Sprachnörgeleien 2398

Zugrunde liegender Roman: Uwe Anton - Aufbruch nach Hangay

S 5: „Es war ein Wesen mit zwei Körperhälften, die jedoch unter einem Einsatzanzug verborgen waren“
Eine Revolution der Mode! Man stelle sich nur vor, auch wir würden beide Körperhälften mit Kleidung bedecken – wie sähe das denn aus?

S 8: „Darauf warteten hier alle. Denn bevor Perry nicht zurück war, konnte ich mit der Evakuierung Omega Centauris nicht Ernst machen.“
Ist das sein Ernst? Verstehe ich nicht. Perry hat Atlan gesagt, dass er – also Atlan - die Expedition leiten soll, weil er selber nicht mit nach Hangay fliegt, sondern da bleiben wird. Warum muss man also auf ihn warten? Ah, ich hab’s. Atlan möchte für die Reise seinen Krish’un wiederhaben, damit er sich notfalls auf den Zwischenstationen legitimieren kann. Könnte ja sein, dass die Rechner ihn schon wieder vergessen haben. Nein, stimmt auch nicht, am Ende des Romans fliegt Atlan ab, ohne dass der Umhang erwähnt wurde und ohne dass es zu einem Kontakt der Beiden überhaupt gekommen ist. Warum also müssen alle trotz höchster Gefahr auf Perry warten und dürfen sich nicht absetzen? Ah, jetzt weiß ich’s. Damit Perry rettend eingreifen kann, was ohne diese idiotische Warterei ja gar nicht nötig wäre. Das ist der berühmte Hund, der sich in den eigenen Schwanz beißen muss, damit überhaupt mal Schmerz entsteht. Na, jedenfalls ist für mich die Logik des ganzen Romans auf Seite 8 bereits im Mülleimer gelandet. Oder weiß jemand was, was ich eventuell überlesen habe?
Wenn nicht, dann ist besonders noch S. 28 interessant, als Atlan sinniert „Ich als Kolonnen-Führer würde den Kommandanten der Schiffe standrechtlich wegen Sabotage vor dem Feind erschießen lassen.“ Das könnte man gut und gerne für ein absurdes Selbstgespräch des arkonidischen Strategen halten, der hier ohne Not alle ihm Anvertrauten in Gefahr bringt und belässt.

S 11: „Im internen Funk-Jargon der Kolonne war von Reduktiv-Traitanks die Rede gewesen. Diesen Begriff hatten wir übernommen und mit RTV-Traitanks abgekürzt.“
Was wohl auch nur Schriftstellern einfallen kann, denn obwohl dieser Begriff vom Schriftbild her tatsächlich kürzer wirkt, stellt er in gesprochener Form überhaupt keine Abkürzung dar. Schließlich ist er genauso dreisilbig wie der Originalausdruck.

S 13: „‚Sämtliche Traitanks fliegen im Schutz Fraktaler Aufriss-Glocken! .... Die Minenfelder zeigen keine Wirkung‘ ... ‚Feuer frei, Jarett!‘, ordnete ich an. ‚Breit gestreute Salven. Bringt den Rest des Minenfelds zur Explosion!‘“
Ist das wieder arkonidische Meisterstrategie? Wenn wir schon dem Gegner nichts anhaben können, lassen wir mal schnell die eigenen Minen explodieren, bevor sich womöglich doch noch ein Kolonnenfahrzeug bei einer Kollision etwas tut?

S 17: „Er lachte gern und oft, dazu so dröhnend, dass gut halb so große Humanoide wie er um ihre Trommelfelle fürchten mussten. Vielleicht eine Auswirkung des Alters und der damit einhergehenden Weisheit, meinte der Extrasinn.“
Irgendwann kapiere ich schon noch, was dieser alberne Begriff ‚Altersweisheit‘ speziell im Perryversum bedeuten soll.
S.21: „Cornor Lerz sah es...auch mit der Weisheit des Alters. Heute standen sich die Nachkommen der Feinde von damals als Verbündete einem viel grausameren, übermächtigeren Gegner gegenüber.“
Ah, ja. Um das so zu sehen, ist die ‚Altersweisheit‘ bestimmt enorm hifreich.
Aber wenn die Haluter damals übermächtig waren und die Kolonne heute übermächtiger, kommen wir dann irgendwann auch mal zu den übermächtigsten? Oder übermächtigersten? Und wie steigert man übermächtig danach weiter?
Und warum ist die Kolonne grausamer? Weil sie Danty aufpoliert hat? Würden die Lemurer der vernichteten Tamanien das auch so sehen? Viel Stoff zum Nachdenken in diesen Formulierungen.
Ach ja – und wer steht sich da nun gegenüber?

 Und hier der Service für die Datenblattfreunde: Die rechte Spalte von S.23 enthält die Gewinnzahlen: 40,124, anderthalb, fünf, fünf, 500, 25, 4komma8, 100 und die Ziehung der Superzahlen auf S.26 rechts: 24, zwölf, 45, 70, 1komma3, 78, 20, 180, 8000, 1komma44 Mio, 5000, eins.
Noch Fragen?

