Im Visier 2226
Zugrunde liegender Roman: Uwe Anton - Zwischen den Äonen
Vorbemerkungen und Plot
[Vorbemerkung: Wenn einem gar nichts mehr einfaellt und alle Ideen schon verbraucht und angeschimmelt sind, kann man immer noch zum Film, nach Hollywood oder Bavaria gehen, und sich fuer ein Drehbuch oder eine Filmidee bezahlen lassen, die dann ohnehin noch 25 mal umgeschrieben wird.]
Plot: (gemein:) Zwischen 2225 und 2227 muss ein Heft gefuellt werden. Ein Diener keiner Herren gibt sich die Ehre. Ein Maedel nimmt die Ehre an. Zwei Mutanten bekleckern sich nicht gerade mit Ehre. Den Haustorschluessel nimmt der Diener auf die Hochzeitsreise mit. Und waehrend es auf Terra abends dunkel geworden ist, uebt Bully sich als Licht- und Feuerbringer fuer eine Handvoll Balladensinger.
Tei 2
"Zwischen den Aeonen" - Der Film
The Pitch: (*) --------------
Love conquers all - Fuer die Liebe seines Lebens ist "Mann" keine Wartezeit zu lang. Und wenn sie eine Million Jahre dauert. Vergesst "Titanic"!
(*) Grob uebersetzt: Der Aufhaenger, mit dem ein (Film-) Projekt "verkauft" bzw. einem Produzent schmackhaft gemacht wird. Z.B. "Ben Hur" mit Raketen. "Die sieben Samurai" im Wilden Westen. "Indiana Jones" mit einer Frau als Harrison Ford.
Die Vorbesprechung: -------------------
Nach dem ueberwaeltigenden Erfolg des ersten PR-Films "Die Sekte erwacht" (Titel aus Marketing-Gruenden geringfuegig geaendert in "Norman jagt den Nashorntiger") mit 28 Millionen Zuschauern auf RTL-2, ist es keine Frage, dass ein zweiter Film folgen wird.
Nachdem "Die Gotteskriegerin" und "Terraner als Faustpfand" aufgrund ihres Themas und diverser Gewaltszenen fuer Jugendlich als nicht geeignet erachtet wurden, Agent 707 bereits als Brosnan-Ersatz fuer einen anderen Geheimagenten engagiert wurde, begeisterte vor allem das Konzept und die Ausfuehrung von Rhodan-Heft 2226 die Produzenten.
"Toller Titel, viel Romantik, wahre Helden, ein toller Schluss, und viele Korridore und unterirdische Hallen als preisguenstiges Setting. Der Stoff, aus dem die wahrhaft grossen Leinwandmaerchen gemacht sind."
"Nur ein paar klitzekleinen Anpassungen an ein anderes Medium, und wir haben einen Welterfolg. Ich denke, wir koennen sogar an eine Kinoauswertung denken."
"Allerdings sollten wir doch am Titel ein wenig feilen. Wie waere es mit "Herr der Aeonen"?"
"Vielleicht ein Dreiteiler? Teil 1: Die Gefaehrten. Teil 2: Die zwei Mutanten. Teil 3: Die Rueckkehr des Dieners..."
"Aber das Risiko...? So lange ist die Vorlage auch wieder nicht. Was haltet ihr von "Lyra Morgen und die Station des Schreckens?"
"Unloveable." "Der mit der Ewigkeit tanzt." "Ein Engel fuer Aago." "Lieb und lieber." "Karmageddon."
"Die Piraten von Hayok: Der Fluch der silbernen Kugel."
"Das ist es, kurz, praegnant, der Titel ist Programm. Jetzt brauchen wir noch eine attraktive Besetzung. Vor allem fuer den Ewigen Diener."
"Charlton Heston." "Burt Reynolds." "Sky Du Mont." "George Clooney".
"Johnny Depp. Und alle Frauen werden dahinschmelzen."
"Und die Lyra koennte an Catherine Zeta Jones gehen." "Julia Roberts." "Cameron Diaz." "Angelina Jolie."
"Moment mal, ihr wisst schon, dass Lyra nicht die schoenste Frau des Perryversums ist? Eigentlich sogar eine der haesslichsten. Gerade das macht ja den Reiz der Vorlage auf. 99% aller Frauen halten sich insgeheim fuer haesslich und werden mit der armen Lyra mitleiden. Ein genialer Schachzug."
"Aber 90% alle Kinokarten werden von den maennlichen Freunden der 99% Frauen bezahlt."
"Du hast gewonnen. Wir nehmen Gina Wild."
"Ein noch genialerer Schachzug."
"Fassen wir also zusammen: Zwei Mutanten und eine Frau erforschen eine geheimnisvolle uralte Station (da koennen wir unser U-Bahn Set ideal zweitverwerten) und treffen auf einen uralten Diener... hmm, Diener ist irgendwie schlecht..."
