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Im Visier 2242
Zugrunde liegender Roman: Robert Feldhoff - Letoxx, der Fälscher
Vorbemerkungen und Plot
Plot:
"Das Rad an meines Vaters Muehle brauste und rauschte..." Uups, das ist der falsche Taugenichts, denn nicht Eichendorff sondern Feldhoff berichtet diesmal aus dem Leben desselben.
Und auch wenn kuenftig das Leben des Letoxx nicht zum fixen Bestandteil des Lehrstoffs der deutschen Sprache gehoeren wird, ist es doch ein bunter, kurzweiliger Bericht, den der titelgebende Faelscher uns vorlegt. Auf angenehm vielen, schoen gefuellten Seiten verfolgen wir den stetigen Aufstieg eines jeder Moral entrueckten Getriebenen. Den wie so vielen Protagonisten des Perryversums weniger sein Geschick und sein Talent, sondern die gluecksbringende Hand des Expokraten durch die Untiefen des Schicksals leiten.
Auch wenn wir nicht erfahren (sollen?), welche seltsamen Schwungraeder das Uhrwerk Letoxx antreiben und nie zur Ruhe kommen lassen, wuenschen wir (Leser) ihm zuletzt doch tatsaechlich zumindest einen kleinen Erfolg, wenn er am Ende seines Berichtes aufbricht, um den Aufstand einiger aufmuepfiger Motana (unter tatkraeftiger Hilfe galaktischer Auslaufmodelle) niederzuschlagen.
Tei 2
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Ob 2242 letztendlich einer der sagenhaften "Schluesselromane" des Zyklus sein wird, muss sich erst zeigen. Zweifelslos ist es, unabhaengig von irgendwelchen qualitativen Eigenschaften, ein auffaelliges, sich schon auesserlich von anderen Romanen unterscheidendes Heft.
Gut 20 Seiten mehr spendiert ein schreibfreudiger Chefautor uns Lesern diesmal.
Nur... sollen wir denn tatsaechlich glauben, dass den Expokraten des Perryversums, der sich zuletzt beim Schreiben so rar machte, ploetzlich wieder die Lust packte, die Naechte mit seiner Schreibmaschine zu verbringen? Oder spielen da doch ein paar andere Faktoren eine kleine aber feine Rolle?
Wie geschah wirklich, im April dieses Jahres, genauer gesagt am 1.April 2004?
Fruehmorgens, als ein nach dem heimlichen Lurken in einer kleinen aber gemeinen Newsgroup ohnehin am Boden zerstoerter Verfasser wenig gelobter und vielkritisierter Weltraumabenteuer einen Anruf seines Redakteurs erhielt?
[Um a) die Quellen, von denen die nachfolgenden, streng geheim gehalten Informationen stammen, zu schuetzen, und b) denselben Schutz der privaten Schreibsphaere betroffener Autoren angedeihen zu lassen, werden im folgenden die Namen der vorkommenenden Personen durch nicht auf die wahren Identitaeten zurueckverfolgbare Pseudonyme ersetzt.]
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"Hallo, R...oman, hier ist der K...onrad. Nein, ich weiss auch nicht, wo der letzte Honorarscheck abgeblieben ist. Es geht leider um ein ernstes Thema. Nein, der Verlag stellt dir Adams Ex-Sekretaerin Diana nicht zur Verfuegung, nein, auch nicht leihweise. Es ist wirklich ein ernstes Thema. Nein, wir koennen die Poster dieser laestigen NG nicht des Landes verweisen. Ausserdem sitzen die Laestigsten ohnehin im sicheren Ausland. Jetzt hoer' mir mal zu...
