Im Visier 2300
Zugrunde liegender Roman: Robert Feldhoff - Vorboten des Chaos
Vorbemerkungen und Plot
Dieses Visier bezieht sich nicht nur auf den Roman 2300 sondern allgemein auf TERRANOVA und den Weg dorthin
Plot:
Nach vielen Generationen… äh… Jahrzehnten… äh Jahren… äh Augenblicken der Ruhe und Konsolidierung der galaktopolitischen Lage nach Aktivieren der Universellen Sparschaltung HYPERIMPEDANZ geschieht das Unvorstellbare und nie für möglich Gehaltene, das in 45 Jahren PR-Geschichte fast noch nie Geschehene: Fremde zwielichtige Gestalten mit wenig Skrupel und noch weniger Durchblick, geschweige denn langfristiger Erfolgschance, greifen nach unserer idyllischer Milchstrasse und ihren begehrten Ressourcen.
Dass eine Wort, das alles zu beschreiben, in Worte zu fassen und ewig zu binden, heißt „Invasion“. Und unbedarfte, ihre diversen Liebeskummer auskurierende und ihre elektrischen Zahnbürsten vermissende Unsterbliche sind wieder einmal gefordert, dem Schicksal und dem Expose entgegenzutreten und in 100 mal 50 Seiten unter unsäglichen Opfern an Statisten und kleinen Sprechrollen das Erscheinen des nächsten runden Jubiläumsbandes sicher zu stellen.
Nicht einmal vor dem Einsatz Barbiepuppen-großer Haluterkiller scheuen die extrafiesen Jungs von der multiversalen Schurken-Gmbh zurück. Unsichtbare Todessterne und der Wega-Konvention widersprechende Gravitationsschrottpressen aus dem Fundus der fundamentalistischen Chaostruppen stehen gute Vorsätze, Pläne, Siganesen und seltsame Sprüche leicht beschränkter embryonaler Möchtegern-SIs auf der Seite der VPM-Lohnhelden gegenüber.
Sicher ist nur eines: Terra darf nicht fallen.
Zumindest nicht in der ersten Zyklushälfte.
Während Atlan schon über ein neues NEI nachdenkt; die bösen Buben gerade eine längere Nachdenkpause einlegen, um den Zyklus nicht vorschnell durch Erfolg aufgrund überlegener Kräfte, Technik und Planung zu beenden (und dann auf dem Arbeitsamt für zu erfolgreiche Schurken zu landen); die leicht verrostete SOL noch immer in einer kreativen Phasenverschiebung der expokratischen Vorstellungswelt fest hängt; ein paar neue Jugendliche den Kampf gegen ihre Hormone, eitrige Pickel und Altleser austragen; unbekannte Mächte mit dunklen Obelisken um sich schmeißen; ein gebeutelter Bostich wieder einmal seines Throns samt zugehörigen Planeten verlustig geht; und ein ewiger Nörgler aus einem fernen Alpenland in seiner Börse noch immer mehr Staub als Kristalle vorfindet, wagen wir doch nach langer Zeit wieder mal einen Blick hinter die Kulissen des Geschehens.
Wo die Wahren Hohen Mächte ihre dogmatischen Entscheidungen treffen.
Tei 2
Der lange Weg nach Terra Nova - aus der Sicht eines Bewohners des „Perryversum“ genannten Terrariums:
Viele, viele Millionen Augenblicke in der Vergangenheit:
Das Erste Wesen sprach: Es werde Plot. Und es ward Plot. Am ersten Tag erschuf Es Perry und Bully. Und das Zweite Wesen schuf Gucky und sorgte dafür, dass ihm niemals die Karotten ausgehen würden.
(Und selbst Wiener Expokraten ihm niemals an den Kragen durften!)
Und Perry jauchzte voller Glück: „Hurra, ich bin der Held. Ich darf Schurken jagen, bekomme die größte Knarre und das schärfste Mädel. Und wer immer mir das wegnehmen will, bekommt eins auf die Birne geknallt.“ Und Bully brummte zufrieden: „Wie schön, und ich darf dem Mausbiber das Fell kraulen.“
Ziemlich viele Augenblicke in der Vergangenheit:
Nachdem er Topsidern, Springern, Arkoniden, Akonen, Antis, Posbis, Schreckwürmern, Maahks, Tefrodern, Kristallagenten, Ulebs und ein paar Schurken, deren Namen er längst vergessen hatte, eins auf die Birne geknallt hatte, meldete Perry sich wieder einmal bei seinem Chronisten. „Muss ich meinen Urururururenkeln, Accalauries, Takerern und der Urmutter wirklich schon wieder mal eins auf die Birne knallen?“
Das Erste Wesen, das sich längst Expokrat nannte, dachte lange darüber nach und entschied, dass es Zeit für eine Änderung war. Also war es Perry, der für lange, lange Zeit eins auf die Birne geknallt bekam.
Die Cynos, ANTI-ES, die Laren und selbst seine eigene Besatzung an Bord der SOL ließen es ganz schön auf die Birne des nicht mehr ganz so sofortschaltigen Perrys knallen. Und das neue Erste Wesen fand, dass es schlichtweg nicht mehr zeitgemäß war, dass die Terraner es dauernd knallen ließen, sogar auf extraterrestrische Minderheiten, die nicht mal eine ordentliche Birne hatten.
Ganz schön viele Augenblicke in der Vergangenheit:
[Ach Leute, lasst doch einen geschwätzigen, etwas aus der Übung gekommenen Nörgler ein wenig dahinschwafeln. Vielleicht kriegt er Kurve ja doch noch…]
„Ihr Erste Wesen der Dritten Generation, habt ihr nicht ein wenig Aspirin für mich? Mein Schädel brummt, und das nicht erst, seit er gegen den Berg der Schöpfung geknallt ist“, beschwerte der alte Held und Recke sich, ja der mit der kleinen Narbe an der Nase, der irgendwann einmal den vom vielen Verwenden schon abgenutzten Knopf zum Sofortumschalten gegen ein tolles syntrongesteuertes Computerspiel getauscht hatte.
Woraufhin die Ersten Wesen ihm eine kleine, siebenhundertjährige Auszeit gönnten und dann mit dem Kopf voran an den Milchstraßenwall der Cantaro schleuderten. Obwohl der Held ein wenig geübter in der Abwehr von Invasionen war als in der Durchführung derselben, erledigte er auch diese Aufgabe mit Hilfe eines Radiergummis und einiger kleiner, gut versteckter Plotholes aus seinem Waffenarsenal.