"Warum sollte sich auch die schoenste Frau der Galaxis in einen 'Diener' verlieben. Der Diener muss weg, wir drehen doch nicht das 'Haus am Eaton Place'."
"...treffen also auf einen uralten ... Maechtigen? Nein, zu einfach. Dieb! Er ist ein Dieb, der vor Aeonen den Maechtigen die maechtigste Waffe des Universums stehlen wollte und dabei in eine Zeitfalle geriet!"
"Famos! Genial! Klassisch! Das haette eigentlich auch dem Autor einfallen koennen...!"
"Frau trifft also Gentleman-Dieb. Dieb trifft Frau. Beide verlieben sich. Und fliegen am Schluss in einer bunten Hochzeitsraumbarke gen Sonnenuntergang. Jeanette Biedermann singt dazu eine schoene rockige Ballade zum Abschluss und wir zaehlen schon mal die Euros, die in die Kasse trudeln..."
"Aeh... aber fehlt da nicht noch irgendeine Kleinigkeit?"
"Zum Beispiel ein Boesewicht? Und ein Monster?"
"Der Boesewicht will die Waffe stehlen, die der Fremde vor Jahrmillionen gestohlen hat. Um damit die Galaxis zu erobern."
"Und woher soll dieser Boesewicht kommen? Aus dem Roman jedenfalls nicht!"
"Einer der beiden Mutanten ist ein Verraeter und heimlicher Schurke. Diese Mutanten sind denn meisten Zuschauern doch ohnehin suspekt."
"Trim? Ich habe mir eigentlich gedacht, fuer den koennten wir Daniel Kueblblock engagieren. Seine erste Hauptrolle. Damit mobilisieren wir mehr Fanclubs als die Serie Leser hat. Aber als Boesewicht, ich weiss nicht?"
"Ist der nicht bereits fuer die Rolle von Kantiran im Gespraech? Sieht gut aus, ist charmant und hat viel Erfahrung mit Tieren."
"Startac! Es ist Startac! Der war immer schon verdaechtig. Steht meisten nur still im Hintergrund herum, spricht wenig, hat weder Frau noch Kinder noch bekannte Freundinnen, ist angeblich sehr kontaktscheu, hat aber als Teleporter alle Moeglichkeiten, sich heimlich mit seinen Auftraggebern zu treffen. Der alte Startac ist schlichtweg ideal. Eine Verschwoerung mit Bostich, damit bringen wir auch ein wenig Politik in die Handlung..."
"Politik ist schlecht. Ein Quotenkiller. Lassen wir das einfach offen. Wir verraten noch nicht, wer hinter Startac steckt. Dann haben wir gleich einen Aufhaenger fuer die Fortsetzung."
"Ob wir Kinski fuer die Rolle bekommen?"
"Der ist tot."
"Mist, immer im falschen Moment. Haben diese Schauspieler denn keinen Sinn fuer's richtige Timing?"
"Und wenn wir aus Startac eine Frau machen?"
"Das ist es! Genial. Und sie versucht, den ewigen Aago zu verfuehren. Nach Jahrmillionen hat der sicher einen grossen Nachholbedarf. Lyra ertappt die beiden, laeuft davon, er muss sich entscheiden..."
"Aago laeuft Lyra hinterher, und die boese Startacine kommt so an die Ultimate Waffe heran, die er unter dem Bett vergessen hat."
"Genial."
"Fehlt nur noch das Drehbuch. Wen nehmen wir? Quentin Tarantino? Joe Esterhazy? Akira Goldsmith? Den Kerl, der 'Tomb Raider' geschrieben hat?"
"Wohl verrueckt geworden? Es geht hier um's Drehbuch. Da investieren wir doch keine halbe Milchstrasse; keine Sau interessiert sich fuer ein paar Seiten Text. Ich denke, mein Sohnemann hat sich fuer sein 'Genuegend' auf die letzte Deutschschularbeit eine kleine Belohnung verdient. Er soll das verdammte Ding morgen schreiben. Das kostet uns zehn Euro; und keiner wird je den Unterschied bemerken."
"Und wenn wir einen der Autoren der Serie bitten...?"
"Das wird ja immer verrueckter. Einen Autoren? Noch dazu einen von denen? Mit denen hast du nichts als Aerger. Die sind stur, so was von stur, die geben nicht mal ihren Lesern nach..."
Das Drehbuch: (Auszug) ------------------------
Ein Sternenhimmel. Schwenk auf einen sich im Sonnenlicht drehenden Planeten. Zoom auf eine naeherkommende Spacejet. Schnitt in das Cockpit.