Ich hab' mir mal, ganz zufaellig, beim Lesen der neuen Jamondi- Manuskripte, als Atlan einen weiteren Motana-Stamm im Wald von Karl Ransei entdeckt, um nicht einzuschlafen... nein, nein, die Geschichte war eh sehr spannend... den Output von euch Autoren angeschaut. Und da ist mir etwas Erstaunliches aufgefallen. Wie... 'die Aehnlichkeiten zu aelteren Zyklen sind ganz zufaellig'? Davon spreche ich nicht? Welche Aehnlichkeiten eigentlich? Was fuer ein Recycling? Ach so, _kein_ Recycling! Die Drucker haben nur aus Versehen ein paar Teile aus aelteren Manuskripten erwischt... Kann schon mal passieren, da gebe ich dir schon recht. Zur Strafe soll der Schuldige sich hundert Mal bei den Lesern entschuldigen. Aber zurueck zu unserem Thema...
Du weisst sicher noch, dass ich mit der Verlagsleitung wie ein Loewe um deine letzte Honorarerhoehung gekaempft habe. Die 80 Cents klingen im ersten Moment vielleicht eher bescheiden, aber das sind 80 Cent mehr als deine Kollegen bekommen. Aber dumm ist nur... weisst du, _die_ schreiben mehr als du.
Was? Okay, es kann schon sein, dass sie modernere Schreibmaschinen und Textverarbeitung haben, aber mir liegen hier schlichtweg mehr Wortspenden von jedem deiner Kollegen vor als von dir. Dabei bekommen sie 80 Cent weniger! Stell' dir vor, das spricht sich herum?
Wie, du schreibst die Jubilaeumshefte, und die haben ohnehin einen Mehrumfang? Zum Beispiel das Jahrhundertheft 2000? Aber da hat doch der E..mil die Haelfte geschrieben. Oder 2100? Naja, nach einem Jahr Schreibpause und bei dem Schriftsatz. Ausserdem liest es sich so, als haette es einer der Ghostwriter vom Hohlbein kurz in der Hand gehabt. Und 2200? Zufaellig weiss ich aber, dass das eigentlich zwei Hefte waren, und der Ra...lf hat alle Texte rausgestrichen, die die Milchstrasse, das Universum und die Geschichte der letzten 18 Jahre betrafen, die Reise der SOL, das Zwischenspiel in Hangay und die Lage auf Terra. Weil er laut Vertrag dafuer Exklusivrechte hat und derlei Informationen nur in seinen Kommentaren erscheinen duerfen. Uebrig geblieben ist dann nur noch Text fuer ein Heft. Wir mussten es sogar mit dem umwerfend komischen Gucky-Interview von H...arald strecken.
Nein, ich bin nicht unfair, aber die Fakten sprechen fuer sich. Deine Exposes? Nein, die vergesse ich natuerlich nicht. Ja, das sind ganz, ganz tolle Exposes, ja, ich weiss, 100 Stueck pro Zyklus, und jedes mindestens 12 Seiten lang. Abgesehen von Schnapszahlbaenden. Aber, ich will nicht lange um den heissen Brei herumreden, einmal muss es ja doch sein. Lieber R...oman, so gut mir deine Exposes auch gefallen, irgendwie sind sie immer so ... unfertig. Ich muss sie jedesmal an einen deiner Kollegen weitergeben. Nicht, dass ich das gerne mache, aber weisst du, wie gross der Schriftsatz sein muesste, dass wir die 12 Seiten im Druck auf 50 Seiten verteilen koennten? Von den unvollstaendigen Saetzen, den Auslassungszeichen, und aehnlichen kleinen Maengel ganz zu schweigen. Leider, leider, bis heute haben wir noch keines von diesen Exposes abgedruckt. Zuletzt hat Ra..lf es mir sogar ungeoeffnet zurueckgeschickt. Mitsamt eines Ersatzmanuskripts. Dummerweise hat er dabei statt diesem Manuskript irgendein exotisches Telefonbuch erwischt. Weil ich grad beim Zaehlen und Zuordnen der Manuskriptlaengen an die Autoren war, habe ich es auch zu spaet bemerkt, da war es schon beim Druck.
