Im Visier 2217

Zugrunde liegender Roman: Arndt Ellmer - Die Femesänger

Plot | Teil 2 | Rezension

Vorbemerkungen und Plot

Vorbemerkung:

Um Diskussionen über akkurate Inhaltswiedergaben vorzubeugen:

Meine Plot-Streiflichter stellen keine Bewertung oder Kritik am Roman dar, diese folgen im Anschluss. Bösartig anmutende Formulierungen sind dabei weit öfter das Ergebnis von Kalauern und der Freud' am Spaß als Ausdruck von "negativen Schwingungen".

Plot:

Aufgrund des letztwöchigen Achtungserfolges gelang es für die dieswöchige Space Opera Teile der Fischerchöre zu engagieren. Jeanette B., die mit dem Aufkaufen ihrer eigenen Tonträger beschäftigt ist, musste durch Nina Hagen ersetzt werden; Daniel K. aufgrund zahlreicher Proteste durch den unvergleichlich besser singenden D.J. Oetzi.

Es war einmal vor gar nicht allzu langer Zeit, da hatten zwei Motana-Jägerinnen Garombe und Anthloza keinen Bock mehr, hilf- und planlose Motana-Frauen gewaltsam in die planetare Kybb-Cranar Festung zu schleppen, wo ihnen genau einmal im Leben ein heranwachsender Fötus entnommen wurde. Nicht einmal die Gratis-Bahnfahrt Erster Klasse konnte sie länger motivieren.

Ein letztes Mal sangen sie ihr berührendes "Weapons are girl's best friends", dann wurde Garombe auserkoren, Amazonenkönigin zu werden, die andere, Anthloza, sich dem Motana-Untergrundchor anzuschließen, um dort Kapellmeisterin zu werden.

"Fame - I'm gonna live forever. I'm gonna learn how to fly. Fame - I'm gonna make it to heaven Light up the sky like a flame"

Wie hätte Anthloza auch wissen können, dass nicht so sehr Fame als vielmehr Feme sie erwarten würde?

Jahre kamen und gingen, die Züge verkehrten pünktlich, und fleißige Kybb-Cranar gingen ihrer wenig gesellschaftsfähigen Tätigkeit nach. Wir überspringen 500 Manuskript-Seiten und...

...treffen auf unsere vier gut bekannten herumstreunenden Helden auf ihrer 80-Monate Reise durch die Welten Jamondi. Unter Sternen und Sternschnuppen segeln sie durch mondhelle Nächte ihrem fernen Ziel entgegen.

"Boredom is just another word For nothin' left to tell", singt Perry und versucht die leeren Stunden mit ein wenig Small Talk mit Rorkhete zu füllen. Auch ein paar Infos über den Sternenozean könnten unter Umständen irgendwann einmal ja doch nützlich sein. "Soll ich's sagen?" fragt der, "...ich sag's niiiicht!" [*]

Erst unter Androhung weiterer Lieder erzählt er dann ein wenig von der glorreichen Vergangenheit der Motana und ihren alten Raumfahrerkünsten.

Atlan fällt da nur eines ein: "Zephy, Zephy, deine Heimat sind die Sterne..." Und Zephyda beginnt langsam an sich zu glauben: "I am big big girl in a big big world..."

Singend und tanzend und in Orakeln sprechend erreichen sie endlich die Küste Curhafes und folgen den schnell entdeckten Geleisen einer Eisenbahn, die niemand gebaut haben will. Das Misstrauen einer bewaffneten Schar von aufmerksamen Motana-Amazonen kann mit einigen nicht beweisbaren Erklärungen schnell erklärt werden.

"From the Baikhal psi-mines To the Ash Irthumo sun",

erstattet Rhodan einen ausführlichen Bericht. Und Atlan stellt sich psychologisch geschickt vor: "Ich bin so sch n, ich bin so toll. Ich bin der Atlan aus Arkon."

Die alt gewordene Garombe schüttelt mit einem kurzen "Time is a jet plane, it moves too fast" ihre Nostalgie ab und schmiedet unverzüglich mit Perry und Atlan Pläne zur Eroberung der Cybb-Kranar Festung. Zephyda wird auf einen Riesen-Dodo geschnallt und zu Anthloza und den Feme-Sängerinnen gebracht, um dort im Gebrauch der Macht... äh... des PSI-Gesanges unterrichtet zu werden.

Nach einigen Stunden intensiven Trainings ("Es schwebt so leicht, wenn Motanas Lieder blüh'n") kommt es zum entscheidenden Durchbruch.

"Mein Gott, jetzt hat sie's!" brechen die vereinigten Femesängerinnen in Jubel aus, als Steinbrocken der Schwerkraft ein Schnäppchen schlagen und zum Höhenflug bis in eine Umlaufbahn und noch weiter starten.