Zum Dank schickte man ihn gleich anschließend auf einen zur Meditation geeigneten Kuraufenthalt in die Große Leere, und als er selbst dort noch jeden Schurken im Umkreis eines halben Universums anlockte, gar auf die andere Seite desselben.
„He ihr expokratischen Jungs, mir geht so langsam das Aspirin aus. Warum muss eigentlich immer irgendjemand eins auf die Birne kriegen? Vielleicht geht’s auch anders, ein dritter Weg, bei dem alle Birnen heil bleiben?“ fragte er beim obersten Wiener Wesen nach, das aber nur mit halben Ohr zuhörte, weil er gerade überlegte, wie es einen alten, etwas übergewichtigen Mausbiber in die ewigen Jagdgründe bringen konnte.
Immer schon sehr mitfühlend und hilfsbereit, erfanden er mit seinem zweiten Ersten Wesen wieder mal einen dritten Weg und sah zu, dass weder unserem Helden noch seinen Gegnern eins über den Schädel gezogen wurde. Von ein paar Kollateralschädeln mal abgesehen.
Vor einiger Zeit in der Vergangenheit:
Nach Jahren der Hoffnung über einen neuen, mit drei Paragraphen recht kurz gehaltenen Arbeitsvertrag, bei dem ein wenig nachlässig
keiner das Kleingedruckte gelesen hatte, gab es dann doch wieder einen recht schmerzhaften Tritt in den Unterleib bzw. die Weichteile desselben.
„Oh, ´tschuldigung, wird auch nicht wieder vorkommen“, versprachen die Hohen Mächte. „Das war wohl etwas gar heftig. Damit so etwas nie, nie wieder vorkommt, verordnen wir mit sofortiger Wirkung die große universelle Abrüstung.“ Und zeigten als persönlichen Bonus unserem Helden gegenüber gleich tatkräftig, dass der Tritt die Zeugungsfähigkeit unseres Helden nicht weiter beeinträchtigt hatte.
„Ich bin der Größte“, jubelte Perry, unterschrieb gleich für ein paar zusätzliche Breitleindwand-Abenteuer in Spielfilmlänge während der Drehpausen… und musste feststellen, dass man ihm still und heimlich seine elektrische Zahnbürste, den Ferrari und die neue X-Box weggenommen, bzw. durch ein wenig Zahnseide, einen alten Lada und ein etwas unhandliches Mailüfterl ersetzt hatte. Und ihn obendrein zwei Jahre lang in den Orchestergraben im Zelt des Musikantenstadels eingeschlossen hatte.
Erst neulich:
„Es reicht“, drohte unser Held. „Bis hierher und nicht weiter. Und wenn ich eine universelle Schneise ziehen muss. Ich will einen Neubeginn. Und ich darf nicht mehr fallen, koste es, was es wolle….“
Der dornige Weg nach Terra Nova – aus der Sicht einiger verzweifelter Autoren auf der Suche nach neuen Ideen, höheren Honoraren und _netten_ Lesern:
„Seufz!“
„Du sagst es.“
„Hätt’ ich bloß gelernt, Anleitungen für DVD-Player zu schreiben…“
„Ja, das sind die wahren Bestseller unserer Zeit.“
„Hat Rainer nicht diesen Ikea-Gig aufgetan? Moderne Baupläne für Billy- und Hugo-Regale zu schreiben?“
„Sie haben ihn gefeuert!“
„Was…? Aber wieso denn?“
„Angeblich hat irgendein Technikfreak, nachdem er sich durch die einleitende 200-seitige Biografie der Familie Ikea gelesen hat, noch genug Kraft gehabt, das mit der hyperdimensionalen semitransparenten Kantenverstärkung durch gepulste Induzierung einer ultrafrequenten Meganonwelle in einer orthogonalen 6d-Matrix zur Stabilisierung der
Schubladengleitfähigkeit zu verstehen und nachzubauen.“
„Und wo ist das Problem?“
„Es war ein Österreicher, und sie wollen den dritten Wiener Gemeindebezirk, der dabei mit einem Stück Negasphäre ausgetauscht wurde, zurück… Du hast ja keine Ahnung, was diese Ösis für ein paar alte Mauern und Strassen und Eingeborene verlangen. Auf jeden Fall sitzt der Arme jetzt Tag und Nacht und versucht einen Umkehrprozess auszuarbeiten und möglichst verständlich zu beschreiben. Deswegen musste Uwe zuletzt auch die ganzen Castor-Romane schreiben…“
„Seufz.“
„Seufz.“
„Leute, das ist eine Autorenkonferenz. Hier geht’s um neue unverbrauchte, frische, originelle Ideen für unseren Rhodan. Ich darf doch um ein bisschen mehr Begeisterung bitten.“
„Seufz.“
„Ist doch eh’ egal. Sie hassen uns doch.“
„Sie?“
„Die Leser. Ist doch egal, was wir ihnen anbieten, sie finden es furchtbar und schlecht, zu kindisch, zu jung, zu alt, zu neumodisch, zu altmodisch, zu actionhältig, zu gemächlich, zu schnell, zu langsam, zu fantasylastig, zu technisch, zu kurz, zu lang…“
„Sie machen sich darüber lustig…“
„Sie kaufen die Hefte nur, ohne sie zu lesen.“
„Oder schlimmer: sie lesen die Hefte, ohne sie zu kaufen.“
„Sie mögen unsere alten Unsterblichen nicht.“
„Sie mögen unsere jungen Helden nicht.“
„Sie werfen Atlan vor, an Alzheimer zu leiden.“
„Und Perry, ein Weichei zu sein.“
„Sie nennen Kantiran einen jungen, dummen Schnösel.“
„Und lachen über Zims Liebeskummer.“
„Sie lästern über Ascaris Push-Up BH…“
„Und sie mögen keine Tiere.“
„Nicht mal Elefanten.“
„Süße, kleine, liebe Elefanten mit großen Kulleraugen…“
„…die von Zeit zu Zeit ein klein wenig das Universum retten…“
„…oder zumindest dabei sind beim Universum-Retten.“
„Sie sind so schrecklich unmusikalisch.“
„Sie setzen sich für ein Gesangsverbot an Bord von Raumschiffen ein.“
„Banausen, alles Kulturbanausen.“
„Sie haben keine Achtung vor den wichtigen Dingen des Lebens…“
„…vor Gott und der Welt, vor Gon-Orbon und seinen Jüngern…, vor Gotteshäusern und religiösen Fanatikern.“
„Nicht mal vor den Kosmokraten haben sie Respekt. Knöpfedrücker und Lügner, nennen sie sie.“
„Sie glauben, dass Computer schneller als Gedanken sind. Selbst solche ohne Syntronik und Biozusatz. Sie glauben nicht, dass ein Computer ohne Hyperkristalle nur dampfgetrieben funktionieren.