Startacine und Trim vor dem Steuerpult. Trim am Lenkrad.
Startacine: (betrachtet sich in einem Handspiegel) "Trim, Darling, gibt's du mir bitte meinen Lippenstift, Nr.34, Plophos-Hyazinthe."
Trim: "Spaeter, ich kann jetzt nicht. Wir sind im Landeanflug auf die streng geheime Oldtimerstation."
Startacine: (stampft zornig mit den Fuessen auf) "Wo ist denn eigentlich unsere liebe, brave Lyra?"
Umblende in Form einer Zeitrafferfahrt durch die Spacejet direkt in die Lyras Kabine. Im Hintergrund Wasserrauschen. Lyra in der Dusche, betrachtet sich kopfschuettelnd in einem grossen Spiegel. "Schon wieder eine Falte. Es wird Zeit fuer einen Zellaktivator..."
Schnitt zurueck in das Cockpit.
Trim: "Festhalten. Es kann etwas unruhig werden. Ein Raumsturm zieht auf und wir muessen mittendurch."
Kamera fokussiert auf den Eingangsbereich des Cockpits. Das Schott schwingt auf und herein huscht ein kleiner, grauer Elefant.
Trim: "Norman? Du hast hier nichts verloren."
Startacine: "Du weisst doch, dass Mondra den Kleinen bei Lyra in Pflege gegeben hat, solange sie in geheimer Mission als Ministrantin bei Gon-Orbhon unterwegs ist."
Trim: "Natuerlich weiss ich das. Ich habe ihn doch erst vor ein paar Minuten im Maschinenraum sicherheitshalber mit der Leine an einen Hebel gebunden. Mondra sollte das Vieh besser 'Houdini' taufen!"
Startacine: "Ein Hebel, was fuer ein Hebel?"
Trim: "Keine Sorgen. Nur irgendein mechanischer Hilfshebel falls die Bordpositronik ueberfordert ist. Aber das ist absolut unmoeglich..."
Startacine: (nervous wirkend) "Was fuer ein Hebel...?"
Trim: "Ich glaube, es war der manuelle Treibstoffauslass fuer Notfaelle. Den hat noch kein Terraner je verwendet, seit Staatsmechaniker Castor fuer die Wartung der LFT-Schiffe verantwortlich ist."
Am Steuerpult blinkt ein rotes Laempchen auf. Dann ein zweites. Eine Erschuetterung geht durch das Schiff. [Kurzer Zwischenschnitt zu Lyra. Der Wasserstrahl der Dusche versiegt, Kamerazoom, Lyra tastet nach einem Handtuch, findet es nicht. Kamera geht in eine Totale. Dann Schnitt in das Cockpit.]
Trim: "Die Hyperimpedanz schlaegt wieder zu!"
Startacine: (deutet auf eine Anzeige) "Low on Fuel! Wir haben soeben unseren Treibstoff abgelassen."
Trim: "Festhalten, wir stuerzen ab...!"
Norman fliegt quer durch das Cockpit und prallt gegen das grosse Panoramafenster. Ein Riss ensteht im Glas. Luft entweicht. [Deutlich gemacht durch den Rauch der Zigarette, die Startacine sich gerade angezuendet hat.]
Die Dreharbeiten: (Auszug) ---------------------------
"Lyra trifft Aago. Klappe 1!"
"..."
"Verona! Dein Text! - Klappe 2!"
"..."
"Verona, Schaetzchen, du musst deinen Text sagen... - Klappe 3!"
"In meinem Vertrag steht nichts von einem Text!"
"Liebes, es ist weithin ueblich, dass ein Vertrag fuer eine Filmrolle auch ein ganz klein wenig Text beinhaltet."
"Aber ich hatte doch keine Zeit mich vorzubereiten..."
"Der Vertrag wurde vor sechs Monaten unterschrieben."
"Eben. Keine Zeit. Ich musste doch erst mal ein paar Kostueme massschneidern lassen."
"Gut, ein Kompromissvorschlag. Wir kuerzen deinen Text ein wenig. Ich sage ihn dir vor, und du sprichst nach. Ist das ein Angebot?"
"..."
"Folgende Szene. Aaago kommt auf dich zu, man sieht foermlich, wie er dich mit den Augen auszieht..."
"Wie soll denn das gehen? Das konnte nicht mal Dieter..."
"Vergiss es. Aago sieht dich also an und du stellst dich ihm vor. Du sagst laut und deutlich 'Hallo!' Okay? - Klappe 4"
"..."
"..."
"Wie war der Text noch mal?"
"Hallo - Hallo - Hallo. Ganz einfach: Hallo! Hallo!"
"Fuenf mal 'Hallo'? Ist dieser Aago etwa schwerhoerig?"
