze, weil der Kasten der Hauptpersonen kürzer werden könnte. Redaktionskosten, weil ein Name weniger auf korrekte Schreibung überprüft werden muss. Und, und, und… Nun, es ist beschlossen. Wir müssen uns nur einigen, wer es sein soll?"
["Wenn wirklich keiner gehen will, dann gehe ich… das Bier holen,
meine ich, meine Zigaretten sind nämlich alle."]
["Ja, hat denn niemand den Schlüssel vom Vorhängeschloss?"]

"Gucky!"
"War auch mein erster Gedanke, aber ich habe dabei ein ganz seltsames,
ungutes Gefühl. So als würde etwas Schreckliches geschehen, wenn wir den Karottenfresser draufgehen lassen."
"Fünf Euro in die Redaktionskasse. Du hast einen Austriazismus verwendet!"
"He, das gilt doch nur für den Leo…"

"Ich bin für Monkey, den Brutalo hab' ich noch nie leiden können."
"Michael Rhodan. Der nervt tierisch mit seinem Vaterkomplex."
"Tiff. Perry wirkt immer so alt, wenn wir dauernd sagen, dass Tiff wie eine jüngere Version vom Chef aussieht und agiert. Womöglich kommen unsere Leser noch auf die Idee, eine Seniorenserie über alte Tattergreise zu lesen."
"Tolot. Dann muss ich mir endlich nicht mehr merken, welche Farbe sein Kampfanzug hat."
"Alaska. Wisst ihr wie schwierig es ist, Saedelaere fehlerfrei zu tippen?"
"Tekener. Einfach so."
"Diese…. , diese… wie heißt sie doch, na ihr wisst schon, seine Frau, Teks Frau, diese Katzendingsda, diese Kartanin… jetzt habe ich glatt ihren Namen vergessen…"
"Myles. Bevor er noch mehr technischen Kram erfindet und Rainers Technikblätter noch ausführlicher werden."
"Adams. Der ist alt und buckelig und nur in Leos Romanen sexy. Denkt doch an die Verfilmung. Bis einer unserer GZSZ Schauspieler in diese Rolle hineinwächst, wächst längst Gras über unsere Gräber."
"Bully. Perry braucht keinen alten Kumpel. Perry braucht ein paar Groupies und vielleicht auch mal eine Freundin aus Fleisch und Blut."
"Atlan, der hat seine 20000 Jahre ZA-Leihfrist doch schon längst überschritten. Und die SOL mit lauter Löchern zurückgebracht."
"Seien wir doch einmal ein wenig originell. Wie wär's mit Perry? Ich meine, _niemand_ heißt Perry. Das klingt schon nach fadem Musterschüler. Außerdem führt er zuletzt zusehends Selbstgespräche, unterhält sich mit seinen Socken und kann nicht mal einen winzig kleinen Sternenhaufen befrieden. Überlegt doch, der Mann sollte mal der Erbe des Universums sein. Nein, ich bin dafür, dass ES in einer ruhigen Stunde entdeckt, sich damals, vor 3000 Jahren geirrt zu haben, und den falschen Mann ausgesucht zu haben. Nicht Perry Rhodan, sondern Jerry Cottan wäre der Richtige gewesen. Ein Mann mit Schwung, Elan, Härte, Humor und einem coolen Cabrio. Ein dummer Hörfehler, aber IHM haben damals die Ohren geklungen, weil der ganze Hyperraum noch immer voller Echos von diesen singenden Raumfahrern war, diesen Motanas. ES wusste schon, warum er sie in praktischen, schallisolierten Kokons eingespart hat."
"Nein, Bostel sollte Platz machen. Seit 250 Heften will er Kalif im Perryversum werden, anstelle des Kalifen. Perry hat 10 Hefte gebraucht, um die Erde zu einen, nicht mal 100, um Arkon zu übernehmen, und nur ein paar mehr, um Großadministrator des Vereinigten Imperiums zu werden. Und ist in Raumschiffen mit Röhrenrechner, Lochstreifen und Dampfmaschinen geflogen."
"Bostich?! Hände weg von Bostich. Meine Arkoniden stehen nicht zu Wahl. So viele Kometen haben nicht mal die Kosmokraten, um ihn sterben zu lassen."

Lassen wir unsere nahezu unbesiegbaren Freunde, die zwar in keinem gallischen Dorf aber doch in einem teutonischen Büro den Garnisonen belagernder Leser standhalten, einen Moment, oder auch mehrere, alleine. Alleine bei ihrer Entscheidungsfindung, der nüchtern, sachlich und ruhig geführten Diskussion; lassen wir sie alleine, wenn es ihnen endlich gelingt, einen bestimmten Schlüssel zu einem Vorhängeschloss an einem Kühlschrank mit unbekannten, aber zweifellos trinkbarem Inhalt zu ergattern, fast ohne Gewaltanwendung. Lassen wir sie alleine beim Verbinden der Wunden, alleine mit Kater und Kopfschmerzen, die sicherlich nur das Indiz einer versuchten geistigen Übernahme eines fernen Gottes sind.

Ehe wir uns der erstaunlichen Lösung des Problems "einen demnächst toten EX-Unsterblichen zu finden" zuwenden.

I)

In einem kleinen, nicht mehr ganz feinen Universum mit einigen bedauerlichen Auflösungserscheinungen 6-dimensionaler Struktur…

In der vielleicht nicht erstaunlichsten Stadt dieses ganzen Universums, aber doch der erstaunlichsten Stadt auf Terra, dem zweifellos erstaunlichsten Planeten dieses Universums, dem diesjährigen Gewinner des Titels "Erstaunlichstes Universum mit einem Strangenessfaktor von 0,00 (circa)"…

Ungeachtet der spielverderbenden Hyperimpedanz und sich tagtäglich erhöhender Kilowatt-Energietarife, die Haushaltkassen empfindlich treffen, Kühlschränke zum Luxusartikel machen, und den terranischen Mittelstand an den Rand des Ruins treiben, bildet sich erst eine Menschenschlange, dann ein Gleiterstau und schließlich ein Verkehrschaos am Beginn der Holyforrest-Avenue, nahe dem Bankenviertel von Terrania, wo sich altgediente Geldhaie der LFT zum Taubenfüttern treffen. Dort am Schwarzen Brett des größten Arbeitsamts der LFT findet sich ein neuer auf Recycling-Papier gedruckter Aushang. Es gibt einen Job zu vergeben, einen gut bezahlten, qualitativ hochwertigen Job, wie immer, wenn die traditionsreichen VPM-Studios für die laufenden Staffeln ihrer Erfolgsserien das Casting durchführen. Es ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber die Hartz-MMMLXIV gebeutelten Terraner sind bescheiden geworden.