Oder das unsere Raumschiffe wieder ölverschmierte Klempner brauchen, um die Triebwerke zu richten.“
„Besserwisser und Störenfriede.“
„Sag mal Chef, können wir unsere Serie nicht für _keine_ Leser schreiben?“
„Ja, da würden wir doch enorme Kosten sparen.“
„Und Zeit. Alleine die Beantwortung all der Leserbriefe…“
„Ich bin da ja ganz auf eurer Seite, Leute, aber… die da oben im Verlag, die haben diese fixe Vorstellung, dass eure Honorare irgendwie direkt proportional zur Zahl der Leser sein sollten.“
„Erbsenzähler!“
„Spielverderber!“
„Ja, auf welcher Seite stehen die denn, die… da oben?“
„Also noch einmal, Leute: Die Lage ist ernst. Bad Earth wurde eingestellt. Das Raumschiff Enterprise wurde auch schon demontiert und an einen Altwarentandler fürs Recycling verkauft. MacGyver hat bei Stargate abgeheuert. Heyne schreibt nicht mal mehr SF auf seine SF-Bücher drauf. Und demnächst müssen wir dort unsere Perry-Rhodan Bücher als Jerry-Cotton Romane tarnen. George Lucas will von Darth Vader nichts mehr wissen. Arndt hat ein Angebot vom Unterrichtsministerium bekommen, neue, verständlichere Physikbücher für den Unterricht an unseren Schulen zu schreiben. Da hat er einfach viel mehr Leser, und die sind außerdem bei weitem weniger pingelig und kritisch. Vom Marketing kommt eine Anfrage, ob es wirklich notwendig ist, so viele Wörter mit mehr als 6 Buchstaben zu verwenden. Bei mir stapeln sich die Briefe von überforderten Eltern unserer Leser, die mehr Bilder und weniger Text fordern, weil das Vorlesen sonst so lange dauert…“
„Leute, wir haben eine Krise, und müssen uns anstrengen. Neue Ideen,
neue Helden, neue Schurken, neue Waffen, neue Wörter, neue Titelbilder, neue Leser, neue Au… alte Autoren mit neuem Elan.
Denn eines muss sicher sein: Diese Redaktion darf nicht fallen.
Diese Serie darf nicht fallen. Dieser Verlag darf nicht fallen.“
„Das ist es, mein Gott, das ist es, das ist es.“
„Wo ist etwas? Wo? Was? Ein Spion? Ein nörgelnder Leserspion, der
sich eingeschlichen hat? Die Brieftasche unseres Vorstandes? Das Witzebuch von Leo?“
„Aber nicht doch! Der neue Zyklus! Der Slogan für den neuen Zyklus. Der Aufhänger. Das Motto…“
„Was denn? Diese Redaktion darf nicht fallen? Ich weiß nicht so recht, das klingt irgendwie nach ‚Journalisten’ und anschließendem Leseraufstand…“
„Da plädiere ich eher für ‚Reporter der Hölle’. Perry wird als Resident abgewählt, findet keinen Job, wird Sozialhilfeempfänger, da hätten wir auch gleich einen starken Gegenwartsbezug, wird umgeschult und bekommt dann eine Chance als Stadtreporter für Terrania-News, verliebt sich in die Starreporterin und stößt beim Gassi-Gehen mit Norman auf einen uralten universellen Friedhof für Unsterbliche…“
„Äh… wozu brauchen Unsterbliche einen Friedhof?“
„Genau, diese Nörgler in der NG machen uns zur Schnecke, wenn wir einen Friedhof voller Unsterblichen beschreiben…“
„Es sei denn, wir begraben dort gleich in der ersten Szene Norman…“
„Nur über meine Leiche.“
„Also was jetzt? Ein Friedhof für Unsterbliche oder Autoren?“
„Leute, wir waren bei unserem neuen Slogan für den Zyklus…“
„Wie? Ein Friedhof für Slogans? Das wäre aber schon sehr experimentell…“
„Für Experimente ist Rainer zuständig, vielleicht kann er ja ein Datenblatt zur Verfügung stellen…“
„TERRA DARF NICHT FALLEN!“
„Musst du so schreien? Wie sollen wir uns denn da konzentrieren..“
„Das erinnert mich an meinen letzten Sturz beim Schifahren.“
„Ja, ich dachte auch immer, ich bin Österreicher, ich stürz doch nicht beim Schifahren, aber dann…“
„TERRA! Terra! Terra darf nicht fallen. Und wir schreiben 1340 NGZ, da fährt keiner Schi, zumindest keiner unseren Helden…“
„Hmm, da bringst du mich auf eine Idee. Nachdem Uwe mir verboten hat, Graz noch mal zum Fußballweltmeister zu machen, da könnte ich doch in meinem nächsten Roman so eine österreichische Schi-Lichtgestalt auferstehen lassen. Der dann den Zyklus-Finsterling zu einem Duell auf Schiern herausfordert. Das ist auf jeden Fall viel glaubwürdiger als Roi im Degenduell gewinnen zu lassen…“
„Ein – für – alle – Mal..: Singen, Fußball, Häkeln geht in Ordnung, aber PR ist und bleibt eine schifahrerfreie Zone!“
„Wir haben davon gesprochen, dass Terra fallen muss…“
„Nicht! NICHT!“
„Wir haben nicht davon gesprochen? Aber ich hab’ dich klar und deutlich sagen gehört…“
„Terra darf NICHT fallen! NICHT fallen!“
„Auf einmal, das wäre ja etwas ganz Neues…“
„…“
„…“
„Genial. Boss, ich kann nur sagen, das ist genial…“
„Terra fällt nicht. Das hat es ja seit hunderten Heften nicht mehr gegeben.“
„Äh… gegen _wen_ darf denn Terra nicht fallen?“
„Arkon?“
„Moment, du hast mir doch versprochen, dass meine Arkoniden die Erde endlich mal zurück ins Imperium holen dürfen. Und Bostich neuer Titelheld wird. Und mein zwölftausendseitiges Treatment endlich Grundlage der nächsten zehn Zyklen wird…“
„Gibt’s dann auch schicke Karaketta-Rennen auf der Erde?“
„Ja. Nein. Nein. Terra fällt nicht, darf nicht fallen. Keine arkonidischen Rennen im Stadion von Terrania.“
„Genau, besser ein paar Schirennen in den Alpen…“
„Könntet ihr mich endlich ausreden las…“
„Wir wär’s mit dem Urururenkel von Michael Schumacher als neuen Helden?“