"Nein, Aago ist nicht schwerhoerig. Und ein 'Hallo' reicht."
"Aber das waren vorhin fuenf 'Hallo', ich kann doch zaehlen."
"Schon gut. Ich nehme vier 'Hallo' zurueck. Einverstanden?" "Klappe 5."
"..." "..." "Aeeh... sollte ich vorher nicht ein wenig ueben? Vielleicht mit einem Coach? Und naechste Woche machen wir dann weiter?"
(Ueberspringen wir die naechsten Stunden) (Die naechsten Tage.) (Den Rausschmiss eines Stars.)
Im "Making of" finden wir dann folgende kleinen Szenen: Regisseur und Produzent laecheln in die Kamera.
"Ja, wir hatten ein paar Besetzungsschwierigkeiten. Verona waere ideal gewesen, aber der Text passte einfach nicht zu ihr."
"Naddel waere sogar ein wenig preiswerter gewesen. Aber sie wollte unbedingt ihre eigene Schmuckkollektion vorfuehren."
"Und Inge [Meisel] hat sich gegen die beiden Duschszenen ausgesprochen."
"Mit Angelina Jolie wollte unser Aago nicht drehen, weil sie noch immer diese glaeserne Blutampulle mit sich traegt."
"Frau Biedermann waere ideal gewesen, aber sie wollte nur durchsichtige Raumanzuege mit Dekolletee tragen. Fuer den Kostuembildner kein Problem, aber as hatte zur Folge, dass unser Aago dauernd seinen Text vergessen hat und sabberte."
"Und so sind wir auf die Idee mit der CGI-Figur gekommen." "Ja, es stimmt, wir haben unsere Lyra auf das Grundgeruest der Gollum-Figur von Peter Jackson aufgesetzt. Peter brauchte sie nicht mehr. Die Bewegungen, die ungefaehre Statur, das war alles vorhanden, ein bisschen Kosmetik im Gesicht, schoene rosa Hautfarben, lange Haare... Und zwischendurch haben wir einfach ein Modell-Double reingeschnitten. State-of-the-Art Effekte fuer einen State-of-the-Art SF-Meilenstein."
...
"Natuerlich war das ziemlich teuer. Deswegen mussten wir auch die ganze Handlungsebene um Bully weglassen. Diese Rettungsaktion fuer den Alterswohnsitz der Fischerchoere. Der ohne Sonne durch den Weltall treibt. Ohne Sonne klang ganz gut, dass laesst sich ohne viele Effekte darstellen. Aber dann: Atomsonnen. Und gleich mehrere. Raumschiffe. Ausserdem wollte Bruce Willis nicht den Bully spielen."
"Unserem Drehbuchautor ist dann eine geniale Idee gekommen, wie er dieses Zeugs doch noch in den Film bekommt. Wir wollten die Vorlage schliesslich nicht zu sehr aendern, die Fans sind da sehr streng. Es gibt da ein paar Fundamentalisten..."
"Jetzt empfangen Trim und Startacine einen Funkspruch von Bully, in dem er ihnen erzaehlt, dass er gerade eine Welt mit einigen Atomsonnen rettet und sie deswegen nicht abholen kann. Genial, kann ich da nur sagen."
...
"Ja, den Sternenozean haben wir weggelassen. Das versteht doch kein Mensch."
"Nein, Norman ist bei den Dreharbeiten nichts geschehen. Wir haben zwei Stunt-Elefanten verwendet. Er selbst ist nur bei den Nahaufnahmen ins Bild gekommen. Ich muss gestehen, er ist auch ein wenig ...aeh... fuellig geworden. Diese ganzen Kekse..."
Die letzte Einstellung des Filmes: ----------------------------------
Lyra und Aago in ihrer Raumkugel.
"Wohin jetzt?" fragt Lyra und versucht auf dem gewoelbten Boden das Gleichgewicht zu halten.
Aago laechelt sie verliebt an, eine Hand auf ihrer Schulter, die andere an einem seitlich angebrachten Haltegriff. In der Mitte der Kugel flammt ein Hologramm auf. Lyra blickt zu ihrem Helden hoch... aeh... hinab. Ihr Blick ist freudestrahlend.
Grossaufnahme von Aagos Hand, die zum Hologramm zeigt. "Der zweite Stern von rechts, und direkter Kurs bis zum Morgengrauen."
Lyra schuettelt laechelnd den Kopf. "Dummkopf, ich meinte natuerlich, wo wir uns hinlegen koennen. Du weisst schon wozu..."
Die Kamera schwenkt zurueck. Im Hintergrund geht eine runde Tuer auf und ein grauer Ruessel samt zugehoerigem Schaedel huscht ins Bild. Abblende. Ein Trompetenstoss. Waehrend bereits die Schrift abrollt lauschen wir noch einigen letzten Dialogen aus dem Off.
