Im Visier 2203

Zugrunde liegender Roman: Michael Nagula - Die neuen Sonnen

Plot | Teil 2 | Rezension

Vorbemerkungen und Plot

[Anmerkung: Nach vierwöchiger Zelt- und Schlafsacktour durch das südliche Afrika gab es bereits die ersten Rhodan-Entzugserscheinungen. Die Vorfreude auf ein paar schöne technische und vor allem High-Tech Romane war groß… Da schlug die Hyperimpedanz grausam zu und Perrys Wanderung durch die Wälder des Sternenozeans begann… ;-) ]

Vorbemerkung:

Ein wenig frierend und nach dem wochenlangen Fremdgehen in einer fantasyhaften techniklosen Welt noch ein wenig irritiert ob dem Overkill an science-fiction-haften Einrichtungen heimischer Wohnzimmer und Büros (und funktionierender Klospülungen!), mit einem Backlog von 900 NG-Postings und 5 Romanen, darf ich dem geneigten (und auch dem weniger geneigten) Publikum wieder die eine oder andere vielleicht nicht besonders qualifizierte aber dafür umso beharrlichere Ansicht und Meinung über die größeren und kleineren Geschehnisse im Märchenland des Perryversums auf's Auge drücken.

Und weil ich den lieben galaktischen Forums-Leidensgenossen ja gerne ein paar Belege zu ihrem Weltbild, dass in der NG nur ewige Meckerer in rauen Worten und Tönen unschuldige Romane in den Schmutz ziehen, liefere, ich ungelesenen solchen Romanen aber eine Schonfrist zubilligen will, erst mal ein kleiner Rückblick und Nachtrag auf die Sünder bereits vergangener Wochen...

In aller (mir zumutbarer ;-)) Kürze:

2203 – „Die neuen Sonnen“ von Michael Nagula

 

Plot | Teil 2 | Rezension

Tei 2

Plot:

Der Hyperraum und die Hyperphysik sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Die Milchstrasse und beispielhaft der Hayok- Sektor erhalten Zuwachs von einigen hunderttausend Sonnenmassen. Die Arkoniden lassen ihre Flotten dekorativ im Hintergrund aufmarschieren, aber PR, Atlan und Kantiran gehen schon mal auf Erkundung. Nach gerade noch mal heil überstandenen Roman-Füll-Abenteuer taucht der ES-Bote Keraete in eigener Sache auf, hält sich für ES, benimmt sich so und wird von Jahrtausende alten Unsterblichen auch genauso wenig in Frage bzw. zur Rede gestellt. Der PR-Schössling Kantiran erleidet einen intellektuellen Zusammenbruch auf das Niveau eines Vorschulkindes und verlässt inmitten der arkonidischen Flotten das halbwegs sichere Asyl LE, weil Papi den mit seinen 19 Jahren ja so unheimlich erfahrenen und bewährten Sohnemann nicht gegen den Willen des Auftragsgebers auf eine vermutlich sehr, sehr gefährliche Mission mitnehmen wollte.

 

Plot | Teil 2 | Rezension

Rezension

Negatives:

Der Kurzzusammenfassung kann man schon entnehmen, dass mich die Logik und der innere Aufbau des Romans nicht wirklich überzeugen konnten. Nicht wirklich die Schuld des Autors, denn die Fakten und Ungereimtheiten, die mir am meisten zu schaffen machen, stammen mit wenig Zweifel behaftet vom Expose.

Drei Wochen lang durfte Kantiran eine durchaus gute Figur abgeben, durfte ein wenig denken, mal logisch handeln, mal impulsiv sein, mal (durchaus nachvollziehbar) die Beherrschung verlieren. Er war und wird wohl auch nie eine Figur sein, die mit mir als Zielgruppenmitglied konzipiert wurde, aber ich hatte meinen Frieden mit ihm geschlossen. Nach den letzten paar Seiten dieses Romans wird er zukünftig aber (für mich) Schwierigkeiten haben, nicht in einen Topf mit diversen Kekselieferanten und ähnlichen Koryphäen geworfen zu werden.

Immer wieder extrem schmerzhaft ist das plotdriven absolut nichts hinterfragende Verhalten uralter, weiser Männer wie PR und Atlan. Ein selbsternannter Bote schnippst mit den Fingern, will nichts Konkretes sagen, aber wie die Schafe blöken sie hinter ihm her. Das ist ein Plotelement, von dem ich wirklich nie, nie wieder etwas hören und lesen möchte. (Leider wohl nur ein Wunschtraum...)

Die Füll-die-Seiten-Streckhandlung um "Tantalus" mochte mich ebenfalls nicht zu überzeugen. Die (zusammen mit Bostich) wichtigsten Männer der Galaxis schnappen sich einen Halb- wüchsigen und gehen unmotiviert und unnötig in einen kaum vorherberechenbaren Risikoeinsatz? Ignorieren den Ausfall von Sonden, schicken keine Robots vor, kein Spezialkommando. Da knirscht nicht nur die Glaubwürdigkeit...

Vor allem war das Gratisabenteuer mit Atlan und Rhodan überflüssig, weil die beiden ohnehin am Romanende zu ihrer großen, immerhin einen Hauch besser begründbaren Odyssee aufbrachen.

Die Tantalus-Episode empfand ich insgesamt als etwas sperrig und holprig zu lesen. Diesen Versuch, auf wenigen Seiten eine ganze Romanhandlung mit Vorgeschichte, Action und sentimental traurigem Schluss zu skizzieren, sehe ich als nicht sehr gelungen an. Leider keine "condensed novel" wie ein J.G. Ballard sie in den 60ern geschrieben hat.

Positives:

Der Beginn des Romans war durchaus viel versprechend. Nach den Andeutungen der letzten drei Wochen freute "man" sich, dass es endlich wirklich "zur Sache" ging. Statt des Tantalus Abstechers wären mir dann aber mehr Interaktionen PR und Atlan, PR und die restlichen Unsterblichen, Mondra und Kantiran lieber gewesen. Da hätte ich mehr Potenzial gesehen, die reinen Expose-Fakten auf Romanlänge zu bringen.

Fazit:

Vom peinlichen Kantiran-Verhalten am Romanende abgesehen ein höchst durchschnittlicher Roman, bei dem ich oft das Gefühl hatte, das "mehr" möglich gewesen wäre. Aber andererseits war's auch kein durchgehender Heuler, kein negativer Klassiker a la dem Schwingungspropheten oder den Normaniaden. Wenn ich den Roman wieder mal unmotiviert und begründungslos mit einem Roman des Tradom-Zyklus vergleichen darf, fällt mir dazu Uwe Antons "Durchbruch" an. Der litt zwar ebenfalls an einem furchtbaren Schnitzer (nämlich, dass der Durchbruch eigentlich nie und nimmer hätte gelingen dürfen), aber das erste Auftauchen von Zim November, die damaligen Schilderungen und den Handlungsaufbau würde ich dennoch ohne zu zögern bevorzugen.

 

Metadaten

Dieses Visier wurde verfasst von Rudolf Thiess

Die aktuelle Version wurde am 01. Oktober 2006 in die Datenbank eingepflegt

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