Im Visier 2228
Zugrunde liegender Roman: Robert Feldhoff - Der Bionische Kreuzer
Vorbemerkungen und Plot
Plot:
(in Kuerze)
Ein Exopkrat, um die Leser zu liebkosen, Wollte schlichtweg die Hyperimpedanz besiegen. Er quirlte, rührte und schwitzte, Bis er einen Kreuzer fand, doch einen verflixten, Denn eine Amazone, die ihn zufaellig fand, Sich kurz darauf als Rowdy entpuppte. Der Schwerkraft sie ein Schnäppchen schlug, Und startete zum Sternenflug. Kein Hyperraum hielt ihrer Stimme stand, Das war das Heft, da man den Bio-Kreuzer fand.
Doch Menschen schienen nicht empfänglich, Der Kreuzer machte sie eher daemlich. Den Schuetzen aber, mächtig und stark, Suchte man seitenlang, bis man ihn fand, Selboo Traumichnicht war der einzige an Bord. Selboo, ein zarter und schwacher Heini, Der Kreuzer machte ihn zum John Wayne. Er konnte wie ein Grosser schiessen, Und jeden Stachelwicht besiegen,
Denn seine grosse Stunde kam immer wenn er Igel sah.
(geklaut von Mr.Terrific Stanley Beamish)
Tei 2
Endlich steht Perry "Gulliver" Rhodan wieder ein fahrbarer Untersatz zur Verfuegung. Die Freude beim Terraner, seinem greisen Freund Atlan, der nebenbei wieder einmal der Happy-End-losen Liebe des Zyklus entgegenschmachtet, und den singenden Amazonen aus dem Schwarzwald ist gross.
Die passende Stimme zum Starten des Sechs-Millionen-Opalschaum teuren Kreuzers ist bald gefunden, jetzt muessen nur noch schnell die paar tausend Kybb-Cranar Schiffe besiegt werden, den Igeln ins Gewissen geredet, die Hintermaenner gefunden und Lotho reanimiert werden, dann steht der Vermaehlung des Residenten mit der zyklus-spezifischen Phantom-Sexbombe nichts mehr im Weg. Falls nicht noch schnell zwei Viererbloecke ueber das Einfangen und Zureiten einer Herde Wildpferde auf dem naechsten Motana-Waldgrundstueck dazwischengeschoben werden, koennten sich die oben genannten Kleinigkeiten in den naechsten zwei Heften erledigen lassen...
Aber... so einfach ist das dann doch wieder nicht. Auch im Perryversum, selbst im Sternenozean muessen gewisse buerokratische Huerden ueberwunden und eingehalten werden. Einfach ein Raumschiff, selbst wenn es sich nur um einen 12 Motana-Starken Bionischen Kleinroller handelt, starten und die interstellaren Verkehrswege unsicher machen, das darf nicht sein!
(Auch wenn die entsprechenden Szenen aus Gruenden vordergruendiger Abenteuerlust, eines jugendlichen Hanges zu Raserei und der Sucht, den bordinternen Ego-Shooter endlich einzuschalten, aus dem Manuskript gestrichen wurden, haette angesichts der normanverwoehnten jungen Leserschaft unbedingt der Hinweis fallen muessen, dass die im Roman folgenden Reiseabenteuer und Anleitungen zur Nachahmung nicht geeignet sind.)
Verschwiegen wurden uns die Motana-Fahrpruefung zum Steuern und Bewegen materieller Vehikel, durchgefuehrt durch den oertlichen Vertreter der multiversalen Verkehrsbehoerden Uskla Rifck, sowie die Inspektion und die Zulassung des zum Transport widerspenstiger Motana vorgesehenen Vehikels namens SCHWERT beim TUEV-Sektionsleiter Nerair Torcas.
Eine genaue und ausfuehrliche Wiedergabe der entsprechenden Tests wuerde den Rahmen dieser Richtigstellung bei weitem sprengen, deswegen seien nur ein paar zufaellig ausgewaehlte Momente hier in Kurzform wiedergeben.