"Was ist denn das?" "Wer hat ihn hereingelassen." "Ist er nicht suess?" "Nimm den Ruessel da weg..." "..weg mit dem Ruessel... Pfui..."
E N D E
Die Premiere: -------------
Exklusiv bei RTL-Exklusiv. Leider habe ich keine Akkreditierung bekommen und kann daher zur rauschenden Feier im Saal 2 des Multiplex von Hinterstoding keine Informationen aus erster Hand weitergeben. Regisseur Alan Smithee konnte leider nicht anwesend sein. Starmoderatorin Verona F. soll sogar ein Liedchen getraellert haben: "Twinkle, Twinkle, Little Star!"
Das Box-Office: ---------------
"Wie, sie koennen mir keinen dagobertinischen Geldspeicher im Nagula-Stil bauen?" [Geheimer Mitschnitt eines Telefonats des Produzenten]
Die Fortsetzung: ----------------
Jede Legende hat eine Fortsetzung. Alles was beginnt, kann nicht ohne Zeitschleife existieren. Es geschieht, weil es so gedreht wurde!
Herbst 2004: ES WAR EINMAL IM WILDEN WELTRAUM!
Die neuen Abenteuer von: Perry, Bully, Gucky, Monky, Py, Posby und natuerlich: Norman!
Nachtrag:
"Wie, der Film ist zu kurz ausgefallen? Das kann doch nicht sein. Strecken wir ihn einfach mit ein wenig Werbung, dann passt das schon! Was, die Wirtschaft will nicht werben? Hmmm..."
"Nein, wir koennen keine hundert Meter Film machdrehen. Hmmm..."
"Das ist doch ein ganz normaler 35mm Film, Format 24mm x 18mm? Nehmt einfach einen etwas groesseren Film, sagen wir 37,5 mm... Dann kommen wir wieder auf die richtige Laenge!"
"Natuerlich kenn' ich mich aus, ich bin schliesslich Produzent!"
Rezension
Positives:
"2226" ist ein netter Roman. Nette Mutanten und ein nettes, wenn auch nicht besonders huebsches Maedel treffen auf einen eigentlich netten, wenn auch etwas altmodischen Diener. Inzwischen rettet ein netter Reginald Bull mit seinen netten Raumsoldaten das nette Volk der Motana vor boesem Unbill.
Ein ueberraschend netter Autor verzichtet darauf, seine weit weniger netten Leser mit einem nett eingebauten netten Klon- elefanten zu erfreuen.
Kein wenig nettes Monster der Woche und auch kein ueberhaupt nicht netter Psychopath der Woche begehen im Namen eines Exposes eines meist sicher auch netten Expokraten kaum mit dem Praedikat 'nett' zu umschreibende Untaten.
Netterweise wird niemand gemeuchelt, gemetzelt oder sonstwie um die Ecke gebracht, keine netten Voelker werden entvoelkert, lediglich ein wenig auf Eis gelegt.
Die Liebe des ewigen Dieners ist rein und ohne Hintergedanken. Die erwiderte Liebe des netten Maedels ist genauso ehrlich, tief und ewig.
Und am Ende der Maer wird das gefaehrliche Spielzeug gut weggeschlossen, damit die netten Terraner nicht heimlich an irgendwelchen Knoepfchen druecken koennen und dabei sehr unnett zu Schaden kommen. Schliesslich wissen wir ja, "Messer, Gabel, Scher' und Oldtimer-Tech sind fuer Bull und Kantor Blech."
Das ganze ist nett geschrieben, mit netten Worten, Saetzen und Absaetzen. Unsere Terraner erfahren ein paar nett zu wissende Dinge ueber die Herkunft der Sternenozeane, und am Ende nehmen unsere Protagonisten nett voneinander Abschied.
Der Schriftsatz ist nett gross, damit keine vom Lesen zuvieler vorangegangener PR-Hefte muede gewordenen Augen zu Schaden kommen.
Ich kann lange, lange suchen, ehe ich einen Roman finde, der aehnlich nett das Leserherz anlaechelt. Ein paar Clark Darlton Romane in der Urzeit der Serie moegen ein aehnliches Stimmungsbild vermittelt haben.
Seite um Seite kann ich durch den Roman blaettern und finde kaum einen Absatz, ueber den sich nicht nette Dinge sagen lassen; und wenn der diesbezuegliche Wortschatz einmal ausgeht, ist es weiterhin schwer, weniger nette oder gar boese Worte zu finden.
