Sprachnörgeleien 2353
Zugrunde liegender Roman: Horst Hoffmann - Requiem für einen Mond
S.18: „drosselte Jere die Fahrt und ließ den Gleiter in großem Bogen über dem Wasser kreisen. Alles war unverdächtiger als ein zielgerichteter, eilig erscheinender Flug.“
Auf Akon ist der Teufel los, Gleiterflüge werden mit Sicherheit auf das unumgänglich Notwendige beschränkt, weil niemand weiß, wer als nächstes schießen wird und Jere kreist unauffällig über dem Meer, ein munteres Liedchen pfeifend, um seine Harmlosigkeit eindrucksvoll zu demonstrieren. Nee, ehrlich, bei aller Phantasie.
S.20: „Was von CROFON-4 übrig ist, liegt am Rand eines Landefelds des Raumhafens.“ S.37: „ ‚Verdammt die Entfernungen sind zu gewaltig, bis zu den Gebäuden des Raumhafens schaffen wir’s nie zu Fuß!’“ S.54: „Der Weg vom Wrack bis zur Station, nur wenige Kilometer, schien zur Reise von einer Welt zur anderen zu werden. Dennoch war er nur kurz“
Völlig unerklärlich, welche Entfernungsvorstellungen in diesem Roman eine Rolle spielen.
S.22: „All diese Fakten zogen Kare ta Ebrus durch den Kopf, während er die Hauptstadt des Mondes aus der Luft betrachtete – ein Meer aus Kuppeln, zylindrischen Türmen...“
Wieso kann er in dieser Situation irgendetwas aus der Luft betrachten, noch dazu eine Stadt, die unendlich weit und unerreichbar entfernt liegt?
S.22: „Alles schien gebannt zu warten oder in blinder Raserei den Kopf tief in den Sand zu stecken.“
’Blind’ weil im Sand, ja das leuchtet ein, aber ‚Raserei’ müsste eigentlich einen mittelschweren Sandsturm auslösen.
S.25: „Für einen Moment war er überglücklich. Da stand sie, seine Vision, sein Traum....Sie wuchs der Vollendung entgegen und....zerbrach in einem grässlichen Crescendo des Chaos....’Es ist dein – unser – Input, Kare!’, rief Harana...’Wir müssen dagegenhalten! Wir müssen ihr Hoffnung geben!’“
Also ‚überglücklich sein’ reicht nicht als positiver Input. Dann wüsste ich aber auch nicht mehr, wie man das steigern sollte.
S.28: „Vor allem Mana wurde von ihren Leuten geliebt, was man durchaus weit spannen konnte.“
So richtig typisch, mit Fernglas und so?
S.40: „Es gibt so gut wie keine Ordnung mehr und kaum Widerstand. Konar brennt immer an vielen Stellen, die Nester des Energiekommandos scheinen inzwischen ausgeräuchert zu sein.“
Warum brennt Konar immer? Und warum auch dann, wenn die Widerstandsnester doch schon nicht mehr existieren? Und warum bezeichnet Taje den Tod seiner Kollegen vom Energiekommando überhaupt als ein ‚Ausräuchern’, hat er die Seiten gewechselt und denkt im Sinne der Kolonne?
S.42: „sahen sie noch die ... Schattenreflexe operierender Dunkelkapseln“
Bitte dringend um Klarstellung, wann und unter welchen Bedingungen Dunkelkapseln sichtbar sind. Mit zunehmender Dauer der Geschichte erscheint das immer willkürlicher.
S.47: „Elena Doraan hatte alle Systeme abschalten lassen, die nicht unbedingt zur Lebenserhaltung dienten. Die Kranken wurden versorgt, die Kommunikation war gewährleistet, es gab Licht und frische Luft. Das war alles.“
Absetzen, die Frau! Die Abschaltung der Energieschirme um den verstrahlten Bereich kommt dem Todesurteil für alle Beteiligten gleich.
S.54: „Jere wartete stundenlang, während seine Kräfte genauso schnell schwanden, wie seine Hoffnung schrumpfte......jetzt stand er verkrümmt am Eingang der Transmitterstation und winkte die letzten Akonen herein, ohne zu wissen, was seine Hände taten.....Jere tan Baloy lehnte kraftlos an einer Wand und war nicht sicher, dass er selbst den Weg bis zum Transmitterkäfig schaffen würde.“
Jere geht ausgeruht, ausreichend ernährt, bestens ausgerüstet in einen Einsatz, bei dem ich nicht erkennen kann, was ihn so überfordert Fehlende Hoffnung kann ihn spätestens dann nicht mehr schwächen, als er es sich zum Ziel setzt, zweieinhalb Hundertschaften Akonen zu retten, was ihm außerdem keine großen körperlichen Strapazen abverlangt. Warum ist der Mann also so unglaublich kraftlos?
S.56: „Er war schwach, doch sein Zustand für die Verhältnisse stabil.“
Entweder ist der Zustand stabil oder er ist es nicht. Der Zustand kann auch für die Verhältnisse gut oder schlecht sein, aber nicht für die Verhältnisse stabil.