„Beim Schifahren?“
„Noch ein Wort, und ich lasse Rainer den Technikteil im Expose verdoppeln!“
„…“
„…“
„Terra darf nicht fallen.“
„Äh… das wissen wir schon.“
„Der mächtigste Gegner, den wir je hatten, greift an…“
„Klingt gut. Irgendwie originell. Nicht irgendein Gegner. Gleich der mächtigste, ja, das hat etwas…“
„…greift an. UND TERRA FÄLLT NICHT!“
„Kühn.“
„Gewaltig.“
„Utopisch.“
„Äh…, Boss… ist das nicht etwas…. Äh… ‚unglaubwürdig’.“
„Das nennt sich ‚originell’.“
„Die Porleyter haben die Erde erobert. Vishna hat es getan. Stalker. Die Spindelwesen. Die Dscherro. Seelenquell. Die Arkoniden. Gon-Orbhon…“
„Nur diese Affen aus TRADOM, die wollten nicht so recht…“
„Und die Dscherro waren dabei nicht mal so richtig hell im Kopf, oder besonders viele, oder gut ausgerüstet.“
„Die Topsider könnten es vielleicht _nicht_ schaffen…“
„Oder die Siganesen…“
„Die Linguiden hätten vielleicht zu viele Skrupel…“
„…“
„Ja, wenn der Scheer noch unter uns wäre. Der war der einzige Expokrat, der es geschafft hat, dass die Erde nicht erobert wird…“
„Nichts gegen anwesende Expokraten, aber das ist halt so…“
„Willi hat ja auch gegen die Laren versagt.“„Und gegen die Porleyter. Und Vishna.“
„Und dabei brauchte er nicht mal auf diese lästige HI Rücksicht nehmen. Oder auf zerbröselnde Hyperkristalle. Oder Internetforen voll mit Anorak-Fans. Oder technische Datenblätter von Rainer.“
„Leute, niemand sagt, dass es leicht sein wird, aber denkt doch mal an die Dynamik hinter ‚TERRA DARF NICHT FALLEN’.“
„Wäre ‚fallen’ nicht noch dynamischer als ‚nicht fallen’? Allein von der Bewegung her, all die kinetische Energie, die da umgesetzt wird, und der Knall beim Aufprall, der weckt doch jeden Leser, die zwischendurch mal kurz eingeschlafen ist.“
„Es geht um neue Formen von Dynamik…“
„Formen sind gut. Die kann Dirk dann gleich in sex… äh schöne runde Titelbilder umsetzen.“
„Ich spreche von Dramaturgie, von Handlung, von Abläufen, von Erzählformen, von Neuland…“
„…das nie zuvor ein Autor betreten hat?“
„Wir bekommen neue Büros? Wann denn, wo denn?“
„Also mir würde eine neue Tapete für mein Arbeitszimmer schon reichen, so richtig übersiedeln möchte ich gar nicht.“
„Mir fällt da ganz spontan ein, ich war noch nie im siebten Stock beim Vorstand. Absolutes Neuland…“
„Ein Betriebsausflug in die Südsee wäre auch nicht schlecht…“
„Meine Damen und Herren, das Thema ist der neue Zyklus, wir sollten uns auf das Wichtige konzentrieren.“
„Ja, wie schaut’s mit der versprochenen Erhöhung unserer Honorare aus…“
„Lasst uns doch nicht schon wieder auf diesen Versprecher von der letzten Konferenz herumreiten. Ich frag’ ja auch nicht, wie’s mit der versprochenen Einhaltung von Abgabeterminen ausschaut…“
„Leute, Leute, so geht das doch nicht. Das ist kein Brainstorming, das ist das reinste Chaos.“
„Und redet nicht dauernd durcheinander, ich hab’ nur einen Kopf und kann mich nicht aufteilen…“
„Ja…, ja…, das ist gar nicht schlecht….“
„Die belegten Brötchen? Na, ich weiß nicht, vorgestern haben sie doch noch besser ausgesehen…“
„Keine Brötchen. Aber die Idee mit dem Chaos. Wir bringen endlich das Chaos in die Serie rein…“
„Ich dachte, das haben wir schon 1961 geschafft…“
„Nein, das CHAOS. Die Chaosmächte. Die tauchen endlich auf und bringen ein wenig Schwung in die angestaubte Stu… Milchstraße. Und der Oberschurke… der… der ist zweigeteilt… der hat zwei Köpfe…
Und Terra darf nicht fallen. Und allesamt betreten sie, unsere Helden und Schurken, …Neuland.“
„Aber sitzt Perry nicht auf Terra fest? Und die HI lässt ihn nicht weg? Und die alten Sternenkokons sind auch nicht mehr so neu…“
„Hm, da ist etwas dran. Lasst mich mal kurz überlegen. Terra darf nicht fallen. Ergo muss Perry dafür sorgen, dass Terra nicht fällt. Dann kann er aber nicht mein wunderschönes tolles Neuland betreten, es sei denn…. es sei denn… Terra _ist_ das Neuland. Und das ist auch gleich der Name für den neuen Zyklus.“
„Neuland?“
„Klingt irgendwie wie Friesland.“
„Ihr könnt sagen, was ihr wollt. Da ist zuviel ‚Land’ drinnen. So als ob der alte Sternenfahrer Rhodan den Sternenozean durchquert hat und jetzt an Land gestrandet ist…“
„He, das ist gut. Das hat Gegenwartsbezug, das spricht Themen an, die jeden interessieren…“
„Zum Beispiel?“
„Na… also… ganz einfach… aber… nun… äh…da wären… oder… und… vielleicht…. Land… das ist wichtig, festen Grund unter den Füßen zu haben…“
„Terra Nova. Wir nennen den Zyklus ‚Terra Nova’. Und die Erde ist das ‚neue Land’. Und Perry sitzt mitten drin und muss es gegen das Chaos verteidigen. Koste es was es wolle.“
„Naja, was die Kosten betrifft, da muss ich euch mitteilen, dass die neue Verlagsdevise ‚sparen’ heißt. Und jede Abteilung, jede Redaktion ist aufgefordert, Einsparungspotenziale aufzuzeigen und… für den Anfang wäre es schon mal nett, wenn ihr auf den neuen Strom sparenden Laptops die neuen Energiesparlampen an Bord der PRÄTORIA beschreibt, oder die neuen Dienstjets der LFT-Minister mit Pedalantrieb…“
„He, wir haben schon seit Jahren die HI. Da müssen die Kollegen vom Bussi-Bär oder Jerry Cotton erst mal nachziehen…“
„Ein neues Spiel. Neue Karten.“