Eine Geschichte, die sich ueber Jahrmillionen erstreckt, die fuer Bully und Co erste Informationen ueber das Wesen der materialisierenden Sternenozeane bringt. Protgaonisten, die miteinander reden, eine Wissenschaftlerin, die sogar einem zufaellig daherkommenden Wissenden ein paar relevante Fragen stellt (seltsam, dass das im Perryverum nicht unter Strafe steht). Und noch seltsamer, der wissende Fremde ist sogar willig, spielt nicht den arroganten Schweigern, gibt keine dummen Sprueche ueber "ein Wissen, das fuer euch nicht gedacht ist, das ihr ohnehin nicht verstehen wuerdet" von sich. Er muss nicht mal sterben, bevor er den entscheidenden Satz, die entscheidende Enthuellung, beenden kann. "Und das wichtigste, hoert mir gut zu, denn es wird von existenzieller Bedeutung von euch sein, das Allerwichtigste fuer euch ist, ja, auch fuer dich Bully, also, schnell, denn ich spuere, wie meine Kraft schwindet, nur noch ein paar Atemzuege, dann ist es aus mit mir, also, ganz wichtig, Gon-Orbhon ist niemand anderes als..."
Nett augenzwinkernd nimmt Anton da so manchen frueheren und recht unoriginellen wissenden Schweiger aufs Korn. Eine nette kleine Szene, direkt an die Leser gerichtet.
Und so koennte ich noch manches nette Wort ueber den Roman verlieren, aber das waere wohl weniger nett von mir.
Neutrales:
"2226" ist ein netter Roman. Nette Mutanten und...
Na, ihr wisst schon. Wer will kann sich den ersten Teil dieser Nachbetrachtung ja mittels Copy/Paste hierher kopieren:
[xxx Platzhalter xxx]
Nett ist nett, aber Begeisterungsstuerme loesen weder nette Romane, noch nette Abenteuer noch nette Helden oder nette Schurken aus.
Als Kontrast zu den duester gedachten (und eher unfreiwillig komisch geratenen) Sektierergeschichten haette Heft 2226 ja eine willkommene Abwechslung sein koennen. Aber mit jeder Seite, die ich mich dem Ende des Hefte naeherte, ueberwog ein Eindruck alle anderen: Hier fehlt der Biss, die Spannung, der Mythos, das Schaudern ueber den gewaltigen Zeitbogen, den der Roman schlaegt.
Diszipliniert (und durchaus richtig) hat Uwe Anton darauf verzichtet, die Handlung mit Monstern und Schurken aus der Schublade aufzufetten. Kein boesartiger Parasit hat unser braves Maedel gebissen, kein krankhafter Psychopath ist den beiden Mutanten gefolgt, um sie zu toeten, weil Startac vor vielen Jahren, als er Rhodan vor dem marodierenden DdM rettete, seine kleine Schwester nicht ebenfalls rettete.
Aber leider waren weder Trim, Martac, Lyra oder selbst der erwachende Ewige Diener fuer sich selbst alleine interessante Charaktere. Startac duerfte laengst eine Inventarnummer als Teleporter-Taxi der Economy Klasse in der Stirn eingebrannt haben. Trims Dunkler Zwilling ist zum Standard-Repertoire verkommen. Wir wissen, dass er einen kurzen Auftritt haben wird, wenn Trim eine Hauptperson ist, und wie das Krokodil beim Guten Kasperl anschliessend wieder hinterm Vorhang verschwindet.
Lyra - nix wirklich Neues erfahren wir von ihr, ihre Ecken sind zu brav und nett, zudem aus den letzten Roman bereits bekannt, um fuer Reaktionen oder Emotionen zu sorgen.
Und wirklich beantworten wurde m.E. auch nicht, warum eine Frau, die unter ihrem wenig ansprechenden Auesseren extrem leidet, sich angesichts der Moeglichkeiten der kosmetischen Chirurgie des fuenften Jahrtausend so unerschuetterlich dagegen wehrt. Nur um ihrer selbst und nicht nur fuer ihr Auesseres geliebt und geschaetzt zu werden, ist ein schoener Gedanke, aber... _warum_, _WARUM_ hat sie ihn urspruenglich zu ihrem Lebensmotto erhoben? Und warum scheint andererseits die terranische Gesellschaft Bilderbuchaussehen so hoch zu bewerten, das eine Abweichlerin dieses Ideals daran fast zu Grunde geht? Wenn jeder jederzeit aussehen kann, wie er es will, was ist dann an Schoenheitsidealen noch verlockend? Sollte dann Kyra nicht schon gar vielen Maenner und Frauen begegnet sein, die sie eben wegen ihres "Anderssein" anziehend fanden?
So bleibt Lyra im Grunde nur ein eher oberflaechlicher Charakter, der zudem ganz banal innerhalb weniger Absaetze dem schoenen Unbekannten verfaellt. Sehr schoen. Nett.
Na und?!
Und der Ewige Diener?