UNSTERBLICHER HELD FÜR HAUPTROLLE IN GRANDIOSEM
EPOS GESUCHT! WIR BIETEN: ACTION, SEX, DRAMA,
EXOTIK, SEX, EXPLOSIONEN, SCHURKEN, SEX, ANGENEHME
TEMPERATUREN, COOLE VEHIKEL, SEX, INTELLIGENTE
SCRIPTS, GESCHLIFFENE DIALOGE, UND FALLS WIR ES NOCH
NICHT ERWÄHNT HABEN, JEDE MENGE SEX-SZENEN. (AUCH
FÜR UNSTERBLICHE, DIE IN DIESER BEZIEHUNG NOCH
RECHT BEZIEHUNGSLOS SIND. EINSCHULUNGSKURSE AUF
VERLANGEN MÖGLICH.)
VORAUSSETZUNG: ZELLAKTIVATOR, MINDESTENS
ZEHNMALIGES FIRST-BILLING IN DER BISHERIGEN
KARRIERE, ZUMINDEST ZWEIMALIGE MITHILFE BEIM
RETTEN DES UNIVERSUMS.

Aufmerksamen Beobachtern entgeht die Enttäuschung und auch der Unmut der Interessenten nicht. Ja, in Zeiten wie diesen ist nicht mal ein Hochschulabschluss an der Waringer-Universität ein zuverlässiger Garant für einen Job geschweige denn eine richtige Karriere oder gar eine Hauptrolle.

So können wir im Lauf des Tages so manchen ernsthaft interessierten Bewerber mangels Qualifikation in der Menge verschwinden sehen: einen zerknirschten weißen Haluter, ein paar leicht angerostete Kanaldeckel durch die Strassen; eine verhärmt wirkende ehemalige Star-Xenopsychologin in eindeutig gebeutelter Körperhaltung ("hätt' ich mir bloß gemerkt, wie das mit der Bilokation funktioniert.."); einen kleinwüchsigen, nur auf den ersten Blick jugendlich wirkenden Mann, wild fuchtelnd auf eine dunkle Schattenfigur neben sich einredend; einen auffallend großen Hünen mit zwei Köpfen ("…Frechheit, so etwas..'wir sind nur an lebenden Unsterblichen interessiert'… ein klarer Fall von Diskriminierung…); einen ungemein beharrten Gorilla von einem Humanoiden,, der wohl vor einiger Zeit das letzte Zyklusende aus Versehen verschlagen hat.

Aber ungemein mehr interessieren uns natürlich die Bewerber, die zu einem Casting-Gespräch vorgelassen werden.

Nur wenige Sterbliche und nur unwesentlich mehr Unsterbliche haben je den transliterarischen Dimensionstunnel des 800-stöckigen VPM-Gebäudes betreten oder gar passiert. Angeblich sitzen ganze Heerscharen in vielen Jahrtausenden eingefangener Gastschreiber aus verbotenen Metaversen in den Büros und schreiben an den Drehbüchern der Wirklichkeit. Der Blick in eines dieser Schreibgehege ist strengstens verboten, denn einer unbeweisbaren Theorie zufolge, würde die Gesamtheit der vorstellbaren Universen sich zu einem sechsdimensional strahlenden Castor-Lexikon verdichten, falls es einem dieser mythischen Spoiler gelänge, den Büros vor dem Erstverkaufstag zu entweichen

II)

"Hallo Tiff! Was führt dich denn hierher? Und so eiligen Schrittes noch dazu?"
"Nur der Zufall, Homer, nur der Zufall. Nicht etwa, dass ich es nötig hätte wegen eines Jobs vorzusprechen. Aber nachdem Perry das Kommando wieder übernommen hat, habe ich endlich Zeit, ein paar Besorgungen zu machen, gute Freunde zu besuchen, und den Flair der erstaunlichsten Stadt des Universums zu geniessen…"
"Das habe ich schon mal gehört. Das mit der erstaunlichsten Stadt. Wäre ein guter Slogan für einen T-Shirt Aufdruck gewesen."
"Ich habe gehört, der Verkauf soll ziemlich eingebrochen sein. Und du seist auf ein paar Milliarden Restposten sitzengeblieben…?
"Dumme Gerüchte. Wir haben bewusst mehr produziert als sich im Solsstem absetzen lässt. Sobald diese kleine Krise mit den diesjährigen Invasoren vorbei ist, also in spätestens zehn Heften, leihe ich mir ein paar LFT-Boxen aus und eröffne 'Terra-Fashion'-T-Shirt Shops in der Eastside. Die Blues werden uns die Leibchen geradezu aus der Hand reißen. – Aber ich wusste gar nicht, dass du Freunde im VPM-Tower hast."
"Du solltest dich halt öfter aus deinem Geldspeicher hinaus ins echte Leben wagen. Musst du eigentlich so laufen?"
"Wer läuft denn hier? Ich versuche nur, mit dir Schritt zu halten. Deine Freunde haben wohl keine Zeit für dich, wenn du zu spät kommst?"
"Das sind halt sehr beschäftigte Leute. So wie _deine_ Freunde, nicht wahr?"
"Es ist bald Mittagszeit…"
"Und dann sitzt Robert in der italienischen Ecke im Marco Polo, Klaus kollabiert, weil er wieder mal masochistisch wie er ist, seine Nase in irgendwelche Stellarnet-Gruppen gesteckt hat, und Uwe führt sein Mikromammut äußerln."
"Trotzdem könntest du auf einen alten, schwachen Freund Rücksicht nehmen, der nicht jeden Tag ein paar Stunden Fitnesstraining betreibt, Sattel und Zaumzeug anlegt und ausreitet… ich habe ganz vergessen, wie viele Stufen so ein Treppenhaus hat."
"Ach, Homer, ich fürchte, seit den Hammamesch bist du nicht mehr ganz der Alte… Ehrlich gesagt bezweifle ich, ob du die Rolle bekommst. Schau dich doch mal an, du siehst wie mein Opa aus.
Und der ist 1999 gestorben."
"Rolle? Wie kommst du darauf, dass ich wegen einer lumpigen Rolle 2500 Stufen hochgehe? _Ich_ bekomme noch genug Hauptrollen, mich verbannt man nicht in irgendeinen unaussprechlichen Sternhaufen. Und erst letzte Woche habe ich das schönste Mädel flachgelegt, das mir seit meiner Romulus-Zeit untergekommen ist."
"Schon gut, Homer. Ich platze ohnehin schon aus Neid. Gönn' mir doch die kleine Rolle. Du bist ja wirklich nicht darauf angewiesen. Aber ich… weißt du., wie einsam man zwischen diesen ganzen Posbis in der PRÄTORIA ist? Neulich hat sich schon ein metrosexueller Mattenwilly an mich rangemacht. Weißt du, wie peinlich mir das war? Homer, ich _brauche_ diese Rolle!"
"Was soll ich sagen? Tut mir leid? Ich wusste ja nicht, dass es schon so schlimm steht. Aber, Tiff, ehrlich gesagt, geht es mir auch nicht so gut. Das Mädel letzte Woche war ja in Ordnung, aber dafür musste ich auch wochenlang in diesem schrecklichen Wien bleiben. Unter lauter Irren. Außer Mehlspeißen haben die nichts Vernünftiges anzubieten. Und dieser schreckliche Lukas hat mich sogar gezwungen, im Zirkus aufzutreten. Bin ich ein Freak, nur weil ich einen kleinen Buckel habe? Elefanten musste ich schleppen, und Normans Körbchen sauber halten. _Du_ hast keine Ahnung, wie erniedrigend das war… Ich würde liebend gerne deine Posbis und Mattenwillys gegen den einen einzigen Norman tauschen."
"Aber Homer, ich möchte auch wieder mal eine Hauptrolle für mich alleine haben. Bevor ich meinen 3000er feiern muss und womöglich in die Altersteilzeit geschickt werde."
"Vielleicht nimmt man uns beide? Sogar Perry durfte gemeinsam mit Atlan im Sternenozean tauchen gehen."
"Der Schöne und der Bucklige? Hm, ich glaube, den Titel gab's noch gar nicht. Überlass' mir das Reden, vielleicht krieg ich Robert 'rum."
"Moment mal, und wer ist der Schöne? Und wer der Bucklige? Und was die Sexszenen betrifft, da bin ich jetzt richtig gut in Übung…"
"Tiff…"
"Tiff, bleib doch mal kurz stehen…"
"Tiff, ein alter Mann kann nicht so schnell…"
"Tiff, das ist unfair…"
"Tiff…"
"Homer, wo bleibst du denn? Beeil' dich lieber, ich habe vorhin Michael gesehen. Der hat es auch satt, Sozialhilfeempfänger zu sein. Und du weißt, wie charmant der sein kann. Der wickelt den Klaus doch in Nullkommanix um den kleinen Finger. Homer… Ich
Lauf schon mal vor…"
"Tiff, ich hör' dich kaum noch…"
"Tiff.."
"…Homer, nimm doch den Transmitter, wenn dir schon die Kondition fehlt…"
Einen Moment lang glaubt Adams, ein homerisches Lachen vom davoneilenden Tifflor zu hören. Aber das ist sicher nur die Einbildung. Nie würde sein guter Freund… Oder doch…?