--- "Ein bionischer Kreuzer der SCHWERT-Klasse ist fuer zweimal Zwoelf plus Drei Besatzungsmitglieder ausgelegt. In der Kantine befinden sich aber nur 26 Garnituren Teller und Bestecke. Muss eines der Besatzungsmitglieder verhungern, oder gibt es alternative Loesungsmoeglichkeiten dieses Problems?"
"Zwei Mitglieder des Saengerteams sind sich spinnefeind und moegen sich nicht in die Augen sehen. Gibt es eine Sitzordnung in der Chorzentrale, die das Problem loesen hilft?"
"Deine Aufgabe ist es, innerhalb von drei Stunden 8 1/2 Lichtjahre zurueckzulegen. Wie gross ist die Kalorienmenge, die die Antriebseinheiten zu sich nehmen muessen? Loese das Beispiel, wenn eine der Antriebseinheiten wegen akuter Magenverstimmung auf Diaet ist?"
"Wie gross ist der Kuehlschrank, und wieviel Energie braucht er, um die im obigen Beispiel ausgerechneten und auf entsprechende Nahrungsmittel umgelegten Kalorien aufzunehmen? Wieviele Prozent des Schiffsvolumens wuerde dieser Kuehlschrank einnehmen?"
"Loese das Beispiel, wenn zwei der Antriebseinheiten Vegetarier sind? Wenn eine Einheit Veganer ist?"
"Ein maennliches Mitglied der Antriebseinheiten kommt in die Pubertaet und in den Stimmbruch. Von welcher Leistungsreduktion des Antriebs musst du ausgehen?"
"Welche Luftfeuchtigkeit sollte in der Zentrale herrschen, um fuer moeglichst lange Zeittraeume moeglichst optimale Leistungs- kurven zu erzielen?"
"Ist das Mitsummen von zahlenden Passagieren in der Zentrale erlaubt? Das Mitsummen von nichtzahlenden Passagieren?"
"Eignen sich Melodien in Cis-Dur oder Fis-Dur besser fuer Backbord-Kurven?"
"Ein bionischer Kreuzer hat keine mechanisch-chemisch-physikalischen Triebwerks- und Generatoreinheiten an Bord. Die notwendigen Energien entstammen der Konzentration der Motana-Besatzung und der osmotischen Hyperraumzapfung. Woher stammt die Energie der Reinigungsroboter, die das Schiff im deaktivierten Zustand ueber Jahrtausende hinweg staubfrei gehalten haben? Die Energie fuer den Bordrechner und den Prallschirm?"
"Nenne mir drei Korrekturverfahren, um Rechenfehler beim Umgang mit Epha-Matrizen zu erkennen und eventuell selbstaendig zu korrigieren."
"Wann sind zwei Epha-Matrizen deckungsgleich? Wie erkennst du, ob zwei Kursvektoren orthogonal sind? (Der Einsatz von Taschenrechnern ist nicht erlaubt.)"
"Nenne mir 24 Choraele zum Landen eines Bionischen Kreuzers auf Planeten? Eignen sich in Dur oder in Moll gesungene Choraele besser zum Landen auf Hochgravitationswelten?"
"Wie muessen sich Akkorde aendern, um das Andocken eines zweiten Bionischen Kreuzers an das eigene Schiff moeglichst unmoeglich zu machen?"
"Wie stellst du sicher, dass bei einem mehrstuendigen, hochkonzentrierten und saengerintensiven Raummanoever, etwa im Rahmen einer Schlacht, keiner der Saenger austreten muss?"
"Ist es an Bord von Bionischen Kreuzern erlaubt, in der Badewanne zu singen? Oder sind Interferenzen mit der gerade gesangsaktiven Zentrale-Crew zu befuerchten?"
"Ist der Betrieb von Radiogeraeten erlaubt?"
"Ist Daniel Kueblboeck ein von den Chaotarchen erschaffener Saboteur, der ins Perryversum eingeschleust werden soll, um die letzten montana-tauglichen Biokreuzer schrottreif zu kraechzen? Hinter welcher dieser Verkleidungen koennte sich dieser Reiter der Apokalypse befinden? [Es werden Bilder von PR, Atlan, Kantiran, Gucky, Mentro Kosum, Icho Tolot, Walty Klackton, D.J. Oetzi, Robie Williams, Norman und Dieter Bohlen gezeigt.]