„Und wer darf die zeichnen, die neuen Karten? Zuerst die Datenblätter, dann die Abendkurse für PR-Autoren über Hyperfrequenzen, Transmittertechniken und Dienstgrade in der arkonidischen Flotte, dann das neue Telefonbuch des Kristallimperiums, die Stammbäume aller Göttlichen Imperatoren und die Enzyklopedia Perryversia auf 25.000 DVDs für das Weihnachtsgeschäft 2006…“
„Seufz… neue Leser…“
„…und neue Verrisse.“
„Neue Honorare…“
„…sogar für alte Ideen.“
„Neue Raumschiffe.“
„Ächz… neue Datenblätter…“
„..aber meine Office-Zwischenablage ist doch schon voll.“
„..und meine Maus ist vom Copy/Paste schon ganz ausgeleiert.“
„Neue Logbücher.“
„…in denen dann vielleicht auch mal ein Roman von mir so richtig toll gelobhudelt wird?“
„Neue Spieler, neue Helden, neue T-Shirts für alte Helden, dann wirken die gleich viel frischer und neuer.“
„Eine neue Freundin für Atlan.“
„Neues Viagra für Perry.“
„Neue Kekse für Norman.“
„Neue Vorhänge für die Solare Residenz…“
Das Casting
Klinken wir uns kurz aus der Aufbruchstimmung dieses Brainstormings aus und überspringen wir die Aufzählung all der neuen Handlungselemente, die vielleicht auf uns Leser zukommen mögen. Wer will schon vorab wissen, mit welch perfidem Plan Kolonnenfort 055 den solaren Schutzschirm durchdringt, um durch Störung der Ausstrahlung der Bollywood-Superhitserie „Der Elefant, der aus der Retorte kam“ Panik und Chaos auf Terra zu erzeugen.
Weitaus interessanter ist da schon das langwierige und komplizierte Castingverfahren zum Terranova-Zyklus.
„Alaska, was für eine Überraschung. Ich habe ja schon seit Ewigkeiten nichts mehr von dir gehört. Nein, natürlich habe ich nicht auf dich vergessen, wie könnte ich.“ [Leises Rascheln im Hintergrund als eine Hand eilig Castors Personenregister zur Serie Perry Rhodan durchblättert und zwischen ‚Saddreykaren’ und ‚Salik’ eine Abhandlung samt Risszeichnung einer Plastikmaske findet.]
„Ja, du hast zweifellos Recht, dass das Leben für einen langzeitarbeitslosen Exhelden und Unsterblichen nicht leicht ist. Es ist halt leider so, dass auch ZA-Träger nicht vor Hartz MCXIV geschützt sind, wenn ihr Skill-Set nicht mehr so recht zum Profil ihres Dienstgebers passt. Klar doch, Gelegenheitsjobs als Krampus in der Fasnacht sind nicht so toll. Aber hast du nicht auch die Hauptrolle in Freitag, der 13, Teil 2987, bekommen? Oooh, Lotho Kereate hat dich beim Casting geschlagen? Weil er den Produzenten mit einem ZA bestochen hat? Also, dafür kannst du mir aber nicht die Schuld geben. Ich werde außerdem sofort unsere Rechtsabteilung verständigen, der Blechkerl kann doch nicht so einfach Verlagseigentum weitergeben.
Ach ja, eine Rolle im Terranova Zyklus… Mal sehen. Da hätten wir einen Retter des Universums, nein, da hat schon Perry unterschrieben, einen jugendlichen Helden mit Freundin…, hm, könnte Probleme beim Küssen geben…, ja, die neue Maske war nicht deine Idee, aber jeder hat halt sein Kreuz zu tragen; ein Strukturpilot…, aber mit deinen Erfahrungen aus dem PULS bist du da leider überqualifiziert; ein siganesischer Botschafter…, sag mal, Alaska, wie klein kannst du dich eigentlich machen…, okay, vergiss es; hier… zwergwüchsiger Haluter…, wie wär’s damit? Moment, stirbt im vierten Heft…, hab ich mir doch gedacht, dass du in dem Fall eher nicht interessiert sein wirst.
Dualer Kapitän, aber da bräuchtest du statt der Maske einen zweiten Kopf, und wo du denn auf die Schnelle auftreiben solltest…. Kofferträger für Malcolm Daellian, aber das ist auch nur eine stumme Rolle. Wie, wir haben auch schon mal mehr neue Figuren in neue Zyklen eingebracht…? Das sehe ich aber ganz anders. Da wäre ja auch noch: alte Oma vor Fernseher; Blinder Passagier in Raumschiff; fieser Journalist; Erster Terraner… hm, den Namen hab ich grad vergessen; Klärgrubenspezialist auf Siedlerwelt; akonischer Regierungschef, aber der stirbt leider auch. Hier… Koch auf Gatas, wie wäre es damit? Nein, keine Muuhrtwürmer und Vurguzz soviel du trinken kannst. Auch nicht? Du bist doch kinderlieb, oder? Dann hätte ich womöglich eine absolute Traumrolle für dich. Du darfst richtig machen, was sogar unser Perry falsch gemacht hat. Besser sein als er! Super? Ja, siehst du, wir vergessen doch unseren guten Alaska Saehdelaere nicht. Ohne ‚h’, wie bitte, ach so, ohne ‚h’. Du darfst auch sofort in die Maske…, hehe, nur ein kleiner Scherz, aber du hast deinen Auftritt noch vor allen anderen, ist doch auch ein Ansporn, nicht wahr. Ja, ganz einfach, und trotzdem eine tolle neue Herausforderung. Du musst nur auf Rhodan aufpassen, ja, Rhodan, aber nein, nicht Perry. Kantiran. Kantiran Rhodan. Unsere Nanny hat kurzfristig gekündigt, und du wirst ein erstklassiger Ersatz sein….“
„Dabbelju wer? Busch? Ach so! Mister President, das ist wirklich eine große Ehre für unsere kleine bescheidene Redaktion. Dann gehören die beiden Herren in Schwarz und die kleine Armee, die soeben unser Verlagsgebäude umstellt hat, wohl zu ihnen? Seeehr beeindruckend, ja, sehr, sehr beeindruckend. Soso, ihr derzeitiges Engagement läuft in zwei Jahren aus? Es ist ein echter Jammer mit diesen befristeten Arbeitsverträgen, meine Autoren lassen auch keine Gelegenheit aus, sich lautstark zu beklagen.