Verlassen wir die traurige Szene, als Adams unschlüssig und schwer keuchend vor einer Notfallstransmitterkabine stehen bleibt. Der deaktivierte Antigravschacht daneben gähnt leer, Spinnweben machen sich darin breit. Aber ein kleines, rotblinkendes Licht an der Transmitterkabine zeigt an, dass diese im Stand-by Betrieb wäre. Mehrmals liest Adams das kleine Warnschild: "Dieser Transmitter kann ihre Gesundheit gefährden.
Über weitere unerwünschte Nebenwirkungen und letale Folgeschäden informieren Regierung, Kosmokraten und Mitarbeiter von VPM."
Tiff ist längst verschwunden, hat viele Stockwerke Vorsprung. Und Michael Rhodan ist vielleicht längst beim Vorsprechen. Adams war nie ein Draufgänger, andererseits ist aber auch nie davor zurückgeschreckt, ein Risiko einzugehen.
Sich noch einmal mit Wiener Kiberern herumzuschlagen? Den Pausenclown im Zirkus machen? Oder die Abkürzung nehmen?
Der alte Mann überlegt nicht lange. Dann entscheidet er sich…

III)

"Ja, einwandfreie Referenzen, das bestreite ich ja auch gar nicht. Ja, du erfüllst alle unsere Kriterien im Übermaß. Nein, du musst mir deinen Zellaktivator nicht zeigen. Ja, ich weis sehr gut, dass du weit mehr als zehn Nennungen im Titelkasten der Hauptpersonen hast. Und das Universum unzählige Male gerettet hast. Ja, natürlich bist der Größte, der Beste, der Einzigartigste. Nein, niemand will dir diese Rolle streitig machen. Nein, Horst und Uwe betreiben kein Mopping. Sie versuchen nicht, dich in die Wüste zu schicken, um ihren eigenen Schützling zu protegieren. Ja, natürlich weis ich, dass Norman dir nicht das Wasser reichen kann. Ja, der kann nicht einmal tröten. Und ist nicht stubenrein. Und er kann nicht teleportie… nein, vermutlich nicht. Und ist kein Telepath…, nein, vermutlich nicht. Und kein Telekinet… nein, wahrscheinlich auch das nicht. Ob ich mir da nicht sicher bin? Natürlich bin ich mir sicher… oder fast sicher, zumindest halbwegs, obwohl, wirklich sicher ist in einer SF… äh… Fantasy-Serie natürlich nichts. Und bei diesem kosmokrati… äh expokratischen Elefanten schon gar nicht. Nein, das war kein Freudscher Versprecher. Ich wollte nicht sagen, dass Norman ein Kosmokrat ist. Nein, aber nein doch, nie und nimmer ist er das, auf keinen Fall, das hätte Robert mir doch längst gesagt… meine Autoren würden mir doch so etwas nicht verschweigen, wo denkst du hin. Norman ist ein ganz normaler Klonelefant mit ein paar besonderen Fähigkeiten und einer gewissen Langlebigkeit. Nein, aber nein doch, ich kann nichts dafür, dass du nur Karotten auf den Mittagstisch bekommst und Norman die ganzen Kekse einstreift. Die sind doch ohnehin ungesund. Nein, ich weis auch nicht, wieso du von deinen Karotten in den letzten Jahrtausenden dick geworden bist. Ich bin nur der Redakteur, vergiss das nicht. Ich kann auch nichts dafür, dass Norman nicht der einzige Klonelefant im Universum ist. Ja, wahrscheinlich wird es eher eine Miss Norman geben als eine Frau Guck. Aber daran solltest du längst schon gewohnt sein. Außerdem weis ich aus zuverlässiger Quelle, dass du dir vor gar nicht so langer Zeit ein voll funktionsfähiges Ilt-Simulacra im Uhse-Verlag für exotische Aliens bestellt hast. Wie, es funktioniert nicht mehr? Nein, ich hab' die Impedanz doch nicht bestellt, um dich zu ärgern.

Nein, Robert hat das auch nicht getan, der hatte ganz andere Gründe. Nein, so genau kenne ich die auch nicht, aber es war ganz sicher nicht deinetwegen. Besorg dir doch ein paar Positronik-Chip, oder hast du einen überlichtschnellen Verwendungszweck für das Ding? Ja, natürlich kannst du es zur Not auch mit einer Handpumpe aufblasen. Was hat denn das mit dieser Hauptrolle zu tun? Wir hätten den Teil mit den Sex-Szenen wirklich nicht so betonen sollen. Ich war ohnehin dagegen. Aber die Leute vom Marketing, die haben darauf bestanden. Dachten wohl, der Schulz Dirk macht dann ein hübsches eindeutig zweideutiges Titelbild… Aber stell dir vor, du bekommst die Rolle…? Was würden deine Fans wohl denken, wenn sie dich in eindeutiger Pose am TiBi wieder finden? Ganz abgesehen davon, dass wir aus nahe liegenden Gründen kein fesches Ilt-Mädel auftreiben könnten, nicht mal ein weniger fesches. Und du mit einer Terranerin? Das wäre ja noch… schlimmer als das was Norman des Öfteren mit seinem Rüssel aufführt. Überhaupt würden dir die Außenaufnahmen gar nicht gefallen, gerüchteweise wird es verdammt heiß werden. Und von Hyperphysik verstehst du auch nichts. Nein, das war keine Vorraussetzung, der Rainer gibt sicher vorher noch einen kleinen Einführungskurs, aber wie ich dich kenne, würdest du den ohnehin schwänzen. Da fällt mir ein, du hast zuletzt doch eine Menge Hauptrollen, ungemein anstrengende sogar, gehabt. Du solltest vielleicht ein weniger leiser treten. Immerhin bist du nicht mehr Jüngste. Ein paar Pausen tun dir sicher gut. Ein Infarkt ist schneller da als du teleportieren kannst. Und Syntronik-Ersatzherzen sind erst mal für die nächsten Zyklen aus. Was heißt, ich kann mir deine letzten Hauptrollen an den Hut stecken? Den Ausdruck hast du sicher von Bully, ich wird' dem Dicken mal den Marsch blasen! Das waren doch wunderbare Hauptrollen. Hast du nicht sogar ein paar Preise für die Darstellung des gespaltenen Plofre bekommen? Das erste Mal in deiner Karriere? Und wurdest in der NG zum Ilt des Monats gewählt? Denk lieber mal, wie sich der arme Tiff fühlen muss, oder Michael, oder Dao, oder Kantor. Die würden sich alle Finger und Krallen nach so einer Rolle ablecken. Wie, du denkst eher an dein armes Fell? Na komm, sei kein Spielverderber. Das war doch nur ein kleiner Spaß, und es ist inzwischen wunderbar nachgewachsen. Der Nagula hat darauf bestanden. Das, oder ein Auftritt von Donald Duck. Und dessen Gage hätten wir mit den Gewinnen der nächsten zahn Zyklen nicht bezahlen können. Nein, aber nein, ich will nicht sagen, dass wir dich über Ohr gehaut haben und du für einen Bettel für uns arbeitest. Bekommst du nicht Mohrrüben, soviel du essen kannst? Und einmal wöchentlich Fellkraulen? Okay, natürlich nur dann, wenn da ein Fell ist, das sich kraulen lässt. He! Lass da, lass mich runter! So behandelt man doch seinen Redakteur und Agenten nicht… Aber sofort lässt du mich runter…"