Was "wir" jetzt machen koennen? Es ist ganz einfach, und ich kann es sogar unserem Marketing erklaeren. Du schreibst ab sofort "dickere" Romane. Bis die Bilanz wieder ausgeglichen ist. Das wird in ...aeh... ungefaehr 25 Jahren der Fall sein.
Ja, dickere Romane bedeuten umfangreichere Manuskripte. Und mehr Seiten. Mehr Papier. Mehr Gewicht. Aber dafuer sparen wir ein paar Extras ein. Das Journal, zum Beispiel. Und wir kuerzen die LKS. Du hast ja keine Ahnung, wieviel Schmerzensgeld der Ar..min pro Seite LKS verlangt. Sogar die therapeutischen Sitzungen vom Lesen zuvieler Leserbriefe gehen mit auf die Rechnung. Von den Rhetorikkursen zum Umgang mit tobenden Groupies und Sonntagskritikern ganz zu schweigen.
Und wenn die Fans deine laengeren Romane lesen, haben sie gleichzeitig auch weniger Zeit zum Schreiben boeser Briefe. Das ist schlichtweg genial. Und deswegen auch nicht mehr verhandelbar.
Mehr Honorar? Fuer die paar Seiten? Ich wuerde ja gerne, aber unser Budget ist mit den neuen Stickerbeilagen schon ausgelastet..."
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Autoren von SF-Romanen sind im allgemeinen flexible und aufgeschlossene Menschen, die nichts und niemand so schnell umwirft und aus der Fassung bringt. Nachdem sich nach nicht einmal einem Tag der Schock gelegt hat, beginnt ein hektisches Telefonieren...
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"Hallo, Ra...lf; ich bin's, dein Expokrat. Ich bitte dich nur kurz um deinen schriftstellerischen Rat. Ich braeuchte ganz dringend ein 70-Seiten Manuskript. Ja, du hast richtig gehoert. 70 Seiten. Seit dem Sternenbiest musste ich nicht mehr so viel schreiben. Nur, was schreiben?"
"Ist doch ganz einfach, betrachte dein Problem als geloest. Die Fans lieben es, wenn nach zwei, drei Seiten eine schoene Rueckblende erfolgt. Z.b. in die Vergangenheit deines Helden. Dort koenntest du ihm einen Jugendgefaehrten geben, sagen wir, einen begnadeten aber unterprivelegierten Jungforscher. Die beiden koennten alte Artefakte studieren. Eine gute Gelegenheit, noch tiefer in die Vergangenheit umzublenden. Zu einem alten Volk, das vor vielen Jahrmillionen im Bereich des heimatlichen Kosmos lebte. Ein Querionen-Volk. Und das waere eine gute Gelegenheit, die letzten paar Jahrmillionen des Perryversums im Schnelldurchlauf durchzugehen. Nur einmal nimmst du kurz Auszeit und erklaerst die verschiedenen Frequenzmuster eines gerade vorbeifliegenden Querionenraumers. Dann zurueck in die Gegenwart, und du erklaerst auf kurzen zehn bis zwanzig Seiten die Messskala zum Messen dieser Frequenzen. Da passt dann auch ein Ueberblick ueber Kosmokraten, Chaotarchen und den moralischen Code, der natuerlich auch eine ganz besondere imaginaer uneigentlich stetige Schwingung 4.Grades mit drei Polspruengen und zwei relativen Minima in der dritten Ableitung des zweiten Integrals hat. Spaetestens jetzt sind alle Leser voellig gebannt und fassungslos und koennen von Spannung kaum noch atmen. Deswegen machst du wieder eine Rueckblende und erzaehlst kurz die Geschichte der Schwester des Helden und deren schicksalshafter Begegnung mit einem vagabundierenden Hueter des Lichts vor vielen Jahren. Eine prima Gelegenheit, das Volk der Hathorer genauer zu durchleuchten. Dazu koennte aus dem Personenfundus von ES kurz mal ein Altmutant auftauchen und fuer ein paar Relativeinheiten Mentor der besagten Schwester sein. Dazu musst du natuerlich erklaeren, welche Eigenschaften PEW-Metall hat und wie die Arkoniden aus dem Lemurern hervorgingen und was in der Kristallnacht geschehen ist... Hallo, hallo, Ro..man, hoerst du mir ueberhaupt noch zu...?"