Aber genug abgeschweift, zurück zu ihrer Karriereplanung. Keine Frage, da haben Sie ein echtes Problem. Klar, es geht darum, die Leiter hochzuklettern, und als Präsident der USA, als Anführer der Freien Welt, sind Sie schon ziemlich hoch oben auf der Leiter angekommen. Eine MacDonald-Filiale zu leiten wäre da schon ein Abstieg…
Ja, ich habe tatsächlich ein paar Jobs ausgeschrieben, aber ob da etwas Passendes dabei ist, ich weis nicht so recht. Unseren Rhodan als Retter und Erben des Universums ablösen? Äh… unser ganzes Marketing, unser Auftreten und unsere Werbelogos sind auf den Namen und Schriftzug abgestimmt, außerdem gibt’s da einen gültigen Vertrag bis Heft 9.999. ‚George Bush, der Erbe des Universums’ klingt zwar gut, hätte aber wahrscheinlich doch nicht denselben Wieder-erkennungswert. ‚Der Erbe des Erben’? Als Ablegerserie? Da muss ich erst mit der Verlagsleitung sprechen.
Oh, davon haben Sie auch schon gehört? Ihr Geheimdienst scheint ja ziemlich auf Zack zu sein. Ja, wir haben gerade unseren Ersten Terraner verloren. Traurige Geschichte. Sehr traurig. Ja, der Job wird nachbesetzt. Aber ja, Herr President, natürlich halte ich Sie für kompetent und fähig, natürlich wären Sie ein ungemein geeigneter Nachfolger. Ja, die Serie braucht charismatische Figuren mit Durchsetzungsvermögen und taktischen und strategischen Geschick. Aber… aber ob wir die Wahl zwei Jahre hinauszögern können, bis ihr jetziger Vertrag ausläuft? Und wer sagt, dass Sie diese Wahl gewinnen würden? Wie? Ihr Bruder? Ist der überhaupt stimmberechtigt? Bei einer LFT-Wahl? Nein, Florida darf bei uns nicht mitwählen… Ich meine, natürlich darf auch Florida…, aber erst 1344 NGZ… Zellaktivatoren? Nein, eigentlich wird dem jeweiligen Ersten Terraner keiner davon verliehen. Ja, das wäre natürlich eine gute Idee, habe ich dem Feldhoff auch schon gesagt, aber der hat mir vorgerechnet, dass es schlichtweg mehr Erste Terraner als Zellaktivatoren gibt…
Örtliche Superintelligenz? Aber nein, nein, aber nein doch, ich zweifle nicht an, dass Sie eine verdammt gute Superintelligenz wären. Aber bedenken Sie doch, unser Perry hat noch jede SI umgebracht, die nicht ES heißt, und das will ich ihnen ersparen.
Kosmokrat? Einen Augenblick lang hatte ich zwar meine Bedenken, aber, Herr President, das wäre tatsächlich eine Möglichkeit. Ein glaubwürdiger, leibhaftiger Kosmokrat in der Serie. Gewisse Defizite lassen sich durch das Transformsyndrom erklären… was für Defizite, na ja, nein, aber nein doch, Herr President, ich will nicht sagen, dass Sie irgendwelche Defizite haben könnten, aber nie im Leben, nie und nimmer, nur für unsere Serie, da können wir doch niemanden gebrauchen, der so total vollkommen und hundertprozentig perfekt ist. Das ist eine Frage der Dramaturgie…
Ich verstehe, wenn Sie unter diesen Umständen doch nicht interessiert sind. Schade, schade. Eine Frage haben Sie noch? Einen Job für einen guten Freund? Ja, was kann er denn, dieser Freund? Ein Superschütze? Trifft jedes Ziel. Dick? Er ist fett? Ach, das ist sein Name. Von ihrem Vize… Ja, also… als Kanonier in der PRÄTORIA ist er vielleicht nicht ideal, aber ich hätte da eine andere, noch viel bessere Stelle. Wir könnten ihn zum Primärschützen der Terminalen Kolonne machen. Schließlich müssen wir irgendwann einmal eine Erklärung liefern, warum die Bösen in Heft 2399 doch verlieren und die eigenen Schiffe statt Perrys wrackes Flaggschiff treffen…“
„Nein, tut mir leid, aber das Konsortium für interstellare Pipelines wird von einer Springersippe geleitet. Ich denke nicht, dass die an einem ehemaligen Bundeskanzler als Vorstand interessiert sind. Außerdem haben wir schon einen ungemein beliebten Elefanten in der Serie…“
„Also, äh…, ich muss dazu sagen… natürlich bin ich geehrt, äh,… über ihr Angebot, aber, äh…, wie ich schon sagte, und, äh, das soll natürlich kein Ressentiment sein, aber ob Sie, äh, angesichts der vielen frustrierten LFT-Bürger, äh, wirklich ein autonomes Bayern innerhalb der Grenzen der LFT äh… leiten könnten, ja, das ist die Frage. Wobei es äh, schon richtig ist, das wir in unserem äh Autorenteam keine Frau äh, nicht dulden, nein, nicht oder vielmehr nicht nicht gefunden haben. Ganz klar, das heißt natürlich, äh, dass sie auch keine Anordnungen von irgendwelchen äh Frauen befolgen müssten. Nein, bei den äh kommenden Wahlen zum Ersten Terraner dürfen natürlich schon äh… Frauen nominiert werden, nein, dass kann ich nicht einfach verbieten. Natürlich wären Sie… äh, sind Sie der klar bessere Kandidat, aber bedenken Sie bitte auch, dass das Reinheitsgebot 3.412 alter Zeitrechnung gefallen ist und äh… das Hofbräuhaus seit 20 Generationen von Blues-Einwanderern geleitet wird…, nein, das äh könnten Sie nicht rückgängig machen. Ja, es trifft zu, dass zur Zeit Graz, ja, das äh liegt in Österreich, Fußballweltmeister ist. Ja, der Herr Anton ist deswegen auch nicht äh… glücklich, aber, wir… äh hätten nur Rollen in unserem Zyklus anzubieten, nicht… äh… im Team…“
„Norman? Also mit dir hätte ich nicht gerechn… Oh, Verzeihung, Dumbo, da hab ich dich glatt mit unserem Norman verwechselt. Was kann ich für dich tun? Michael Nagula hat dich an mich verwiesen? Ja, wir haben inzwischen das größte Elefantenbiotop in allen Science Fiction Universen, und ja, Norman würde etwas arteigene Gesellschaft auch gut tun. Allerdings haben wir eher an eine nette Elefantendame gedacht, um… na, du kannst es dir schon vorstellen.