"Paramags sind, soweit bekannt, ja nur auf einem PEW- Planeten im bekannten Universum beheimatet. Welchen Munitions- ersatz kannst du deinem Todesbringer anbieten, wenn er, aus welchen Gruenden auch immer, den letzten verschossen hat?"
"Der Schiffs-Beistand, der bisher fuer die Klaergruben im Wald der Motana zustaendig war, macht sich mit Loetkolben und Schraubenzieher ueber einen unersetzlichen, wichtigen Speicherkristall her, um die darin befindlichen Daten herauszubekommen. Wie schaffst du es, ihn davon abzubringen, ohne ihn zu kraenken, und im naechsten Supermarkt ein Abspielgeraet zu kaufen?"
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"So..so... Ihr wollt, dass dieser seit mehreren Jahrtausenden ausser Dienst gestellte Oldtimer aus dem Museum fuer antike Techniken wieder fuer den oeffentlichen Verkehr in Jamondi und - falls moeglich - auch ausserhalb wieder zugelassen wird? Schwierig, schwierig, schwierig!
Laut STVO ist da zumindest eine Sonder-Einzelgenehmigung notwendig, damit ich euch einen Typenschein ausstellen darf.
Aber zuerst muesst ihr mir zwei Lichtbilder pro Pilot, eine gueltige Haftpflichtversicherung und ein aktuelles polizeiliches Fuehrungszeugnis vorlegen. Dazu eine Berechtigung zum Lenken des Fahrzeuges, eine notariell beglaubigte Eigentums- bescheinigung ueber das Raumfahrzeug, vier 100000 Galax-Stempelmarken, und natuerlich einen Altersnachweis, dass die Betreiber volljaehrig und strafmuendig sind und im Zustand geistiger Gesundheit. Letzteres koennte, wenn ich euch so anschaue, etwas schwierig sein.
Wie - ihr braucht zuerst meine technische Zulassung des Fahrzeuges bevor ihr eine Versicherung und Lenkerlaubnis bekommt? Nein, ich lasse mich nicht mit einer in Leder gebundenen, handsignierten Ausgabe des Tradom-Zyklus bestechen. Diesen zu klein gewordenen Elefanten duerft ihr auch behalten, ich will mir gar keine Haustiere zulegen. Galax? Was soll ich mit Galax machen, nicht mal euer Adams kriegt die Inflation in Griff. Mein Gegenvorschlag? Damit ich mir das Schiff wenigstens einmal anschaue? Hmm... wie waere es mit einem Bild dieser Ascari... natuerlich vor dem kleinen Zwischenfall mit dem Sohn von dem hageren Kerl, der sich da im Hintergrund versteckt. Und zwar ohne den Raumanzug von diesem Schulz... Und wenn es sehr dringend ist, koennt ihr ja noch ihre Telefonnummer hinten drauf schreiben.
Ich wusste ja, mit euch kann man reden. Schauen wir uns das huebsche Schiff, das ihr habt, mal an.
Hmm, diese kreisfoermig angeordneten Stuehle in der Zentrale, ich fuerchte, das geht nicht. Da wuerden ja laufend einige Leute mit dem Ruecken zur Fahrtrichtung sitzen. Ich sehe auch keine Sicherheitsgurte und keine Recycling-Papiertueten fuer den Notfall. Und glaubt mir, so ein Notfall kommt schneller als eine positive Kritik in diesen Internetforen eurer Galaxis.
Ein Bordrechner, der einen Beistand braucht? Das entspricht nie und nimmer den Vorschriften. Ist der Rechner denn so labil? Ich fuerchte, der muss ausgebaut und ersetzt werden. Ganz zufaellig habe ich in einem Lager einen konfiszierten Navigationsrechner mit GPS herumliegen, ist auch nicht von Nanosoft. Kaum gebraucht und HI resistent ab 10 hoch 12 Hertz. Den koennte ich euch, zu einem Freundschaftspreis, abgeben.