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"Hallo, Hans G...ustav, ich haette da ein kleines Problem..."
"Es sollte mit einem Mord beginnen. Dein Antiheld erschiesst seinen besten Freund. Weil er Leute mit rostroten Flecken auf den Rueckenstacheln noch nie leiden konnte. Gleichzeitig bricht aus dem staatlichen Zoo ein Murksmurix aus, ein graessliches Monster mit PSI-Faehigkeiten. Dein Antiheld will gerade ein paar Passanten schikanieren, als der Murksmurix zufaellig vorbeitrampelt und sie plattmacht. Das kann er sich natuerlich nicht gefallen lassen. Er borgt sich von einer guten Freundin ihren Spuer-klonfantelen aus, und gemeinsam machen sie Jagd auf den Murksmurix. Der schleicht sich in einen fahrenden Zirkus ein und kann so entkommen. Jetzt kommt dein uebliches 50-Seiten Manuskript, zumindest die erste Haelfte. Dann taucht der Murksmurix wieder auf, entfuehrt die Freundin deines Antihelden. Mit ein paar Keksen lockt er den Spuer-Klonfantelen zurueck aus der 25.Dimension, wohin er sich in den letzten Jahren verkrochen hat, und sie nehmen die Faehrte wieder auf. Dabei werden sie von ein Gruppe einheimischer Monsterjaeger ueberrascht, die jeden Fremden und vor allem den Klonfantelen als Beute ansehen, die es am naechsten Baum aufzuknuepfen gilt. Der Klonfantele fordert den Anfuehrer des Mobs zum Degenduell, bei dem alle anderen fasziniert zuschauen. Als ein paar Haeuser einstuerzen, weil zufaellig ein paar vor dem Ausschluepfen stehende Eier des Murksmurix vorbeirollen, wird das Duell abgebrochen. Die Eier koennen vernichtet werden, aber das Monster entkommt. Dein Antiheld gruendet eine Anti-Murksmurix-Sekte, und du setzt deine urspruengliche Geschichte fort. Vor dem Finale, bevor dieser Letoxx in die Schlacht gegen die Bionischen Kreuzer zieht, er erwuergt gerade zum Entspannen ein paar Besatzungsmitglieder seines Flaggschiffes, taucht der Murksmurix ein letztes Mal auf... Hallo, du bist so ruhig? Ja, ich bin ueberzeugt: die Leser lieben solche originellen Geschichten mit ueberzeugenden Monstern und vielschichtigen Helden...!"
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"H..einnz, du bist meine Rettung. Der geborene Erzaehler epischer Geschichten voller Wein, Weib und Gesang..."
"...schoene Geschichte um diesen Letoxx. Aber du koenntest ihn ein wenig kultivierter darstellen. Ein paar einfuehlsame gediegene Szenen, in denen er sich als Geniesser, Gourmet und Connaisseur erweist. Ein Weinkenner, der jeden edlen Tropfen von den sonnenbeschienenen Haengen Jamondis anhand seines Abganges erkennt, ein Charmeur, bei dem die Frauen schwach werden, bevor er nur eine einzige Stachel seines Rueckens aufrichtet. Und zudem ist er der begnadeteste Trike-Fahrer des Sternenozeans. Um Geld fuer ein neues Erweiterungsmodul seiner Armprothesen zu beschaffen, muss er das grosse Trikeretta Rennen von Karl Month, einer reichen Welt am grossen Binnenmeer des Sternenozeans, gewinnen. Und was niemand weiss, er ist nebenbei auch ein Agent der Mopso-Klone. Mit Hilfe der oertlichen Chefin des Untergrundes praepariert er die Rennbahn. Dabei kommt ihm aber der Zweitmann der Frau auf die Schliche, der zufaellig Regierungschef des Planeten ist. Um das ganze aufzulockern, koenntest du noch ein paar coole Sprueche ueber Maenner, die viel Salz brauchen, um Freunde zu werden, einstreuen..."
