Im Visier 2202

Zugrunde liegender Roman: Susan Schwartz - Der Hyperschock

Plot | Teil 2 | Rezension

Vorbemerkungen und Plot

Kleine und größere Spoiler sind nicht auszuschließen!

Formales:

Sieh an, entgegen der entschuldigenden Vorankündigung fanden sich auf Seite 3 erstmals die richtigen Untertiteln. Die sich aber sehr hausbacken und wenig elegant lesen. Kann es sein, dass "man" sich weniger Mühe mit dem obligatorischen Zweizeiler macht, weil er jetzt versteckt im Heft ist?

Zwei Seiten Glossar. Und im NGF hat sich Susan Schwartz ein wenig "beklagt", dass man ihr redaktionell so manche Anspielung im Roman weggeschnippselt hat, was in anderen Worten auf eine Kürzung hinausläuft.

Zum x-ten Mal daher meine Grundsatzäußerung: Lieber dem Manuskript ein paar Seiten mehr gönnen, und dafür können Extras wie Glossar oder auch Innenillu fallen. Grad letztere sollte ohnehin deutlich teurer kommen als eineinhalb Schreibmaschinenseiten mehr Text vom Autor.

 

Plot | Teil 2 | Rezension

Tei 2

Norman:

Gleich mal zum wirklich wichtigsten Thema bzw. Detail des Romanes, dem ich gerne eine eigene Rubrik widme. ;-)

Der erste Auftritt des Aufsteigers unter allen Recken des Perryversums im neuen Zyklus. Die Entzugserscheinungen waren vielerorts sicherlich schon enorm. Zahllos vermutlich die Zahl der Leser, die notgedrungen zu Ersatzdrogen griffen, sich Tom Turbo Bücher und Bussi-Bär Comichefte "reinzogen"...

Was soll ich sagen?

Ich musste doch tatsächlich laut und ehrlich lachen. Hätte ich während der unglückseligen Hefte 2150 - 2160 nicht völlig mit dem Grauen gebrochen, würde ich ihm ja glatt eine weitere Existenz als _gelegentliche_ und _indirekte_ Humoreinlage gönnen.

Dass die Autoren Leser-Wortmeldungen nicht manchmal auch sehr genau lesen und in Erinnerung behalten, kann man angesichts der langen Aufzählung von im NGF und hier geäußerter Norman- Gemeinheiten kaum noch behaupten. (Schreibt die scheidende Autorin sich da ihren Norman-Frust von der Seele, fraternisiert sie mit der nichtrepräsentativen Mehrheit deklarierter Normangeschädigter aller mir bekannten Leserforen; oder ist's gar eine seltsam verrückte Art der "Knuddelei" mit einem literarischen Schmuseelefanten?)

Lustig war sie also, die aktuelle "Normanallade". Persönlich war mir der Witz allerdings zu lange. Ein Pointe oder ein "Schmäh" wirkt m.E. doch tiefer und überraschender, wenn sie (er) so knapp und kurz wie nur möglich gehalten wird. Gut zwei (zu lange) Seiten zu Beginn des Romans und ein Nachschlag gegen Ende, da hat für mich der Witz bereits über sein natürliches Ende hinaus gelebt.

Man stelle sich vor, ein deutscher Bundeskanzler heiratet live, und in der RTL-Sondersendung wird bis zum Abbruch der Feierlichkeiten fast nur über den Dackel oder Pudel des Besagten kalauert. Da könnte die Einschaltquote im Lauf der Sendung ganz schön sinken.

(Wo waren eigentlich die früheren Ersten Kekslieferanten Ben und Tess? - Nicht, dass ich sie vermisst hätte!)

(Und eine ketzerische Frage: Was werden wohl die Millionen von mit 2200 neu eingestiegenen Jungleser mit den Kalauern anfangen können? Die den heimlichen Superstar noch gar nicht kennen? ;-))

 

Plot | Teil 2 | Rezension

Rezension

Positives:

Sauber geschrieben, gut lesbar. Eine gar nicht schlechte Mischung aus Spaß und ein wenig Spannung und ein wenig Soap und ein wenig Vorankündigung kommender Ereignisse.

Angenehm zurückhaltend die Begegnung zwischen Kantiran und Rhodan. Ich hatte ja schon befürchtet, dass diese entweder in einem Satz abgehandelt oder lange und schmalzig und rührselig ausgewalzt werden würde. Perry musste nicht wie ein drittklassiger Schauspieler chargieren. Nur das "Dein Wunsch nach Rache darf nicht dein Streben beeinflussen" hätte Susan ihm ersparen können. Die Horoskopweisheit als direkte Rede, das ist holprig.

Allenfalls ein wenig neugieriger hätten sich die beiden "Spontan-Verwandten" zeigen dürfen.

Und nicht ganz nachvollziehbar ist es mir, warum PR auch vor seinen unsterblichen Freunden ein Geheimnis um Kantirans Herkunft machen will. Angst, dass sie mit dem Finger auf ihn zeigen?