IV)

"Nein Alaska, der Boss kann dich nicht selbst empfangen, der hat gerade einen anderen, ganz wichtigen Termin. Und ich denke nicht, dass du warten willst, bis er äh… wieder am Boden ist. Aber du kannst gerne im Vorzimmer Platz nehmen. Ich meine, das Warten bist du doch inzwischen ohnehin gewöhnt."

"Hallo, Alaska. Gut schaust du aus. Deine neue Maske bemerkt man kaum. Aber nein, nicht doch, ich wollte nicht sagen, dass du so unscheinbar geworden bist, dass man _dich_ nicht mehr bemerkt, selbst wenn man neben dir steht. Aber nein. Nein, ich kann dir leider die Rolle auch nicht geben. Du weißt doch, ich schreibe auch nur das, was der Boss mir aufträgt. Ich darf grad noch eine kleine Nebenrolle in eine Handlung einschmuggeln, aber doch keinen gestandenen Helden wie dich. Das ist Chefsache. Ja, wenn ich der H.G. wäre, dann könnte ich dich mit meinem Erbgott verschmelzen und als Astralnetzflicker in geheimer Mission auftauchen lassen, um mit Hilfe einiger durch die Lücken des Exposes geschlüpften MVs, die von einem vor langer Zeit von Tengri Lethos gerettenen Loower eine Blaupause von Laires dritten Auge gestohlen haben, die durch die HI außer Kontrolle geratenen Hyperraumbasen eines abtrünnigen Chaotarchen-Neffen zu bergen und in miniatursierter Form in Guy Nelsons neuem Raumschiff endzulagern… Alaska, Alaska, hörst du mir überhaupt zu, du wirkst etwas verwirrt? Beruhig dich doch, ich bin doch gar nicht der H.G.,
nimm doch die Maske an,. Versuch' einfach tief durchzuatmen… Aaaarghhhh…"

"Alaska, du hier? Ja bist du denn nicht irgendwo im Universum verschollen? Ach, du bist auf Exposepause... äh… Urlaub. Und willst trotzdem arbeiten? Mein Gott, Alaska, nimm das Leben doch ein bisschen lockerer, amüsier dich mal, lass die Sau raus. Geh mit einem Mädel aus, lass dich in der Sönne bräunen, du schaust doch totenbleich aus, das kann nicht gesund sein…Nein, ich kann dir die Rolle leider nicht geben. Das ist Chefsache, Chefetage. Und die suchen einen jungen, dynamischen, unverbrauchten He…, nein, aber nein doch, ich wollte nicht andeuten, dass du das alles nicht bist…"

"Hast du mich erschreckt, Alaska. Musst du immer im Dunklen sitzen und vor dich hin leuchten? Wie geht's eigentlich so? Du bist wohl wegen der tollen neuen Hauptrolle hier? Wie ich gehört habe, geht's Richtung Sonne. Da hast du ja schon jede Menge Erfahrung aus dem Cappinzyklus. Robert kann dich da gar nicht übergehen. Du wirst ihm nur erklären müssen, warum du nicht hinter den sieben Galaxien bei den sieben Kosmokraten die schlafende Kosmokratentochter, okay adoptierte Kosmokratentochter, zu erwecken versuchst. Wie, die ist gar nicht dein Typ? Robert hat doch extra ein Casting betrieben und ihren Teint sogar an den Gesichtsleuchen angepasst. Was hast du dir erwartet? Die Ururururenkelin von Pamela Anderson? Ich muss dir allerdings sagen, nur gerüchteweise, dass die Rolle angeblich schon an Tifflor vergeben ist. Ja, DER Tifflor. Nein, Tiff ist doch kein Langeweiler aus der zweiten Garde, der ist absolutes A-Casting. Falls Perry mal bei Star Trek anheuert, hat er alle Chancen, unsere neue Nummer Eins zu werden, zumindest bis Kantiran volljährig ist und ohne Vormund unseren sieben-Zyklen-Vertrag unterschreiben kann…"

"Alaska? Alaska Saedelaere? Bist du es wirklich? Ich dachte, du seiest längst to… äh… in ES aufgegangen. Nein, ich will dich doch nicht tot sehen, im Gegenteil, ich war immer dein größter Fan. Waren das noch Zeiten, als du den Corello gejagt hast oder Callibso auf die Nerve… äh… besucht hast Deswegen, ganz im Vertrauen, diese angebliche Hauptrolle, auf die ihr alle ganz scharf seid, vielleicht solltest du doch lieber passen. Und wenn zufällig der Uwe vorbei schaut, und ganz freundlich tut, und dir ein Angebot macht, dann… dann solltest du vielleicht daran denken, dass du kein geklonter Elefant bist und er vermutlich eher den Perry über den Jordan gehen lässt als dem Kleinen ein Haar zu krümmen. Geschweift, aber nein doch, ich rede nicht um den heißen Brei herum, es sind nur so ein paar Gerüchte, die herum schwirren. Timeo Klauso et dona ferentes… oder angebliche Hauptrollen…"

"Alaska. Du hier? So ein Zufall. Gerade haben wir über dich gesprochen. Wollest du nicht schon immer mal unsere gute Sonne aus der Nähe sehen…? Alaska? Alaska! Wohin denn so eilig, ich bin's doch nur, dein Autor…"

V)