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"Ja, Ar..min, ich weiss, du erholst dich gerade von einem besonders boesen Leserbrief, aber es ist wirklich dringend..."
"Action. Du musst mehr Action und mehr Pepp in die Handlung einbringen. Dieser Letoxx sollte unbedingt einmal ein kleines Kommandounternehmen anfuehren. Ein Ueberfall auf eine schwer bewaffnete Stationen der Jamondi-Freischaerler. Mit TFKs und Parazwack-Werfern im Halfter dringen sie ins Innere der Station vor. Ein alter, ausgehoelter Asteroid, der mit Lichtgeschwindigkeit um seine eigene Achse rotiert. Die Einsatztruppe hat nur zwei Minuten, um einen 1200Kbit-Code zu knacken, das ist genau die Zeit, die der Asteroid braucht, um sich einmal um diese seine Achse zu drehen und dabei von einem stationaeren Mikrosatelliten neue Codes per Hyperlink zu bekommen. Aufgrund der Hyperimpedanz wird die Sonne des Systems aber zu einem Black Hole; der Asteroid mitsamt der Besatzung und der Entermannschaft droht, in dieses Schwarze Loch zu stuerzen. Gravitationswellen rasen durch die Labors und unterirdischen Hangars, TFKs knallen, Desintegratoren zischen, die Lichtgeschwindigkeit wird beim Sturz in das Schwarze Nichts bereits ueberschritten, nur noch wenige hundert Kilometer bis zum Schwarzschildradius, da kann Letoxx endlich einen Funkspruch an den von einer Positronik gesteuerten Transporter, mit dem sie gekommen sind, absetzen. Per Fernschaltung uebernimmt er die Kontrollen, dazu muss er erst quer durch den Asteroiden laufen und noch einige Roboter erledigen, nur noch wenige Dutzend Kilometer, nur noch wenige Kilometer, dann nur noch hunderte Meter, als es ihm endlich gelingt, den Traktorstrahler des Transporters zu aktivieren und den Asteroiden aus dem Schwerefeld zu bugsieren... Das reicht locker fuer zwei Dutzend Seiten, und die Leser moegen diese Hardcore-SF... Hallo, Hallo, Ro...man...? Bist du noch dran?"
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"Ja, da muss wirklich der Fachmann 'ran. Und der Fachmann sagt: "Humor". Viel Humor. Und ein bisschen Tragik. Gib diesem Letoxx doch einfach eine Freundin, die ohne sein Wissen seit vielen Jahren von einem Symbionten abhaengig ist, ohne dessen hyperbiologischer Aura sie an Akne sterben wuerde. Und im letzten Drittel des Romans dringt ein Geisteskollektiv in den Sternenozean ein. Letoxx verwandelt sich in eine Werhyaene und das Kollektiv, ohne dessen Existenz sich der Sternenozean in eine zweidimensionale Elefantenwindel verwandeln wuerde, braucht zur Aufrechterhaltung eben dieser Existenz saemtliche Opalschaumvorraete von Jamondi. Gegen den Willen seiner Vorgesetzten ist Letoxx bereit, dem Kollektiv zu helfen; mit Hilfe seines Dackels bringt er diese Opaldinger an sich und uebergibt sie an das Kollektiv. Natuerlich wird er anschliessend ertappt und zum Tod durch Vorlesen der Monographie Gon Orbhons verurteilt, aber im letzten Moment kehrt das Kollektiv zurueck, wedelt ein bisschen mit den geistigen Tentakeln und macht den angerichteten Schaden wieder gut. Ausserdem taete Letoxx ein kleines Alkoholproblem ganz gut..."