"You're a Big Girl Now. You're a big girl all the way", erschallen die triumphierenden Choräle.

Perry, Atlan und Rorkhete erkunden indessen die Kybb-Festung Crythumo. "Es fährt ein Zug nach Crythumo, den es auch gestern wohl schon gab", singen sie sich Mut zu.

Die seit einiger Zeit auf dem Planeten festsitzenden Kybb- Cranar haben sichtlich andere Sorgen, als die eine oder andere Sicherheitsüberwachung durchzuführen. Auch ohne Hilfsmittel sehen unsere Helden sich ausgiebig um. Erst als Perry und Atlan sich kurz von Rorkhete trennen, geraten sie in eine Falle und werden gefangen genommen.

"Was wolltet ihr mit eurer Neugier? Sprich!", werden sie verhört. "Die Welt von euch Kybbs befreien." "Das sollt ihr am Kreuze bereuen."

Die Lage ist verzweifelt, die Unkaputtbaren drohen unsachgemäss punktiert und durchlöchert zu werden, als die vom davongekommenen Rorkhete verständigte Kavallerie in Form der wütenden Zephyda und ihren Sanges-Kriegerinnen endlich eintrifft. Ein Medley der größten Hits von Daniel K., D.J. Oetzis und D.J. Bobo schmetternd bringen sie Mauern und Barrieren zum Einsturz und die im Stich gelassenen, nervlich angespannten und nahezu hilfelosen Kybb-Cranar um den Verstand.

Zephyda und Atlan fallen sich in die Arme und setzen zum universellen Hit "I'll Always Love You" an.

Noch muss das traditionelle Feuerwerk und Saufgelage aber auf sich warten lassen, denn jetzt will es die reinkarnierte PSI-Raumfahrerin Zephyda wissen und mit dem mangels Energie gestrandeten Beiboot der getöteten Igel-Bösewichter den gesangsunterstützten Aufbruch ins Alls ermöglichen.

Die Minne- und Femesänger versammeln sich in der Zentrale des Bootes.

"I am leavin' on a PSI plane Hold me like you'll never let me go", setzt Zephyda an. Und völlig rückstandslos und dezibelfrei hebt das Schiff ab.

Ob es an der schlechten Akustik im Schiffsinnern oder an Atlans schmachtenden Gomez-Addams Blick, der die zur Stellaren Majestät ernannte Zephyda irritierte, gelegen ist, wird sich wohl nicht mehr klären lassen. Nach einem Anfangserfolg kommt es zur Katastrophe. Das Schiff stürzt ab und wird zerstört, die Insassen kommen von zerstörten Frisuren und vermutlich einigen übervollen Hosen abgesehen, mit dem Schrecken davon.

Und auch wenn unsere Helden plötzlich sehr schweigsam sind, so darf doch prophezeit werden, dass sie nächste Woche wieder singen werden...

Und mit einem ambivalenten Unterton verabschiedet sich der Chor der Leser: "Hey, readin' fast was good enough for me Good enough for me and my Perry, too.

[*] nur für ältere .atler (Am Dam Des-Generation) verständlich; Nicht nur das Leben, auch eine Nörgelei kann manchmal unfair sein...

 

Plot | Teil 2 | Rezension

Tei 2

 

Plot | Teil 2 | Rezension

Rezension

Positives:

Vieles von den Gedanken zum letztwöchigen Roman gilt auch diesmal wieder. Die Mär der magischen Sänger las sich zügig und ohne irgendwann einmal spürbare Langeweile aufkommen zu lassen. Wieder dürfen wir die weiteren Erlebnisse von nett sein wollenden Helden unter nett sein wollenden braven Einheimischen mitverfolgen. Und ebenfalls wie im Vorgängerroman versprach der Prolog mehr und eine interessantere Geschichte, als es dann tatsächlich der Fall war.

Nach der puren Südseeidylle, die nur von Naturkatastrophen bedroht ist, durften diesmal aber auch die zu Schurken erklärten Igelwesen auftreten und die Recken aus Sherwood Forrest die Burg des bösen Sheriffs von Nottingham stürmen.

Nach wochenlanger Odyssee durfte der Wissensträger Rorkhete sogar ein paar kleine Informationsschnippsel über Jamondi von sich geben. Und selbst Raumschiffe gab's wieder, auch wenn der Umgang damit so manchen Nostalgiker der guten alten Raumfahrt nicht übermäßig zusagen sollte.

Neutrales:

Zwei aufeinander folgende Romane, die sich vom Aufbau her ungemein ähneln. Eine bzw. zwei junge Protagonistinnen werden vorgestellt. Dann der große Zeitsprung und wir werden mit deren alt gewordenen Alter Egos konfrontiert.