Wie? Kein Motorblock? Das Schiff fliegt doch wohl nicht nur durch gutes Zureden? Was soll das heissen: im Prinzip schon? Und welchen Treibstoff benutzt es? Wie sieht es mit den Abgaswarten aus? Schaedlichen Rueckstaenden? Hochfrequente PSI-Anwendungen, sagt ihr? Also Strahlung. Welche Schutz- massnahmen habt ihr, damit es nicht zu einer PSI-Verseuchung anderer Verkehrsteilnehmer oder ganzer Welten kommt?
Ganz wichtig in eurem Fall sind natuerlich die Laermschutz- einrichtungen. Was, keine schalldichten Raeumlichkeiten? Das heisst, der Laerm aus der Zentrale ist im ganzen Schiff zu hoeren, vielleicht auch im umliegenden Raumhafen? Oder gar von vorbeifliegenden Raumschiffen empfangbar? Das geht auf keinen Fall. Wir haben die universumsweiten strengsten Regeln in Bezug auf Laermverschmutzung. Von wievielen Dezibel reden wir eigentlich? Bis 40 koennte ich vielleicht ein Auge zudruecken. Aber es waere mir schleiferhaft, wie ihr mit 40 db ein 70 Meter langes Schiff bewegen wollt.
Laesst sich dieser Gesang auch als Waffe einsetzen? Dann braucht ihr eine weitere Sondergenehmigung. Da muesst ihr euch allerdings an den Dieter wenden, der sitzt zwei Zimmer weiter.
Ihr habt kein 'Netz', aeh... keine Vernetzung? Das ist ein kleineres Problem. Laesst sich einfach beheben, indem ihr keine interstellaren Autobahnen benuetzt und euch an ein naechtliches Fahrverbot und ein reduziertes Tempolimit haltet. Immer rechts fahren und schoen ueberholen lassen!
Todesbringer? Todesbringer! Natuerlich ist das Mitfuehren irgendwelcher Todesbringer an Bord nicht erlaubt. Und das sagt ihr mir erst jetzt? Wohl verrueckt geworden? Fuer brennbare Materialien, Munition, Waffen oder irgendwelche planeten- und sonnenzerstoerende Bomben sind ohnehin besonders sonderbare Sondergenehmigungen notwendig. Dafuer gibt's die Abteilung Scheer; zur Zeit macht dort, glaube ich, Referatsleiter Ellmer Dienst. Er ist vor allem fuer Supertraktorstrahler zustaendig, und solange es sich nicht um Hypermega-Desintegratoren handelt, laesst er schon mit sich reden. Vielleicht singt ihr ihm zur Einstimmung ein nettes Liedchen vor...?
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Abgesehen von der Streichung der oben zusammengefassten Genehmigungsphasen muss man dem vorliegenden Roman vor allem eines zum Vorwurf machen:
Der ahnungslose Leser bekommt den Eindruck, dass sich das Handlungsgeschehen innerhalb weniger Tage abspielt. Faktum ist jedoch, dass die verschiedenen Genehmigungsverfahren sich ohne jeden Zweifel ueber einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten dahinzogen.
So ist auch erklaerbar, warum Atlan die Sterblichkeit seiner allmaehlich grau werdenden Zephyda nicht laenger ignorieren oder gar uebersehen konnte.
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Der Todesbringer ist uebrigens illegal an Bord, Sektionsleiter Ellmer sieht sich immer noch den besorgten Argumenten der Experten der Buergervertreter von NG und NGF gegenueber. Von denen gar manche den voelligen Verbot des Kreuzers fordern, bis nicht alle technischen Fragen und Risiken geklaert sind.
(Fuer die Handlung der MS hat dieser unterschlagene Zeitsprung keine Auswirkungen, da ein aehnlicher auch dort faellig ist, wenn Bully, Adams und Bostich sich nach 30-jaehriger Fahrzeit auf einem neutralen Planeten treffen, um die Auswirkungen der HI und ihre politischen Folgen zu besprechen.)