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"Als Letoxx endlich seinen ersten Erfolg feiert, wird er von seiner ueber alles geliebten Freundin verlassen. Das beruehrt die Leser, das geht direkt ins Herz. Ausserdem sollte enthuellt werden, dass er ein Emotiofaelscher ist. Seine Augen sind Spionkameras, seine Finger Mikrodrucker zum Ueberschreiben von Dokumenten, seine Fuesse gleiten wie Samtpfoten zum Eindringen in Sicherheitstrakte, seine Ohren sind Lauschmikrophone, seine Zunge hat 999999 Ausreden und Luegen gespeichert. Wenn er in den Betrugsmodus schaltet, taucht er ein in eine andere Welt, eine buntere, praechtigere, unendliche Welt. Trotz seiner Jugend ist er Jahrgangsbester auf der Schlawiner- akademie. Im Verlauf des Zyklus wird er eine Zeitreise unternehmen, in der Vergangenheit stranden und nach einer entsetzlichen Transformation zu Gon Orbhon werden. Das darfst du jetzt natuerlich noch nicht verraten, aber ein paar Andeutungen... er koennte ja uralte Artefakte finden, die er als verrostete Exemplare seiner eigenen Armprothesen erkennt... Ein schoenes Mysterium, eine falsche Spur, ja, das sollte genug Stoff fuer ein paar Seiten Handlung ergeben..."
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"...ich bin zwar nicht mehr ganz am Laufenden ueber die momentane Handlung, aber wie waere es mit einer dimensionalen Verschiebung des Zeitgefueges in gewissen Bereichen des Sternenozeans, die dazu fuehren, dass eine seltsame Statue, eine alte knorrige Wurzel, eine Kaffeemaschine und eine gigantische Hyperraumblase materialisieren. Zeitgaenger entfuehren Letoxx auf eine Welt, die seltsame, kleinwuechsige Eingeborene "Mars" nennen. Ein besonders merkwuerdiges Exemplar dieser Bewohner haelt Letoxx fuer eine Inkarnation seines schwergewichtigen, verschollenen Freundes und bewirft ihn andauernd mit der Wurzel oder schlaegt ihn die Kaffeemaschine ueber den Kopf. Kompliziert wird es erst als einige Astralflieger auftauchen, die eine Schneeflocke als Heiligtum verehren und die Wiederkehr des grossen Reiches von Tba verhindern wollen. Als Gegenspieler taucht ein alter schlangenhaariger Lare auf, der darunter leidet, dass er schon lange tot ist, von einem vererbten Ewigkeits- schiff aber nicht sterben gelassen wird. Versteckt ist dieses Schiff in der Kaffeemaschine, und die Wurzel ist Teil des Steuerungssystems, das von kosmischen Dieben aber gestohlen wurde. Der Gute Geist von Jamondi kann nicht helfen, da er gerade auf Brautschau ist und sich in eine geklonte Schwester eines Omega-Traeumers verliebt hat... Natuerlich fehlen da noch ein paar Details, damit die Handlung nicht zu geradlinig ablaeuft, koennte vielleicht Ra...lf noch ein paar Rueckblenden und Perspektivenwechsel einbauen... Hallo, Hallo, Ro...man, geht's dir nicht gut, roechelst du etwa...? Was ist denn los?"
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Ersparen wir uns die restlichen Telefonate, die vielen weiteren wertvollen Hinweise. Uebergehen wir weiters die erfolgreiche Reanimation des Fragenden und die anschliessende Rehabilitation, auch die Dankesschreiben fuer die wertvolle Hilfe beim Verfassen des Romanes wollen wir nicht mehr zitieren, stattdessen erfreuen wir uns am Ergebnis und wenden uns dem getexteten Happy End im Heft zu.
Oder war es doch ein Versehen?