"ER hat soeben das Gebäude betreten."
"ES?"
"Wo kommt der denn her? Da soll einer schlau draus werden, aus unseren Unsterblichen. Treiben sich zyklenlang im Nirvana herum, und kaum wird eine Rolle ausgeschrieben, rennen sie uns die Bude ein."
"ES?"
"Meinst du, er wäre ein geeigneter Kandidat?"
"ES?"
"_Ich_ hätte ja nichts dagegen, ich muss den Roman auch nicht schreiben, aber wenn ich an den möglichen Kollateralschaden denke, und ich vielleicht Teil dieses Schadens sein könnte…"
"Ihr wollt ES in die Sonne schicken."
"Ja, womöglich überlebt er trotz Expose, Kybb-Titanen und Sonnen-Eruptionen. Wir wissen ja, dass ihm nicht mal mit einem dutzend Messer beizukommen, von denen jedes einzelne einen Mausbiber niederstreckt. Oder ein ganzes THOREGON."
"ES?"
"Jetzt hör schon auf mit ES, ES ist weit weg und spielt sich mit den Zeitschleifen für den übernächsten Zyklen."
"Der kommt zurück und schlägt hier alles kurz und klein, uns mit eingeschlossen."
"Hätten wir ihm doch bloß ein bisschen Humor mitgegeben. Oder eine markierte Achillesferse."
"Wer übernimmt es, mit ihm zu sprechen?"
"Äh…, dann müsste ich ihm doch auch erklären, warum er beim Sternenozean überhaupt nicht mitspielen durfte. Keine Prügeleien, keine Schießereien, keine Arkonbomben…"
"Beim Schelwokat, meinst du, er hat eine mit?"
"Eine A…Arkonbombe?"
"USO-Miniaturanfertigung, mit Zeitrafferfeature? Ich würd's ihm glatt zutrauen."
"Kommt Leute, dreht nicht durch. Die Dinger funktionieren ohnehin nicht mehr."
"Das sagst du. Du hast auch Castors Kommentar gelesen, aber meinst du, ER liest irgendwelche Kommentare? Ich sage dir, er und seine Bombe wissen noch gar nicht, dass sie nicht mehr funktionieren sollen. Willst du auf einen Autorenfehler plädieren, wenn wir alle in unsere Atome aufgelöst zwischen den Universen schweben?"
"Dann geben wir ihm die Rolle doch…"
"Und du meinst, der hält sich im Finale an die Vorgabe? Der entert doch glatt den nächstbesten Kybb-Titanen, prügelt die Besatzung tot, fliegt zum Vesuv, nimmt sich Gon-Orbhon zur Brust, und beendet den Zyklus 10 Hefte bevor Perry soweit ist…"
"Und dann kommt er hierher, fuchsteufelswild. Wir müssen das Expose umschreiben, ganz schnell…"
"Vergiss es, ArEl hat den Leuten in der NG doch längst einen toten Unsterblichen versprochen. Die haben Blut geleckt, da können wir nicht mehr zurück. Wenn ER uns nichts massakriert, tun die es im Falle des Falles; und die sind noch viel mitleidloser als ein Oxtorner mit fest verdrahteten Prügelkomplex."
"Trotzdem muss einer von uns mit ihm sprechen…"
"Sabine…? Kommst du mal kurz rein. Es wird Zeit, dass du dein erstes Casting-Gespräch führst…"

VI)

"Ich brauch' den Job. Ich brauch' ihn wirklich. Ich lebe seit zwei Jahren von meinen Ersparnissen, und die sind, wie du sicher weißt, nicht gerade berauschend. Und sag bloß nicht, dass ihr nicht mit Schuld an meiner Zwangslage seid. Ihr seid mir etwas schuldig. Ihr habt mir das Spielergen in meine Erbanlagen geschrieben. Und zuletzt hatte ich etwas Pech, der Arkonide hat mich in den Jahren in der SOL bis aufs Hemd ausgezogen. Und das alles schön abseits der Exposes, damit ja keine seiner in die Jahre gekommenen Verehrerinnen der Verdacht kommt, der alte Beuteterraner sei ein verkappter Poker- und Canasta-Hai. Ich hätte es wissen müssen, für irgendetwas muss sein verdammter Extrasinn ja gut sein. Er hat mir sogar den Stolz meiner Waffensammlung abgenommen, den handsignierten Pfeil, mit dem Perry damals den Anti erschossen hat. Und der Rest meiner Sammlung… hast du eine Ahnung, wie teuer so eine Scheidung ist? Wie, du hast es noch nicht gehört? In der SOL pfiffen es schon die Kamashiten von den Bäumen. Nur die verfluchten Exposes haben uns zusammengebracht und die letzten paar hundert Hefte zusammengehalten. Aber zwei Jahre ohne Entspannung beim Kampf gegen verrückte SIs oder kleine Chaotarchen-Dienstboten…, nicht mal einen Sparring-Partner habt ihr mir spendiert, da hat man viel Zeit zum Nachdenken. Wenn man nicht gerade von einem Albinoarkoniden ausgenommen wird. Mein Gott, Robert, ist dir nie in den Sinn gekommen, dass ich Katzen überhaupt nicht ausstehen kann? Dass ich vielleicht sogar allergisch auf Katzenfell bin? Das war damals eine typische Hauruck-Aktion von euch. Verkuppeln wir doch mal die beiden Hampelmänner, die am wenigsten zusammenpassen. Warum ich nichts gesagt habe? Warum ich nicht Einspruch erhoben habe? Ich bin doch nicht verrückt, ich habe euren Wink mit dem Zaunpfahl schon verstanden. Denkst du, ich wollte enden wie Ras und Fellmer? Das einzige Verbrechen, dass die begangen haben, war es, sich zu wehren, die nächsten Zyklen als schwules Pärchen verbringen zu müssen. Oder Waringer, der nur seinen angesammelten Urlaub nehmen wollte, um sich mal kurz um die Technik bei Star Trek zu kümmern. Oder Deighton, der seit tausend Jahren keine Gehaltserhöhung bekommen hatte und nur den Kollektivvertrag für terranische Universenretter einforderte. Oder Jennifer, die ihr nur aus dem Weg geräumt habt, um mir diese Kratzbürste von einer Kartanin unterzujubeln. Und von Irmina will ich gar nicht sprechen, keiner von uns Unsterblichen hat verstanden, warum das Mädel weg musste…?
Aber irgendwann muss Schluss sein. Expose hin, Expose her, ich will wieder mein eigener Herr sein. Nicht länger der Schosshund einer abgetakelten Katze sein, die nicht mal zum Windelwechsel bei Delorian geeignet war.
Der Scheidungsantrag lieht schon im arkonidischen Gerichtshof im Mirkandol auf, aber diese galax-gierige Biest fordert nicht eine halbe, sondern ein Dutzend Milchstrassen.
Ich b r a u c h e diese Rolle, sieh' es doch ein. Übernimm endlich die Verantwortung und hilf mir aus dem Schlamassel raus, in das du mich hineingebracht hast. Nein, du kannst dich nicht auf Ernst ausreden, Klaus hat mir längst bestätigt, dass du alleiniger Rechtsnachfolger bist…
Nein, ich kann nicht auf meine vielen Hauptrollen im nächsten Zyklus warte. Und eigentlich will ich mit dieser Negasphäre gar nichts zu tun haben. Ein nettes Abenteuer auf einer hübschen Wasserwelt wäre mir viel lieber, mit vielen Bikinis, oder besser ganz ohne Bikinis, Mädels ohne Haare überall. Ich würd' sogar diese dumme Kuh aus Bostichs Stall nehmen; oder Mondra, falls Norman vorher in den Zoo kommt…
Nein, eine kleine Reise zur Sonne macht mir nichts aus, und vor irgendwelchen SI-Leichen ekelt es mich auch nicht. Solange da nicht irgendein Verdummungsstrahler lauert, mach ich wirklich alles. Ich würde sogar zehn Seiten Castor-Text über hyperfrequente paradimensionale Hyper- und Tesseracte als Monolog sprechen…
Ja, du willst dich für mich einsetzen? Du hälst mich für eine Idealbesatzung. Ich danke dir, du bist wirklich ein guter Freund…"