Negatives:
Ein Fremder mit wahrhaftiger Vergangenheit taucht auf, der, pathetisch gesprochen, Wunder ueber Wunder gesehen hat und vergangene Epochen am eigenen Leib miterlebt und mitgestaltet hat.
Vielleicht kein BARDIOC, aber doch vergleichbar mit so manchem Museumswaechter, Ritter der Tiefe, Orbiter, mit einem Boten Thoregons, einem Verkuender, einem Ganjo oder einem Boten ES'.
Allerdings kann ich mich an keinen seiner "Vorgaenger" erinnern, der aehnlich uninteressant, banal, seicht und fad durch seine Handlungsseiten gestolpert ist. Wo blieb da ein gewisser Schauer, eine Ehrfurcht, ein Hauch von Groesse oder Zeitlosigkeit?
Aaago war tatsaechlich nicht mehr als der Gegenstand, den er nur schwach getarnt substituierte. Der uralte Datenspeicher, aus der sich selbst zerstoerenden uralten Geheimstation vom Einsatzkommando im letzten Moment gerettet. Der dabei beschaedigt wird, von dem tueftelnden terranischen Chef- wissenschaftler ab dennoch teilweise entschluesselt wird. Die zig-Gigabyte an Information, die dabei anfallen, lassen sich am Ende des Heftes dann recht bequem im zwei oder drei Absaetzen Text unterbringen.
Diese Datentraeger haben sogar den Vorteil, das wir von ihnen auch nichts erwarten und sie keinen interessanten Charakter aufweisen muessen.
Aago war ein netter Langeweiler, dessen einzig guter Satz auf der letzten Seite fiel, und der, wie wir mittlerweile wissen, ein Zitat aus Peter Pan ist. Dummerweise ist es sehr, sehr zweifelhaft, dass er J.M. Barrie je gelesen hat, und das Zitat somit von der falschen Person ausgesprochen wurde.
Inzwischen rettet Bully die aus dem Sternenozean ausgestossenen Motana von Ash Irthumo. Schoen, dass auf diese nicht vergessen wurde, wie auch ich vor etlichen Wochen mutmasste, als PR und Atlan Zeugen dieser "Transit-Performance" wurden.
Ein wenig relativieren sich manche der damals geaeusserten Unmutsaeusserungen ueber einen weiteren Voelkermord. Da aber PR und Atlan nicht wissen konnten, dass der gute Bully in der MS fuer ein Happy-End sorgen wuerde, bleibt die Kritik bestehen, dass beide ungeheuer gleichgueltig auf das damalige Ereignis reagierten.
Waehrend auf Terra das Licht ausging und heftelang beschrieben wurde, wie knapp alle Ressourcen mit einem Schlag geworden sind, scheint es Bully keine wirklichen Muehen zu bereiten, einen ganzen Planeten auf die Schnelle, ohne jahrelange Vorbereitung, ohne entsprechende Notfall- plaene, zu beheizen und zu beleuchten.
(Womit wieder mal ein Einschub faellig ist, wie ungeschickt oder schlampig oder unueberlegt mit der Hyperimpedanz umgegangen wird. Aus so manchen Aussagen darf ich als Leser schliessen, dass die Autoren mit der ueberbordenen Technik, mit dem kaum mehr zu kontrollierenden Ueber-Gadgets aufraeumen wollten. Mit der Hyperimpedanz sollte doch ein beschreibbarer, kontrollierter, fuer Autoren und Leser nachvollziehbarer, spannungsfreundlicher Hintergrund erzeugt werden. Dummerweise sieht das Ergebnis ein wenig anders als geplant aus: M.E hat "man" die Hyperimpedanz _weit_ weniger im Griff als das fruehere Setting. Um uns subtilen Unterschieden unzugaenglichen Lesern zu verdeutlichen, wie sehr sich das Peryversum durch die HI geaendert hat, wird mit dem Holzhammer gearbeitet, werden unueberwindbare Sternenriffe aufgebaut, bleiben Fahrstuehle stecken, funktionieren Geldautomaten nicht, braucht es eine Mondpositronik, um ein paar Vektoraufgaben im All zu loesen, werden Positroniken beschrieben, die keinem PC das Wasser reichen koennten, etc. Und auf der Erde frieren (vermutlich wortwoertlich die Terraner. Waehrend Bully den Weltraum mit Atomsonnen verziert...)
Ein kleines Detail am Rande sei mir noch gewaehrt zu erwaehnen:
Die Atomsonnen seien nur ein Provisorium, bis die Sonne Ash Irthumos ebenfalls aus dem Kokon stuerzt, steht im Roman geschrieben. Ich bin ja weder Physiker noch Himmelsmechaniker, aber was geschieht wohl mit der "Bahn" Ash Irthumos, nachdem er von seiner Sonne getrennt wurde? Sollte er sich nicht tangential zu seiner urspruenglichen Bahn um die Sonne von dieser wegbewegen?