Eine Schikane, um einem bestimmten Noergler von sorglosem Naturell das Leben schwer zu machen. Der schmaehlich im Regen stehengelassen wird, der keine T-Shirts, geklonte Elefanten, keine kinderjagenden Hunde, keine Wald- und Wiesenexkursionen, keine mittelalterlichen Burgen und keine marodierenden Nashorntiger vorfindet, um polemisches Kleingeld zu kassieren.
Unerhoert, da sollte man einen Riegel vorschieben, vielleicht ein ernstes Wort mit der Verlagsleitung reden, damit so etwas so schnell nicht wieder geschieht...
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Rezension
Negatives:
Es ist schon Usus, meine Nachbetrachtung mit den positiven Aspekten und Details eines Romans zu beginnen. Aus gutem Grund erlaube ich mir diesmal eine Abweichung vom Ritual.
Auch wenn es sicher um keinen perfekten Roman handelt, so faellt mir doch auch bei laengerem Nachdenken kaum eine nennenswerte "Beanstandung" ein.
"Letoxx, der Faelscher" ist das sehr seltene Exemplar eines PR-Heftes ohne viel Fehl und Tadel. Der eine oder andere Kritikpunkt ergibt sich eher aus dem Handlungsgefuege insgesamt.
Und ich will dem gut lesbar, unterhaltsam, zuegig ohne Handlungsstillstand geschriebenen Roman, bei dem es mir zudem noch recht leicht fehlt, an die Schluessigkeit des Plots zu glauben, ja nicht vorwerfen, dass er es trotzdem nicht in meine Top-10 oder Top-20 PR-Romane aller Zeiten schafft. (Unter denen sich ein paar Hefte befinden, die sicher "schlechter" geschrieben sind.) Das hat vor allem damit zu tun, dass 2242 schon aufgrund seines Protagonisten kein "sympathischer" Roman ist und kein Raum fuer das einen oder anderen tief greifenden tragischen Moment war. RF meinte es "gut" mit dem Faelscher und liess ihn eigentlich nie wirklich leiden. Was (zumindest bei mir) der Figur einen bleibenderen Eindruck gegeben haette.
Neutrales:
Zieglers "Todesspiele" hatte m.E. die bessere Zeichnung der Charaktere, seine Figuren verrieten in grossen Teilen des Romans ein Leben auch ausserhalb der Momente, in denen sie im Scheinwerferlicht der Handlung standen.
Dieses Gefuehl hatte ich bei Letoxx (noch?) nicht. Zu sehr musste er die Funktion des aufstrebenden Boesewichts erfuellen. _Zu_ zielgerichtete Figuren neigen aber schnell dazu, ein wenig eindimensional zu wirken.
Viele Wochen und Monate habe ich mich gefragt, ob Feldhoff und Co tatsaechlich der Meinung sind, mit den Kybb-Cranen eine ernstzunehmende Bedrohung, einen adaequaten Gegner fuer die Haudegen PR und Atlan, aufs Papier gebracht zu haben? Fiese Igel, die nicht einmal die bis auf den Lendenschurz entwaffneten Unsterblichen halbwegs ins Schwitzen bringen, das war nach der Hyperimpedanz ein weiterer Degrader, auch wenn er nie angesprochen wurde.
Das jetzt endlich die groesseren Spielzeuge ausgepackt werden und die groesseren Jungs gefragt sind, war mehr als ueberfaellig. 35 Wochen lang durften Atlan und PR durch die Waelder des Sternenozean wandern und Ausruestungs- gegenstaende sammeln. Und das "Level" SO schien dann geloest zu sein, wenn die Ausruestung erst mal komplettiert war.
Erst jetzt, knapp vor Zyklushalbzeit, wird das Potenzial des immer noch versteckten Gegners allmaehlich sichtbar. Besser spaet als nie, aber dieser Roman haette bereits vor 20 Wochen erscheinen muessen. Rhodan und Atlan haetten ja weiterhin im Dunkeln tappen koennen, aber was hat unseren Expokraten davon abgehalten, den "Lesern" einen kleinen Einblick zu geben, die Arena fuer das spaetere Duell zu zeigen?