Ja, mit deinen Referenzen bist du ganz sicher unsere erste Wahl, falls Norman mal etwas zustieße. Allerdings passt der Uwe doch sehr auf seinen kleinen Liebling auf und fängt jedes Expose, in dem unser Liebling vorkommt, ab, bevor es an irgendwelche eventuell elefantenfeindliche Autoren geht. Dumbo, der Paladin der Menschheit, ja, das ist ein verdammt guter Titel. Fliegende Elefanten gegen TRAITOR - die letzte Chance der Menschheit. Ja, ein wunderschöner Untertitel, ich sehe, du hast dir schon viele Gedanken gemacht. Wie, du möchtest deine Freunde Klopfer und Bambi mitbringen? Du meinst, das erlaubt Disney? Ob ich einverstanden wäre? Aber ja doch. Damit würden wir genau unsere anvisierte Zielgruppe ansprechen. Es ist nur schade, dass wir hausintern einfach nicht die Rechte am Bussi Bär bekommen.
Und Nagula sollte neuer Expose-Autor werden? Und Schulz die Bildstrecken zeichnen? Und Feldhoff die Textblasen übernehmen? Hmm, das wäre aber doch eine auffällige Änderung unseres Formats. Ob unsere neuen supergroßen Raumschiffe überhaupt Platz in den kleinen Bildern hätten? Nein, natürlich ist das nicht dein Problem. Ooh…, wir müssten Terrania in Entenhausen umtaufen? Nun, das sollte auch kein Problem sein, das fällt unseren Lesern doch gar nicht auf. Homer Adams durch Dagobert Duck ersetzen? Jetzt, wo du es ansprichst, der alte Homer ist ohnehin längst pensionsreif. Das kriegen wir schon hin. Und die Panzerknacker… ja, wir könnten ohnehin mal ein paar Bösewichter mit mehr Profil gebrauchen. Die Kybb und die Valenter haben da sicher ihre Defizite gehabt. Vielleicht kannst du ja auch mit eurem Kater Karlo sprechen, mit diesem Dualen Kapitän kann ich mich eh nicht anfreunden. Verlangt doch glatt zwei Honorare, der Gauner. Aber nicht mit mir…“
„Shocking. Absolutely shocking, my dear James. Rationalisieren, kürzen, Synergien finden, wir sind alle davon betroffen. Aber ich hätte nie gedacht, dass auch beim MI5… sogar unter den Doppelnullen…! Diese freien anbietbaren Dienstleistungen innerhalb der EU, hat denn keiner unserer Abgeordneten daran gedacht, dass das nicht bei Programmierern, Tischlern und Baumwollpflückern endet? Ganz klar, wie soll ein Topagent mit 40 Dienstjahren in der höchsten Gehaltsklasse mit dieser österreichischen Billigkonkurrenz mithalten können? Kottan heißt er also, ihr Nachfolger? Fährt einen geleasten Golf anstelle eines Aston Martin, säuft Bier statt Cocktails, und führt seine Freundin zum Würstlstand statt ins Casino aus. Klar kommt der Ihre Majestät günstiger, aber das Image… das Image! Ach, den… äh… die alte M hat es auch erwischt? Wird vom Bullen von Tölz abgelöst…? Na, da fürchte ich ja, dass der teurer kommt als ihr Finanzminister denkt. Und ein gewisser Wigald Boning ersetzt den Tüftler Q?
Also was Q betrifft, der könnte noch heute bei uns anfangen. Es ist wirklich schlimm, was unseren Verschleiß an Top-Wissenschaftlern betrifft. Kalup, Hamiller, Waringer, erst neulich der Jungspund Kantor, also mein lieber James, wir können schon gar nicht mehr genug Universitäten errichten, um sie nach unseren dahingeschiedenen Intelligenzlern zu benennen. Und unser momentaner Guru, dieser Daellian, da habe ich überhaupt kein gutes Gefühl dabei. Erstens ist der sperrig wie eine Kiste, dann hat er keinen Humor, und wenn ich an die ganzen angeschlagenen Ecken und Mauern in unseren Labors denke, wenn er mal wieder irgendwo dagegen geknallt ist… Ganz zu schweigen von Festbanketten und Preisverleihungen, wenn er im Frack auftreten muss. Letztklassig, absolut letztklassig! Ich muss zwar noch mit meinem Expokraten und unseren Chefphysikern Rainer und Arndt sprechen, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass sie einem langfristigen Vertrag mit Q entgegenstehen würden.
Für M haben wir leider keine Verwendung. Für die leitenden Positionen im Liga-Dienst und der USO haben wir selbst schon eindeutig zuviel Personal.
Und was Sie, mein lieber James betrifft, da stehe ich vor einem ziemlichen Dilemma. My Dear, James Bond im Auftrag der LFT, da werden unsere Leser regelrecht ausflippen. Was hätten wir Sie im Sternenozean-Zyklus gut brauchen können, um ein wenig Pep und Sex in unsere Hayok-Agentenromane zu bringen. Und unsere Ascari wäre womöglich auch noch am Leben und würde Karriere als Bond-Girl machen. Oder im Seelenquell-Zyklus. Da hätten wir uns eine Menge an Gurken und Obstsalaten erspart… Ach, nicht so wichtig, das ergibt wahrscheinlich nur für Insider Sinn.