Sehr schoen, wenn dann Wochen oder auch nur Tage spaeter die Sonne ebenfalls aus dem Kokon kommt. Vielleicht hilft ja ein Pfeifen von Mutter Sohne und das entlaufene Kueken kommt zurueck?
Oder laesst Bull schnell mal hochrechnen, wie die urspruengliche Bahn des Planet beschaffen sein muesste und bringt ihn wieder auf ordentlichen Kurs? Ich erinnere mich da nur mal an das "Raumschiff Erde", als die gesamte Solare Flotte eingesetzt war und spaeter ohne die Hilfe der Ploohns kein Happy-End moeglich gewesen waere. Soll das jetzt im Zeitalter der Hyperimpedanz ein Standardverfahren geworden sein? Einen Planet in seine alte Bahn zu kutschieren?
Oder aber wird der Springen im Orbit um Hayok um Hilfe gebeten, sein Supertraktorstrahler ausgeborgt? ;-)
(Nicht nur Elefanten vergessen nie!)
Die Silberkugeln sind aus, die Stationen der Oldtimer fuer immer gesperrt. Entweder dieses "immer" bezieht sich auf die naechsten paar Wochen, oder das Perryversum wurde in einem Nebensatz schon wieder um ein paar Mysterien aermer gemacht.
Ueberzeugend finde ich diese "Kindersicherung" nicht.
Kurios auch die neue "bunte" Kugel, der der Diener irgendwelcher laengst vergangener Diener irgendwelcher Diener der Kosmokraten schnell mal aus dem Aermel zaubert, um der Hyperimpedanz den langen Mittelfinger zu zeigen.
Es wird Zeit mit der PRAETORIA Kurs auf "hinter die Materiequellen" zu nehmen und den versammelten HM mal den Marsch zu blasen. Kantor wird den richtigen Schraubschluessel zum Drehen an den Hyperfrequenzen schon finden, um das gute Schiff mal ein wenig zu tunen.
Und wie glaubwuerdig ist es, wenn Trim und Startac, unsere netten Mutanten einfach zusehen, wie der Diener mit einer Technik verschwindet, fuer die die HI kein Problem ist? Bei aller Nettigkeit und allem Respekt vor dem alten Herrn, aber ein klein wenig "fies" haetten die beiden im Interesse der Menschheit schon sein koennen - nein, sein muessen!
_So_ ueberlegen schien der schoene Opa naemlich doch nicht gewesen sein, schliesslich haben beide, Trim und Startac es geschafft, sich ohne fremde Hilfe aus dessen "Lustlosigkeits"-falle zu befreien. (Wieder mal eine unueberwindbare Falle, die ein paar Seiten spaeter dann doch nicht so wirklich unueberwindbar war.)
Fazit:
Nett ist zuwenig. Beim Lesen hatte ich nie das Gefuehl, das UA sich in diesen Roman und dieses Thema wirklich vertieft hat. Eine Auftragsarbeit, die eher lustlos abgeliefert werden musste. War zumindest mein Eindruck. Ein Roman, der in der Masse der PR-Romane verschwindet, weder besonders positiv noch allzu negativ ausfaellt.
Was der Sternenozean aber dringend, nur allzu dringend notwendig hat, ist hingegen ein grosser Wurf, ein Schluesselroman, ein Klassiker, der im Gedaechtnis haften bleibt. Eine Figur, die bleibenden Eindruck hinterlaesst, einen Protagonisten, von dem viele Leser sich wuenschen, dass er ihnen erhalten bleibt und laengerfristig eine wichtige Rolle spielt.
Kantiran mag so ein Protagonist sein, bzw. als ein solcher konzipiert sein, aber immerhin ein Leser hat nicht den zugehoerigen Wunsch, dass er uns tatsaechlich erhalten bleibt.
Wo bleibt der Roman, der _staunen_ macht? Der im besten Sinne _schaudern_ laesst?
Rudolf
PS. Ich sehe ernstzunehmende Probleme fuer das Visier 2227 auf mich zukommen. Als Nicht-Kneifel-Fan habe ich mich immer schon mit sehr vielen "typischen" Kneifel-Roman beim Lesen schwergetan. Und 2227 reizt mich ungemein zum schnellen Durchblaettern, bzw. laesst mich binnen weniger Seiten sehr, sehr muede und schlaefrig werden. (Was zeifelslos vor allem an mir und meinem Leseempfinden liegt.) Keine gute Ausgangslage, um mehr oder weniger zutreffende Meinungsbilder zum Roman abgeben zu koennen, oder um ihn auf "die Schaufel zu nehmen".