Endlich erfahren wir einige Dinge zur Lage der Nation. Einige Infobrocken, die mit ein paar Tricks auch in Heft 2200 unterzubringen gewesen wären.

Sehr auffällig: Ein PR Roman im Präsens geschrieben. Wenn ich mich nicht täusche, der erste seiner Art? Ich bin zwar kein großer Freund dieses Stilmittels, besonders in längeren Texten vermittelt es mir weniger ein Gefühl des unmittelbaren Miterlebens, sondern eher eines einer gewissen Distanzierung. Aber alleine für den Mut, der Redaktion (KNF) dieses Experiment (?) vorzusetzen (unterzujubeln), gibt's von mir schon einen Extradaumen hoch.

Ein paar Mal hätte die gemächlich gebrachte Zeitform allerdings ein wenig "Tempo" gebrauchen können.

Neutrales:

Der dritte Roman in Folge aus der Sicht Kantirans, in der 1. Person erzählt. Wiederum die viel zitierten Neuleser mögen sich fragen, warum diese Serie um den jungen Arkoniden Kantiran eigentlich den Namen einer Nebenfigur trägt.

Ein wenig schnell ging die Odyssee des "suchenden" Kantirans zu Ende. Da gibt's von mir ein weinendes und ein lachendes Auge. Einerseits bin ich ja froh, nicht viele, viele Hefte lang eher einfache Einzelabenteuer des Jungen auf vielen exotischen Welten lesen zu müssen. Andererseits wird es für ebendiesen Jungen jetzt schwer werden, sich neben den alten Helden der Serie zu etablieren und zu profilieren. Der Expokrat wird mit ihm schon noch einiges vorhaben, aber zurzeit fällt es mir noch schwer, das besondere Potenzial eines weiteren Rhodan Sohnes zu erkennen.

Wie groß ist das Vermögen Kantirans eigentlich? Wie viel Kaufkraft haben die 100000 Galax, die er doch besitzen sollte. Leider verschweigt Susan uns den tatsächlichen Kaufpreis der Jet, die Kantiran ersteht.

Negatives:

Viele Hürden auf den Weg zu seinem Vater hat Susan dem Kantiran nicht gelegt. Von einer kleine Panne im Weltraum abgesehen, war es nicht viel mehr als ein Spaziergang unter netten Leuten. Der Kontrast zum "schmutzigen" Kneifel der Vorwache mit seiner fast 100% Quote an Gaunern, Halsabschneidern und Mördern ist groß. So knapp hintereinander, im selben Handlungs- strang, ein wenig zu groß.

Der Kauf der Jet erinnert an einen Gebrauchtwagenkauf in den USA. Wovon lebt wohl so eine Freihandelswelt, wenn sie nicht bei allen auf ihr abgeschlossenen Geschäften ihren Anteil einkassiert? Darf jeder ohne sich zu legitimieren, ein Raumschiff steuern? Selbst ohne TFK ist so eine Space-Jet ein Geschoß, mit dem sich auch unabsichtlich viele böse Sachen anstellen lassen.

Ein wenig hat mich diese Szene an frühere Clark Darlton Romane erinnert. Ein wenig naiv gebracht und geschildert, fast mit den Augen von Kindern gesehen und "nett".

Da fehlte in den Dialogen ein wenig Druck und Anspannung, eine gewisse Hektik.

Raumschiffe werden gekauft und auf gut Glück gestartet, kein Besuch beim TÜV, das gegenseitige Vertrauen ist grenzenlos. Naja... womöglich ist da ja auch die Kinderbuch- autorin Uschi Zietsch ein wenig durchgerutscht?

Noch einfacher war es dann, Kantiran und PR zusammenzubringen. So als hätte der Resident schon darauf gewartet, dass sein ihm unbekannter Sprössling endlich auftaucht.

Auch das Staunen Kantirans über die "Wunder" Terras kommt mir übertrieben vor. Das Bürschchen verbrachte die letzten Jahre auf Arkon, das bei aller oft angesprochenen aber selten gezeigten unterschiedlichen Mentalität doch ebenfalls kein Hinterweltlerplanet sein sollte. Exotische Früchte und Genüsse, buntes Treiben auf den Märkten und Straßen, da hat Susan Schwartz wohl, um den Leser zu verdeutlichen, das Kantiran jetzt eine für ihn neue Welt betritt, ein wenig übertrieben mit den großen weiten staunenden Augen.

Fazit:

Schade... ...das es das gewesen ist!

Nicht nur weil man über die Abschied-Nehmenden nichts Böses sagen soll, fällt mir da kaum wirklich Böses ein. Es wäre schön, wenn der typische Rhodan-Roman sich auf diesem Niveau abspielen würde. Mit ein paar gelegentlichen Ausrutschern nach "oben". Kein Top-Ten Roman für mich, aber ein angenehmes "Lesefutter".

Rudolf

 

Metadaten

Dieses Visier wurde verfasst von Rudolf Thiess

Die aktuelle Version wurde am 01. Oktober 2006 in die Datenbank eingepflegt

Dieses Visier wurde 5836 mal aufgerufen.

 

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