Rezension
Zum Roman:
Es ist gar seltsam: seit langer Zeit ist das der erste Roman, zu dem mir gar nicht so viel Negatives einfaellt, bei dem ich mich bei den negativen Elementen einmal nicht auf das fuer mich Auffaelligste einschraenken muss, und ich den positiven Dingen mehr Raum geben muss, als sie eigentlich verdienen.
Positives:
Kurzweilig, unterhaltsam, streckenweise amuesant, ein wenig Innenleben einiger Figuren, da faellt es kaum auf, dass der Roman im Grunde nur das Fragment eines Handlungsbogens hat.
Unsere Helden und Saenger und Shoziden und Turteltaeubchen erkunden das Bionische Schiff, das bereits im letzten Jamondi-Band entdeckt wurde. Sie machen sich mit den Kontrollen vertraut, wiederholen ihre Hyperraum-Gesangsflugkuenste, um "powered by emotions" (ich wuerde SAT1 als fast idealen Sender fuer die eventuell vielleicht irgendwann kommende TV-Serie empfehlen...) ein wenig Jamondi-Sightseeing zu betreiben. Sie haben zwar nur wenig kosmischen Gegenverkehr, stossen aber auf ein fluegellahmes Alttechnik-Schiff, plaudern mit den zwar nicht stubenreinen aber doch ehrlichen Haendlern an Bord, reparieren oder besser entwaessern deren Bordrechner und bekommen den trillionsten Speicherkristall mit wichtigen Daten, den PR in seiner bisherigen Laufbahn ergattert hat. Sie graben Lotho aus seinem Eisgrab aus und schiessen ein paar zum Abschuss herbeigerufene Igelschiffe ab. Was weniger ein Spannungselement als ein Motivationsschub fuer den auserkorenen Todesbringer Selboo ist, endlich hinter die verdammte Kanone an Bord der SCHWERT zu gehen.
Das liest sich in der Kurzform recht trocken an, aber nach dem ersten eher zaehen Beschreiben des Bionischen Kreuzers beginnt der Roman dann zunehmend "Spass" zu machen. Die Krise/der Bruch zwischen Atlan und seiner Zephyda kommt zwar eher unvermittelt und ploetzlich, und auch wenn diese persoenliche Ebene, naturgemaess fuer einen actionhaeltigen SF-Roman, eher auf wenigen Absaetzen kurz und schnell abgehandelt wird, ist an den Dialogen und Gedanken der beiden ehemaligen Glueckseligen wenig auszusetzen. Schliesslich haben wir es nicht mit einer Screwball-Komoedie zu tun. (Wobei eine solche anstatt des obligatorischen Psychopathen der Woche oder irgendwelchen Sektierern vielleicht einmal eine willkommene Abwechslung waere?)
Locker und leichtfluessig geht es dahin, wenn PR und Co den Augiasstall an Bord des Besch-Schiffes ausmisten. Da vergisst man glatt, diese ganze Zwischenepisode an sich in Frage zu stellen.
Wie glaubwuerdig ist es denn, dass reichlich naive Haendler ihr Kauffahrerschiff flott bekommen, waehrend die Militaermacht der Kybb-Craner weiterhin lahmgelegt ist? Wie glaubwuerdig ist es, dass die Kauffahrer anscheinend als Allgemeinwissen die Koordinaten einer Welt "freier" Motana kennen? Die Igelwichte ihnen dieses "Geheimnis" aber nie "entlocken" konnten? Wenn man gleich darauf miterleben muss, wie schnell sie diese Informationen an dubiose Fremde weitergeben, die ein paar "Kellerabteile" ihres Schiffes trockenlegen? Dankbarkeit hin oder her, die Fremden konnten nichts verlangen, von dessen Existenz sie nichts wussten. Eine der sensibelsten Daten bereinigte Form des Datenkristalls haette fuer die Besch doch den gleichen Zweck erfuellt.