VII)

"Was soll ich in der Besenkammer? Bist du verrückt geworden? Verstecken, warum soll ich mich verstecken. Ein ehemal.. äh… aktueller Maskenträger versteckt sich doch nicht. Wenn es um diese tolle Hauptrolle geht, ich glaube ohnehin nicht mehr, dass ich daran interessiert bin. Jetzt schub's mich doch nicht, ich kann selber gehen. Aber halt nicht in die Besenkammer. Ich bin doch kein Tennisspieler. Was soll das heißen: Monkey hat das Gebäude betreten? Monkey ist auf dem Weg hierher? Ist doch schön, wir haben uns eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Er freut sich sicher, mich wieder zu sehen. Wir waren so ein tolles Gespann im Ersten Thoregon, wir haben uns wunderbar ergänzt und… Was meinst du damit, 'Monkey könnte das anders sehen'? Pass doch auf, jetzt wäre mir fast die Maske vom Gesicht gerutscht.Nein, ich finde nicht, dass so eine Besenkammer wie ein Container aussieht und ich hier am Besten in meinen Thoregon-Erinnerungen schwelgen kann. Das mach ich lieber mit Monkey gemeinsam. Aber nein doch, Monkey würde mich nie anfallen. Wir sind _Freunde_, begreif das doch endlich. Ich habe ihm damals mehrmals den Hals gerettet… wie, das sollte ich ihm besser so nicht sagen? Aber… aber, das ist doch absurd. Ich soll Monkey genervt haben? Ohne mich hätte er die Handlungsebene Thoregon in der halben Hefteanzahl geschafft? Und jetzt drehst du auch noch das Licht ab. So schlimm ist es mit der HI nun auch wieder nicht. Ich will Monkey doch nicht im Dunklen wieder sehen, wie schaut das denn aus…"

VIII)

"Bully, nein, du brauchst nichts zu sagen. Die Antwort ist "Nein". Du hast zuletzt genug Schaden angerichtet. Bostich den Krieg erklärt, diesen komischen Fuchs entkommen lassen, Perrys Buben brüskiert, Ascari brüskiert, sie nach Magellan mitgenommen, hast dich dort wie einen Anfänger fangen lassen, einen durch geknallten, suizidgefährdeten Hautfetzen zum stellvertretenden Kommandanten unserer schönen Expedition gemacht; und jetzt erscheinst du hier, und willst schon wieder eine neue Hauptrolle und eine neue Chance. Nein! Vergiss es. Vielleicht im übernächsten Zyklus. Und besorg dir endlich einen guten Friseur. Und halt' die Diät ein, die Robert dir schon vor Jahren verschrieben hat."

IX)

"Holt den Glaserer! Monkey hat die Glastür im Parterre eingetreten…"
"Holt einen Hyperphysiker. Monkey hat den Transmitter benutzt und ihn kaputt gemacht…!"
"Holt einen Klempner! Monkey hat die Toilette benutzt!"
"Holt einen Innenarchitekten. Monkey war in meinem Büro und hat sich mit den Möbeln gespielt!"
"Holt einen Sanitäter, nein besser zwei, nein, besser die Ärzte ohne Grenzen. Monkey hat Alaska in der Besenkammer gefunden!"
"Holt ES. Wir brauchen einen neuen Zellaktivator für Alaska…"

X)

"Perry? Perry! Perry, was für eine Ehre. Ein Gläschen Vurguzz? Ein paar Erdnüsse zum Knabbern? Einbisschen Hitnergrundmusik? Ich hab' ganz neu die 'Motanischen Choräle' auf XCD bekommen, das gefällt dir sich… Atlan singt da mit? Wenn du es sagst. Der ist verdammt vielseitig, dieser Atlan, nicht wahr?
Aber sag bloß nicht, du bist extra wegen dieser klitzekleinen Hauptrolle zu uns gekommen? Dieser weite Weg, trotz HI und Kybb-Titanen auf Schritt und Tritt.
Also, dieses kleine, unbedeutende Abenteuer in der Sonne, als dein Redakteur kann ich nur sagen, du bist zu Höherem geschaffen. Und denk an dein Image. Ein schwitzender Erbe des Universums, das wollen deine Fans sicher nicht sehen. Oder gar riechen. Vor allem jetzt, nachdem die HI die meisten Deodorants nutzlos hat werden lassen.
Nimm lieber den nächsten Shuttle zurück in den Sternenozean, Atlan braucht sicher deine Hilfe. Aber nein, nicht doch, wie kommst du darauf, dass Atlan alleine viel besser zurecht kommt? Gut, er hat das Mädel bekommen. Er musste nicht mit seinen löchrigen Socken Dialoge führen. Ihm sterben nicht die Kinder alle weg, er lässt sich nicht von irgendwelchen arkonidischen Zicken verführen. Aber deswegen bist du doch nicht der Stichwortgeber an seiner Seite. Das redest du dir nur ein. Du bist der Titelheld. Ja, immer noch. Nein, wir haben das Titelbild geändert, aber dein Name steht immer noch vorne drauf. Nein, auch nach 2300 wird das nicht anders sein. Nein, Kantiran soll dich nicht ersetzen, dir nur ein bisschen Arbeit abnehmen. Aber Perry, du hast keinen Grund, deprimiert zu sein. Ja, deine Arbeit von drei Jahrtausenden ist ein klein wenig den Bach runter gegangen, aber das kriegst du schon wieder hin. Zehn, zwanzig Zyklen und du kannst wieder deine Erb-Liegenschaften besuchen. Nein, du musst auch nicht in ES aufgehen. Okay, ich gebe ja zu, dass Bostich dir demnächst die Milchstrasse klauen wird, aber auch das geht vorüber. Und die Leser lieben dich, glaube mir. Ja, sogar die in der NG. Es ist doch ein Kompliment, wenn die dich einen Langeweiler nennen. Die meinen es nicht so. Aber Perry, wer wird denn gleich weinen?..."

"…Ist zufällig Bre im Haus? Ich habe hier einen kleinen Zusammenbruch und brauche eine Psychologin…."

XI)

"Bostich, es ist uns eine große Ehre. Die Rolle? Ob sie noch frei ist? Eure Exzellenz, das ist doch nur eine zweitrangige Rolle, die weder Eurem noch Arkons Ruhm angemessen ist. Nur Geduld, auch für Arkon wird es bald wieder eine schöne Bescherung geben. Nein, Bostich, so glaub' mir doch, das wäre ein Stunt-Casting. Wie sollen wir denn unseren Lesern erklären, das Bostich I, der Grosse, der Erhabene, sich in der Sonne den Hintern verbrennen lässt, um Perry Rhodan seine kleine Erde zu retten? Ja, 'Hintern verbrennen', wo gehobelt wird, da fallen Späne. Und dein Hintern ist dir doch sicher lieb und teuer… Uups, weg ist er. Diese Arkoniden haben einfach keine Manieren."