Aber gerade jetzt, mit dieser leidigen TRAITOR-Kolonne. Ein paar explodierende Kugelschreiber und unsichtbare Autos dürften da nicht ausreichen. Ganz abgesehen davon, dass wir verdammt knapp an potenziellen Bond-Girls sind. Ich hätte diesem Kantiran nie erlauben sollen, seine Mutter umzubringen. Jetzt könnten wir ihnen nur noch unsere Mondra oder Bre anbieten. Aber falls Sie auf Elefanten allergisch sind… Ja, Elefanten, sagte ich doch. Nein, halb so schlimm, es ist nur ein ganz kleiner lieber Elefant. Wie, Sie arbeiten niemals mit Kindern oder Tieren? Das ist schlecht, sehr schlecht. Unser Zyklus wird nämlich damit enden, dass es zu einer spontanen Mutation der Negasphäre kommt und alle Lebewesen in ihrem Einflussbereich verjüngt werden. Helden und Schurken, Männer und Frauen, Menschen und Aliens, alle werden bis zum Ablauf des Jahrtausends der Kriege in ihrer artspezifischen Pubertät eingefroren. Das erspart uns in Folge das dauernde Erfinden irgendwelcher obskurer Berufsjugendlichen… Genial, nicht wahr? Wir müssen uns doch unseren Lesern anpassen…
Wie… Alkoholausschank? Nein, die Martinis werden dann natürlich gestrichen. Sex? Unter Minderjährigen? Die Leute von der FSK würden uns lynchen. Gewalt? Die wird doch demnächst per parlamentarischen Entschluss gesetzlich verboten. Unmöglich? Wir schreiben an einer SF-Serie, da ist nichts unmöglich. Schließlich wollen wir Visionen aufzeigen, Gedankenmodelle, alternative Gesellschaftssysteme… Ja, da haben Sie wohl recht. James Bond passt da nicht ins Bild. Eine Empfehlung? Wie heißt ihr Kollege, der seinen Job an Erkan und Stefan verloren hat? B..e..a…n? Mr.Bean.
Na, dann werde ich ihn gleich mal kontaktieren…“
„Asyl? Naja, eigentlich bieten wir Gegenwartsflüchtlingen kein Asyl an, dafür sind wir, oder besser gesagt, ist diese Redaktion nicht zuständig. Ich habe Jobs, jede Menge, eine ganze Welt, die wieder aufgebaut werden muss, eine Flotte, die bemannt und befraut werden muss, ein Feind, der sein Kanonenfutter braucht, und jede Menge Lieferanten von Keksen. Von den Malern und Anstreichen zum Übertünchen der Plotholes ganz zu schweigen… Seit der HI gibt’s keine Arbeitslosen mehr. Ja. Deswegen nennt sich unsere Serie ja auch eine positive Utopie…
Es ist ein Notfall? Nun, ich weiß nichts von einem Notfall… Wie,
Herr Anton verbürgt sich für sie? Schon wieder Uwe, der Kerl ist ganz schon umtriebig. Aber trotzdem, er ist einfach nicht befugt, irgendjemanden Asyl bei uns anzubieten. _Ich_ bin die letzte Instanz, und dann vielleicht noch die Druckerei… In spätestens drei Monaten müssen sie untergetaucht sein? Also gut, wie war noch einmal ihr Name? Kaiser? Ist das ihr Name oder ihr Titel? Wie? Lichtgestalt? Was für eine Lichtgestalt? Die Helioten haben wir längst entsorgt? Wir haben keine Lichtgestalten mehr in die Handlung… Reden Sie doch ein klein wenig langsamer. Ja, ich weiß, dass so ein Ball rund ist. Ja, in Terrania wird Fußball gespielt, auch wenn die Weltmeister zur Zeit aus Österreich kommen. Nein, das ist kein Scherz. Herr Lukas scherzt nie, zumindest nicht mit so heiklen Angelegenheiten. Aha, der Herr Anton will, dass sie die Mannschaft von Terrania für die WM 1345 trainieren. Damit dieses Graz endlich geschlagen wird. Warum haben Sie dass denn nicht sofort gesagt. Natürlich haben wir dafür Platz in unseren Exposes. Wenn es um diese Ösis geht, müssen wir armen Deutschen ja zusammenhalten.
Es geht also nur um einen Transfer. Kaiser Franz. Ein Ticket ins Perryversum, spätestens anzutreten am Ende der WM. Dortiger Aufenthalt mindestens ein Großzyklus. Bis Gras über die Sache gewachsen ist. Und Fußballspieler wieder öffentlich auftreten können, ohne vom Mob gelyncht zu werden. Nein, nein, Herrn Francis werden Sie in Terrania nicht mehr treffen. Wir haben dort das Lynchen endgültig unter Strafe gesetzt. Nein, ein Herr Klinsmann hat bei mir noch nicht vorgesprochen. Was, der will auch ins 5.Jahrtausend? Hat er denn irgendwelche Referenzen? Ob ich ihn mit dem Nullzeitdeformator vielleicht in die Steinzeit schicken kann? Da müsste ich vorher dort nachschauen, ob er schon angekommen ist. Nein, das ist doch nicht kompliziert. Dann ist es geschehen, weil es mal geschehen wird. Oder so ähnlich. Ich muss mir das noch einmal von Rainer erklären lassen.
Ihren Golfschläger wollen Sie mitnehmen? Ich denke, das wird möglich sein. Willkommen an Bord, Herr Franz Kaiser…“
Ja, das Leben ist nicht leicht für einen geplagten Redakteur einer uns wohlbekannten utopischen Vororteserie. Schlimm ist nur, dass ihm die Verlagsleitung die gute alte Besetzungscoach gestrichen hat, denn soeben betritt der äußerst talentierte Superstar Frau Pooth mit zwei hervorragenden Argumenten das Verlagsgebäude, um endlich die durch den Abgang von Frau Ascari entstehende gewaltige Lücke im Seriengefüge zu füllen…
Rezension
Dieses Visier wurde verfasst von Rudolf Thiess