Aber weil beim Lesen der Fokus auf der recht skurrilen Situation an sich liegt, und RF recht gekonnt ueber naheliegende Fragen hinwegspielt, zaehle ich die Episode gerne zu den "positiven" Elementen des Romans. Waehrend ich, zugegeben, eine nahezu identische Passage in den meisten Romane der letzten Monate eher negativ bewertet haette.
"Gut" fuer die SF-Grundstimmung des Romans ist es, dass bei der Beschreibung des "Motana"-Antriebs das Absingen der Choraele im Hintergrund landete und wesentlich weniger auffiel als in den vorangegangenen Romanen. Auch wenn sich an der "Technik" bzw. "Untechnik" nichts grundlegend aendert, alleine die Wortwahl, die Betonung der Schilderung mehr auf "konzentrierte" Motana und weniger auf jodelnde Hinterwaeldler, macht einen Unterschied aus.
Neutrales:
Zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit entpuppte eine Figur, die ich zuvor eher als Eigenschoepfung eines Autoren angesehen hatte, als fest im Expose verknuepft.
Die Leo Lukas Figur Mayk Molinas duerfte dem ersten Eindruck zum Trotz noch eine groessere Rolle in der kommenden Handlung spielen. Sein Agent Sonderbon hatte im Nachfolgeroman von Castor einen letzten Auftritt, bei dem sichtlich biographische Angaben aus einem Datenblatt verwendet wurden. Und der Motana Selboo, den ich schon als Frank Borschs eigenen Beitrag zu seinem vorangegangenen Jamondi-Band identifiziert zu haben glaubte, ist ebenfalls eine zentrale Figur unter den Jamondi-Figuren.
Nicht, dass das grundsaetzlich etwas Schlechtes waere, aber...
...ich beginne mich zu fragen, wieviel Spielraum laesst das Expose einem Autor denn noch uebrig? Wieviele Kapitel, Seiten, Figuren, Handlungsdetails bleiben noch offen?
Ein dichtes, engmaschiges Expose hilft sicher, Widersprueche zu vermeiden und eine Handlung aus einem Guss unter vielen Autoren aufzuteilen. (Auch wenn dann trotzdem eine Bre Tsinga mal doppelt vorhanden ist.)
Aber gleichzeitig geht damit auch eine gewisse "Buntheit", Abwechslung und Spontanitaet verloren. Ich erinnere mich an so manchen Clark Darlton Roman, wo er nach einigen Seiten sichtlich das Expose erst mal beiseiteschob, auf den naechsten dreissig Seiten seinen "eigenen" Roman schrieb, und dann im letzten Drittel des Heftes den Schlenker zurueck zur Vorlage schaffte. Und ein HGE schrieb sich so manchen Zyklus innerhalb eines Zyklus.
Was frueher oft zuviel des Guten war, scheint mir heute auf ein "zuwenig" an offener Handlung hinauszulaufen.
Die sehr genaue Vorlage ist fuer "Schluesselbaende" wohl wichtig, gut und unverzichtbar. Aber viele solche Schluesselbaende hat es zuletzt weder im Hayok-Archipel noch im Sternenozean gegeben. Und gerade letzterer, der ueberwiegend auffallend gut geschrieben war, haette durch ein "mehr" an Freiheit fuer die einzelnen Autoren gewinnen koennen.
(Nein, ich kenne die Exposes nicht. Ich kann mich irren, aber das oben beschriebene ist zur Zeit mein Eindruck von der Gewichtung Expose/ausgearbeitetes Manuskript.)
Negatives:
Tja, was laesst sich "Boeses", "Schlechtes", "Misslungenes" zu Heft 2228 sagen?
Alaistar Reynolds schreibt aufregendere Epen? George Martin erzaehlt bessere Geschichten? Gene Wolfe hat einen groesseren Wortschatz? Eschbach bekommt mehr Honorar? ;-)
Das war noch lange nicht der Feldhoff, der die Geschichte der Diener der Materie erzaehlte. Der ueber den opahlischen Saenger berichtete; oder ueber den Diener eines Museums- waechter, der sich einen Anzug zulegte, der ihm eine Nummer zu gross war.