XII)

"ES!"
"Wie, schon wieder der Oxtorner?"
"Nein, ES…"
"Komm, sei nicht so gemein zu ihm. Monkey mag künstliche Augen haben, aber alles andere an ihm ist intakt. Er ist immer noch ein vollständiger Mann…"
"ES…"
"Außerdem haben wir ihn sicher in einem Stasisfeld untergebracht. Zumindest bis wir Alaska wiederbelebt und in Sicherheit gebracht haben…"
"ES…"
"MEINE SCHÜTZLINGE, MEINE KINDER. ICH HABE EUCH JA SO VERMISST. KOMM, SEID NETT ZU MIR, LASST MICH ENDLICH WIEDER MITSPIELEN. DAS IST IMMER NOCH MEINE MILCHSTRASSE. UND MEINE SONNE. UND MEIN 6D-JUWEL. KOMMT SCHON, SPART PAPIER, SCHONT DIE UMWELT. GLAUBT MIR, ICH KANN DIE VERFAHRENE SITUATION IN ZWEI ABSÄTZEN KLÄREN. IHR MÜSST NICHT BIS 2299 WARTEN…"
"sabine, lauf schnell zu rainer. er soll im archiv nachschauen, wie man am besten eine superintelligenz abwimmelt. aber schnell…"

XIII)

"Myles, ich habe mich schon gefragt, wo du bleibst. Du bist der letzte. Eigentlich wie immer. Hmm, wie schaut's eigentlich auf deinem Terminkalender aus? Hast du etwas Zeit für einen kleinen Abstecher zur Sonne?"

Epilog)

Und wieder geht ein Abend in Terrania zu Ende. Zahlreiche Unsterbliche kehren, eine Erfahrung reicher, zurück an ihre Arbeitsplätze.

Eine uns gut bekannte Gruppe Universenschöpfer stempelt aus, um sich den üblichen Feiertagsproblemen zu widmen.

Und auch ein Nörgler hält erschöpft inne. Eigentlich, so meint er, fehlt ja noch eine Schlusspointe. Soll er sich als absolut verrückt gewordenen Nörglerintelligenz outen, die aus einem sicheren außerweltlichen Versteck heraus heimtückische durch eine teuflische Manipulation eines künstlichen Browsernukleotiden ermöglichte Anschläge auf Unsterbliche und Autoren veranstaltet?

Oder als eine ins Metaversum entkommene Figur aus einem HGF-Roman?

Oder doch lieber ausholen zu einem weiteren Rundumschlag, auch wenn es nicht jeden Tag einen Unsterblichen zu begraben gibt?

 

Plot | Teil 2 | Rezension

Rezension

Positives:

Den Doppel-Roman zu lesen hat mir Spaß gemacht, großen Spaß sogar. Er war unterhaltsam, hat ohne Zweifel in dem mir vertrauten Perryversum gespielt. Die Mischung aus Rückblenden, Einblicken in eine angebliche Hauptfigur der Serie, sich aufbauender Bedrohung durch die Handlanger der Zyklenschurken, Spannungen zwischen einem kleinen Häuflein Agierender, der allmählich unvermeidbar werdenden, erkennbaren Tragödie und dem fehlenden Deus-ex-machina Happy-End hat gepasst.

Die Beziehung zwischen Myles und seiner letzten, zweiten großen Liebe wurde ungewohnt erwachsen und für PR-Verhältnisse behutsam und kitschfrei geschildert. Kein Vergleich zu den
Teenager-Herzschmerz Bonbons, die im Zusammenhang mit den jungen Emotionauten vor der Schlacht am Sternenfenster oder Kantirans Werdegang verteilt wurden.

Und um Myles, der kaum je mehr als ein Stichwortgeber gewesen war, den ich jederzeit ohne mit der Wimper zu zucken einen literarischen Tod gegönnt hätte, tat es mir fast ein wenig leid.

Was ein recht eindeutiges Zeichen ist, dass Uwe Anton eine gute, gelungene Arbeit abgeliefert hat. Die es verdient, mit einem nach oben gestreckten Daumen davonzukommen.

Nach einer Reihe m.E. recht durchschnittlicher und wenig motivierter Romane in der ersten Hälfte des Zyklus ist es schön nach Horst Hoffman auch bei Anton eine Formsteigerung zu erkennen. (Und nebenbei lässt es die Befürchtungen zum nahenden Zyklusfinale aus seiner Feder deutlich geringer werden: selbst wenn meine Ängste bezüglich des "Reinen-Tisch-Machens" wahr werden, könnte das doch in einer gutgeschriebenen Geschichte verpackt sein.

Neutrales:

Nun, so zufrieden ich mit der Charakterisierung Kantors durch Anton bin, den "Homo faber" der PR-Serie hat er dann doch nicht geschrieben, auch nicht den "Steppenwolf". Auch in seinen letzten Minuten durfte Myles nicht aus seiner betulichen Rolle ausbrechen: irgendwie schade. Vielleicht wäre es möglich gewesen, ohne ihm erklärungslos einen neuen Charakter zu verpassen, ein paar neue Facetten zu finden, ihn zwischendurch versuchen zu lassen, aus seiner womöglich gar nicht so geliebten Haut zu schlüpfen. Abseits der Beziehung zu Inshanin Myles eine etwas aktivere Position einnehmen zu lassen.

Auch im letzten Roman aus dem Innern der uralten Sonnenstation blieb sie uns (Lesern) ein wenig Flair schuldig. Von den lebenden Geschichtsbuch-Statuen abgesehen fehlte da doch ein wenig der Hauch des Geheimnisvollen, ein wenig spürbarer, miterlebbarer Größe. Korridore, Hallen, Zentralen. Mehr bot Triptychon leider nicht. Der Reiz, die Station überhaupt zu erkunden, fehlte irgendwie. Sie spielte keine erkennbar aktive Rolle, wir erfuhren nicht, was es mit ihr denn tatsächlich auf sich hatte. Als Museum für ein paar (oder auch viele) Schohaaken Statuen war sie doch ein wenig groß, als wehrfähige Wachstation für den Leichnam ARCHETIMS machte sie beim Angriff er Kybb-Titanen eine zu schwache Figur. Zusammen mit der doch spürbar passiven Rolle, die Myles und sein Team boten, die zu schnell kapitulierten, als es darum ging, die Geheimnisse zu lüften, geschah in all den Romanen auf der Station (die ich durch die Bank gerne als überdurchschnittliche SO-PR-Romane ansehe) zu wenig an aktiver Handlung.

Dabei mag es durchaus realistisch sein, dass die Jungs und Mädels von Terra einmal nicht die gefundene High-End-Technik in Nullkommanix verstehen und bedienen lernen, aber in Bezug auf einen unterhaltsamen, spannenden Handlungsbogen ist es eher kontraproduktiv.