Beim ersten Mal hat mir der dramaturgische "Kniff" besser gefallen, die Wiederholung diesmal war m.E. nicht notwendig. Auch wenn da pure und geplante Absicht dahintersteckt, ist es doch genau das: eine Wiederholung. Und der Roman hätte auch mit zwei noch jungen Motanas funktioniert, die sich eben erst in ihre Rollen als Anführerinnen eingewöhnen müssen.

(Warum musste ArEl die Motana "Es fährt ein Zug nach Nirgendwo" singen lassen? Wollte er etwa absichtlich und boshaft meine Plot-"Beleuchtung" sabotieren? Wie soll ein armer Amateur denn eine Parodie parodieren? ;-) )

Wer hat die Eisenbahn und die Schienen denn nun gebaut? Werden wir das je erfahren? Einerseits ist man als Leser ja neugierig, andererseits wünscht man sich auch, dass der "große" Plot endlich weitergeht und die netten Abenteuer auf Hinterweltler-Welten nicht zu ausgedehnt ausfallen.

Negatives:

Rorkhete. Mal schweigt, mal plaudert er. Mal treibt er seine Mithelden in eine Falle, dann holt er die Kavallerie zu Hilfe. Und PR und Atlan lächeln und denken gar nicht daran, ihn mit ihrer langen Erfahrung ein wenig unter die Lupe zu nehmen.

Zur Zeit stört mich diese Figur. Sie scheint wichtig zu sein, aber diese Wichtigkeit wird recht gequält hinaus- gezögert.

Aus der "The Ones Who Walked Away from Omelas"-Situation hätte man mehr machen können. Motana und Krybb Cranar haben sich gewissermaßen arrangiert. Die Motana leben abgesehen von der einmaligen Entnahme eines Fötus in relativer Sicherheit und Geborgenheit. Widerwillig fügt man sich. Dann kommen ein paar Fremde und sofort werden Pläne geschmiedet. Das war zu einfach. Wo blieben diejenigen, die für den Status Quo plädierten? Wo die früher schon offen Rebellierenden?

Wieder einmal blieb einiges an Konfliktpotenzial ungenützt.

Hyperimpedanz hin oder her, die Eroberung der Festung ging zu einfach über die Bühne. Warum mussten PR und Co. überhaupt auf Spionage-Tour gehen? Wenn die PSI-Amazonen dann doch recht billig die "Sache" beenden konnten? Kybb-Cranar scheinen eng verwandt mit Valentern und ähnlichen geistigen Supergegnern zu sein.

Der "actionlose" Roman der Vorwoche hat mir genau aus diesem Grund besser gefallen. Auf Ungereimtheiten bei Flutwellen auf winzigen Inseln spreche ich wohl nicht so stark an wie auf zu einfach herbeigewedelte Action- und Kampfszenen.

Ein wenig Sorgen machen mir die musikbetriebenen Raumschiffe. Es scheint, als würde damit ein zentraler Punkt der kommenden Handlung angesprochen. Wo immer die de facto notwendige Energie zum Bewegen von Masse auch tatsächlich herkommt. Die Hyperzapfung streichen und die PSI-Zapfung einführen will mir schlichtweg nicht gefallen. Da ist mir die kosmokratisch abgeschaltete alte Handwedelei doch wesentlich lieber gewesen.

Aber gut, warten wir ab, was da an Erklärungen noch geliefert wird.

Unbeantwortete Frage der Woche an den Autoren oder Expokraten: Ein Raumschiff (Beiboot) stürzt ab. Es bricht auseinander. Also ein Totalschaden. Aber alle Insassen überleben. Sind ein bisschen durchgerüttelt, ein paar blaue Flecken aber ansonsten unverletzt. Woraus sind denn die Hüllen von Kybb- Cranar Schiffen, dass menschliche Knochen und Schädel mehr aushalten? (Prallschirme und ähnlicher Schnickschnack sollten wegen Energiemangel ja nicht zur Verfügung gestanden sein.)

Oder ist die Antwort so offensichtlich, dass sie gar nicht erst angedeutet oder beschrieben werden muss? :-)

Fazit:

Ein passables Einzelheft, das ich schnell und zügig gelesen habe. Bei dem es mir jetzt gar nicht leicht gefallen ist, besondere Höhepunkte oder Tiefschläge herauszustreichen.

Es passt leider gut in die Tradition der Sternenozean-Romane, dass Es kaum die Einzelhefte oder Einzelleistungen der Autoren sind, die für das doch spürbare Unbehagen im Hintergrund verantwortlich sind.

Rudolf

 

Metadaten

Dieses Visier wurde verfasst von Rudolf Thiess

Die aktuelle Version wurde am 01. Oktober 2006 in die Datenbank eingepflegt

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