Aber es war ein Feldhoff, der endlich einmal die Berufsjugendlichen sein liess, der die Lovestory im Hintergrund nicht im Top-Gun Milieu fuer Bravo-Leser ansiedelte, der einfach einen Teil einer Geschichte erzaehlte, sodass man bedauerte, dass er nicht gleich weiterschreiben konnte.
Ups..., zum Abschluss wollte ich doch noch ein paar Dinge finden, die nicht zum Loben sind.... ;-)
Die Beschreibung des Bionischen Kreuzers war tatsaechlich eine solche. Diese Seiten lasen sich eher zaeh und stimmungslos. Vielleicht eine laestige Pflichtuebung?
Insgesamt ist es RF nicht gelungen, das Geheimnisvolle, Unbekannte, womoeglich Bedrohende des Bionischen Schiffes herauszustreichen. Ein etwas schraeger Bordcomputer alleine ist zu wenig. Eine gewisse Antipathie desselben in Bezug auf Rhodan und Atlan ist zwar ein Ansatz, aber interessanter waere es (m.E.) gewesen, Echophage wesentlich ambivalenter zu zeichnen und "ihm" eine staendige unterschwellige Bedrohung zuzuordnen.
_Dieser_ Part beschraenkte sich anscheind nur auf die Kanone des Todesbringers. Den Sucht/Verfuehrungsfaktor auf das ganze Schiff bzw. das Bordgehirn auszudehnen, haette fuer die naechsten Hefte aber mehr Potenzial geboten.
So wie die SCHWERT beschrieben wird, ist sie mir etwas zu sauber, hell, aufgeraeumt, zu nuechtern und zu steril.
Natuerlich kann sich das noch aendern, kann es da noch zu einer Komnfliktsituation kommen. Aber nachdem laut Heftvorschau...
(**********Achtung Spoiler fuer Heft 2231 ********)
.... schon in zwei Wochen mit einer ganzen Armada an Bionischen Schiffen zu rechnen ist, erwarte ich mir nicht wirklich eine zusaetzliche dramatische Entwicklung um und in der SCHWERT.
Das Igelschiffe-Tontaubenschiessen:
Besonders spannend war der finale Konflikt des Heftes ja nicht. Natuerlich wussten wir, dass unseren Motanas hier und jetzt kein Haar gekruemmt wird.
Auch wenn die Motana ein extremes HI-Handicap haben, war es doch eine Ankuendigung kommender Massaker an abgehalfterten Boesewichtern, wenn eine unerfahrere Motana Crew mit einem unerfahrenen Schuetzen beim ersten Einsatz ohne besondere Muehe gleich 12 Igelschiffe vernichtet. Praezise, schnell, ohne Tricks, Finten oder Komplikationen.
Ein _einzelnes_ Kybb-Craner Schiff haette dasselbe Gefahrenpotenzial gehabt, und waere eine identische Herausforderung fuer den unwilligen Todesbringer gewesen. Haette zudem noch Platz fuer das eine oder andere Manoever und ein paar Ratschlaege von Rhodan und Atlan geboten.
Auch wenn 12 Schiffe im Vergleich zu zigtausenden Katamaren wenig sind, es ist doch ein Fall von Masse ueber Klasse. Und eine Hypothek fuer kommende Auseinandersetzungen zwischen Motana und Igelschurken.
Weniger waere hier mehr gewesen, und obwohl die ingesamt ohnehin nicht allzu ausgedehnte Schlachtsequenz nicht "verschrieben" war (ich erinnere mich an Nagulas Zeitsprung/ Raumschlacht in Tradom), behaupte ich mal, dass hier die Moeglichkeit verschenkt wurde, aus einem guten, braven, recht gelungenen Roman einen "besseren" solchen zu machen.
Fazit:
Ich haette nach dem ersten Jamondi-Block nicht gedacht, dass ich einmal froh sein wuerde, wenn nach dem grossteils belanglosen Nebenschauplatz Hayok und dem Aergernis Terra/Sektierer endlich zurueck in eben diesen Sternenozean geblendet wird.
For the times they are a-changin'...
Rudolf