Negatives:

Myles Kantor, das ist doch der Typ, der einen ZA von ES bekam. Neue Beine. Und dieses galaxienförmige Muttermal. Der mit dem Uhrentick, der irgendwie mit WANDERER; der Heimat von ES, zu tun haben könnte. Der, dessen Zeitwahrnehmung oder Zeitablauf manchmal durcheinander kommt. Der mit der seltsamen Freundin, die manchmal unvermittelt in einer fremden Sprache spricht. Die plötzlich in ein jahrzehntelange Koma gefallen ist. Also ein Kerl mit vielen Geheimnissen, Mysterien, Rätsel. Die wohl irgendwann einmal gelüftet werden, eine bedeutende Rolle spielen werden?

Nun, seine Geschichte ist jetzt zu Ende erzählt. Und trotzdem bin ich noch ziemlich ratlos. Was ist von all den Mysterien geblieben?

Die Freundin erwachte irgendwann wieder und wurde nach wenigen Absätzen gemeuchelt. Angeblich wurde sie irgendwann einmal von einer fiesen Nano-Kolonie Shabbazas übernommen. Hm, und dafür haben wir Realjahre lang gerätselt?

Im Vergleich zu einem Kalup oder Waringer hat man uns Kantor nie als unverzichtbare terranische Wissenschaftskoryphae gezeigt, mir fällt keine epochale Erfindung ein, die man eindeutig auf sein Konto schreiben könnte.

Was soll ES in dem Mann gesehen haben?

Wenige Seiten vor seinem finalen Abgang versuchte Uwe Anton in Kantors Takvorianismus und dem ESschen Muttermal eine Bedeutung hineinzuschreiben. So gut mich die beiden Romane auch unterhalten haben, _hier_ bin ich doch ausgestiegen. Die "Logik" und Sinnhaftigkeit will mir nicht ganz aufgehen.

Hat ES Myles die Fähigkeit zum verzerrten Zeitablauf gegeben, damit er in einer zum Wrack geschossenen Sonnenstation doch noch den einen finalen Selbstzerstörungsknopf drücken kann? Und das Muttermal als … ja als was?

ES, der manchmal als großer Zukunftsseher galt? Auch wenn er so manches Mal anscheinend eher unscharf gesehen hat. Dessen Präkognitationsfähigkeit dann mit Hilfe der Ganz Großen Zeitschleife erklärt und beseitigt wurde? Und der jetzt doch wieder ein extrem winziges Detail einer möglichen Zukunft "geahnt" haben soll?

Das erste Indiz der "Noch größeren Zeitschleife"?

Einfach Zufall?

Oder das Bemühen ein paar vor langer Zeit in den Raum gestellte Mysterien zu einem Abschluss zu bringen, irgendwie, weil diese lästigen nörgelnden Leser sonst sofort aufgeschrieen hätten?
Mysterien, die vielleicht Teil eines dann doch nicht realisierten Handlungsstranges waren? Oder deren angedachte Aufklärung verloren gegangen ist? Oder nie ausgearbeitet wurde?

Mir schwirrten da doch zu viele Spiralen durch die Sonne und den Äther und das Perryversum. Und durch das Rätseln über die Bedeutung dieser bedeutungsschweren Gedanken über das Muttermal hat die Betroffenheit über das Schicksal des Menschen Kantors doch ein wenig gelitten.

Viele Unsterbliche hatten einen viel schwächeren Abgang, aber richtig zufrieden will ich mit dieser Deutung der Kantorschen "Bedeutung" nicht sein.

Und die Frage bleibt, wie das Expose diese "Aufklärung" behandelte. "Das und das steckt hinter Muttermal und Takvorianismus." oder "Ach ja, Uwe, lass dir irgendeine Erklärung für das Mal auf seinem Arm einfallen."?

Neutrales:

Recht gelungen war die Revue der eingestreuten Rückblenden. Nicht zu kurz, nicht zu lange, um die Handlung in der Sonnenstation in den Hintergrund zu drängen.

Die Höhepunkte seiner, Myles, Karriere. Sentimentales Zurückdenken an vergangene Zyklen und dramatische Höhepunkt.

Seltsam, irgendwie war er zwar immer wieder irgendwo dabei, aber ich kann mich gar nicht daran erinnern. Dass Myles dabei war! Ein paar Mal war ich fast überrascht. "Ach ja, Myles war damals ja auch an Bord, auf dem Planeten, vor Ort. Der Mann hat ja doch einiges miterlebt…" Hätte man mich vor der Lektüre nach einer spontanen Antwort auf die Frage nach Myles bisherigen Einsätzen gefragt, von Zentapher abgesehen, ich wäre mir nirgendwo sicher gewesen.

Was jetzt keine Kritik am Roman sein soll, sondern eher ein Beleg, wie vernachlässigt die Rolle dieses Unsterblichen wurde.

Ein wenig nörgelnd könnte ich auch einwerfen, dass Kantor ein zu "billiges" "leichtgemachtes" Opfer war, wenn es darum ging, wieder einmal einen ZA-Träger über den Jordan gehen zu lassen.


Randbemerkung:

Arndt Ellmer hat auf der LKS ein wenig über Myles und dessen Tod geplaudert. Er, ArEl, sieht sich als geistiger Vater der Figur, ist auch ein wenig Stolz, dass er überhaupt so lange Teil des Perryversums war. Und er hat selbst Kantor als möglichen Kandidaten für ein Unsterblichensterben vorgeschlagen.

Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann, ist, dass er "seine" Figur nicht selbst "umbringen" wollte. Egal, ob ich als Autor die Figur weiterhin mag und schweren Herzens "opfern" muss, oder ob mich an ihr satt geschrieben habe, das "Dahinmetzeln" würde ich mir doch nicht freiwillig entgehen lassen. Ich hätte die Büros, E-Mail-Ordner und Posteingänge von Frick und Feldhoff wohl belagert, um diese eine Geschichte auch noch schreiben zu dürfen.

(Warum diese Zurückhaltung, Wolfgang? Unüberwindbare Terminprobleme? Desinteresse? Angst, bei den vielen gefährlichen Lesern als Unsterblichen-Killer verschrien zu werden? ;-) )


Fazit:

Es würde mich wundern, wenn die beiden Romane eines Tages zu den großen Klassikern der Serie gezählt werden; aber es sind _gute_ Romane. Und der Sterneozean hätte viel mehr von dieser Art Romane gebraucht. Mit einem erkennbaren PR-Flair, ein wenig Dramatik, Emotionen, sowohl der handelnden Figuren als auch der Leser. Natürlich kann man nicht andauernd selten gewordene Unsterbliche umbringen, um ein wenig spürbare Tragik in die Handlung einzubringen, aber die Stimmung im Heft "passte".

Daumen hoch.


PS.
Ist es wirklich so schwer bis unmöglich, den grauen Tröter in einem Roman unerwähnt zu lassen? Ein Roman, der im Innern der Sonne spielt, 150 Millionen Kilometer vom Aufenthaltsort des Leibhaftigen Grauen entfernt? ?

Es gibt halt Reizwörter, anerzogene, angelesene Reizwörter, die jede noch so gute Stimmung kaputt machen können.

 

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Dieses Visier wurde verfasst von Rudolf Thiess

Die aktuelle Version wurde am 22. July 2006 in die Datenbank eingepflegt

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