S 28: „Wir hatten ausgespielt, verloren, daran ließ sich nichts mehr ändern. Alles war sinnlos geworden.“
Der Mann soll nach Hangay fliegen und eine Negasphäre verhindern. Statt damit endlich anzufangen, produziert er solche Gedanken. Kein Wunder, dass der Nuckel lieber auf einen anderen Plan setzt.

S 28: „Jetzt schlagen wir dem Feind die Hucke voll.“
Ist das ein regional gebräuchlicher Ausdruck? Ich kenne es ansonsten nur in Verbindung mit den Verben ‚hauen‘ oder ‚kriegen‘.

S 31: „Zum einen würde der endgültige Aufbruch der Inselstaaten noch Monate auf sich warten lassen.“
Hilfe! Hat jemand das Heft noch, in dem der Aufbruch beschlossen wurde? Konnte man daraus ablesen, dass es noch Monate dauern würde? Für mich waren die Inselchen eigentlich schon wieder unterwegs. Habe ich das so ungenau gelesen? Dann könnten wir als Leser die Außenvölker ja vielleicht doch noch mal kennenlernen.

S 32: „Wir schicken unverzüglich ein Botenschiff in die Haupt-Transmitterzone von Kharag. Flug über Nagigal und Gulver zum Jiapho-Duo....Positronik, ausführen.“
S.33: „Bevor MOTRANS abgezogen wird, sollten wir noch Kurierschiffe ausschicken‘, sagte der Kommandant. ‚Einerseits über die Transmitterstrecke, andererseits nach Terra.‘  ‚Danke für den Vorschlag. Positronik, Befehl weitergeben‘, sagte ich.“
Als Positronik würde ich ehrlich gesagt jetzt doch mal rückfragen, was der Kurier denn übermitteln soll, ohne nur die Botschaft des Boten zu wiederholen.

S 35: „Die Evakuierung von Omega Centauri hat begonnen. Wir räumen unseren Stützpunkt.“
Aha, weil Perry zurück ist? Nein, keine Spur. Das Argument zählt nur nicht mehr, weil es die Handlung lange genug gesteuert hat.

S 36: „Ich erkannte ihn nicht; er entsprach sehr genau dem Durchschnittstypus seiner Spezies, was es  Humanoiden wie Arkoniden oder Terranern praktisch unmöglich machte, einzelne Individuen zu unterscheiden, selbst wenn man über ein fotografisches Gedächtnis verfügte. Aber eben dieser Umstand verriet mir, dass ich noch nie mit ihm zu tun gehabt hatte.“
Falls jemand noch weiß, wer Heinrich Lübke war: Dieser tiefschürfende Gedankengang in all seiner Abstrusität könnte von ihm sein.

S 36: „Ich musste eine Entscheidung treffen und zwar schnell. Wenn ich davon ausging, dass mein Plan fehlschlug spielten ein paar PONTON-Tender mehr oder weniger keine Rolle. In diesem Fall konnte ich mir immerhin zugutehalten, Tausende von Besatzungsmitgliedern gerettet zu haben. Ging ich davon aus, dass er glückte, benötigte ich die Tender nicht mehr, und mittelfristig würde es den Halutern – und damit sämtlichen Galaktikern – gelingen, trotz der Hyperimpedanz-Erhöhung zwei Nachbargalaxien zu erreichen. So oder so, ich konnte nicht verlieren.“
Nein, Atlan kann dabei nichts verlieren. Da stimmt der letzte Satz wohl. Aber die Tausende von Besatzungsmitgliedern, die im ersten Fall gerettet (??) wären, würden im zweiten Fall möglicherweise eine andere Galaxis erreichen können, hätten aber keine Chance auf Rückkehr mehr. Na, was soll’s. Man muss sich Entscheidungen auch schön reden können.

S 52: „Ein Viertel der Chaos-Geschwader sichert es.“
Da mehr als vier Geschwader da sind, wäre das mehr als ein ganzes Geschwader. Tatsächlich hieß es aber doch bis zu diesem Zeitpunkt immer, dass ein Viertel-Geschwader die Sicherung übernommen hatte.

S 53: „ ‚Ortung!‘, brüllte Hylmor...‘Ein Funkspruch für dich, Atlan!‘ meldete Hylmor mit sich überschlagender Stimme.“
Langsam glaube ich, dass die Ortungsleute allesamt mal ein Stimm- und Sprachtraining gebrauchen könnten.

S 58: „‚Ein Funkspruch für dich‘, drang Hylmors Stimme an mein Ohr. ‚Nur Bild, nur Ton. Es ist der Resident.‘“
Nichts Taktiles, nichts Olfaktorisches? Na ja, vielleicht hatte der Resident – mit Verlaub – gerade einen fahren lassen und wollte nicht auch noch die Zentrale der HALLEY damit belästigen. Deshalb beschränkte er sich auf Bild und Ton. Sehr rücksichtsvoll.

Metadaten

Diese Nörgelei wurde verfasst von Kritikaster

Die aktuelle Version wurde am 09. August 2007in die Datenbank eingepflegt

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