Frei nach Hitchcock: Spannend ist nicht die Bombe, die ueberraschend unter dem Tisch, an dem unser Held sitzt explodiert; da gibt es nur einen Moment der Ueberraschung, einen einzigen, kurzen Schrecken. Spannend wird's, wenn der Leser/Zuschauer angeweiht ist, die tickende Bombe gesehen hat, mitverfolgen muss, wie der nichtsahnende Held seinen Kaffee schluerft, mit seinem Freund Plaene schmiedet, mit den Fingern auf die Tischplatte klopft, wie sich seine Freundin zu den beiden gesellt...
(Wobei die "Vorstellung" des Gegners auch nicht in das Extrem des Tradom-Zyklus abgleiten soll und darf: in eine Machtdemonstration ausartet, die, fuer jeden Leser klar ersichtlich, bei Einhaltung der "Spielregeln" dem Helden keine Chancen auf einen spaeteren Sieg laesst.)
Und warum wurden die Kybb-Traken zuvor nie erwaehnt, hat sich keiner von ihnen je zu Wort gemeldet? Als z.B. unser armen Kommandant auf Baikhal Cain seine Probleme mit den aufmuepfigen Motana hatte? Sollte eine derart einzigartige Welt nicht unter direkter Aufsicht einer hoeheren Distanz sein? Wenn die "ueberlegenen" Kybb-Trakken fuer recht bescheidene Aufgaben wie die Bewachung eines Schiffsfriedhofes eingesetzt werden, warum hat sich kein einziger im Opalschaumbergwerk gezeigt?
Weil _wir_ Leser damals noch nicht ueber sie informiert werden sollten? Das war dann eine doppelt falsche Entscheidung. Da hielten wir die einfaeltigen Igel fuer die "grosse" Bedrohung, die Gegner Perrys, was der Spannung nicht gut tat. Und jetzt ist es schwer bis unmoeglich zu erklaeren, warum sie sich damals "versteckt" hielten.
Positives:
Das "Experiment" mit dem erweiterten Heftumfang ist m.E. voll aufgegangen. Was mich nicht wirklich ueberrascht. Leider wird es aber ein Wunschtraum bleiben, dass kuenftig (oder irgendwann einmal) jeder Roman genau die Laenge hat, die er tatsaechlich braucht. So manche zwei aufeinander folgende Romane des Zyklus haetten zu ihrem Vorteil in einem einzigen, dafuer etwas umfangreicheren Heft ihr Auslangen gehabt. (Manche Wanderung durch Jamondi, die Action/Agentenabenteuer im Hayok-Archipel,...) Und einige Romane haetten durch ein paar Seiten mehr ebenfalls gewonnen. (Zieglers "Todesspiele")
Nach einer eher weniger beeindruckenden Serie von Romanen im Tradom-Zyklus, macht es endlich wieder Spass, Feldhoff- Romane zu lesen. Und auch wenn er sichtlich fuer eine andere Zielgruppe schreibt (2200), laesst sich beim Lesen durchaus das Flair des "etwas anderen" Romans erkennen. Der "Chef" gibt sich wieder mal die Ehre, und natuerlich will er dabei ein gutes Bild machen. (Das ist vor ihm schon vor allem KHS und WiVo gelungen.)
Bei vielen Romanen der letzten Zeit habe ich mich kopfschuetteln gefragt, welche Leser "man" damit denn eigentlich ansprechen will, welche Zielgruppe turnusmaessig diesmal zu ihrem Happen kommen soll?
Bei manchen Heften wie 2200 oder den Einlagen von Leo Lukas habe ich da meine recht konkreten Vorstellungen gehabt. Bei so manchen T-Shirt, Norman-jagt-den-Nashorntiger, Betet-zu-Gon-Orbhon, oder den zuletzt amoklaufenden Info- Ueberfaellen von Rainer Castor hatte ich starke Zweifel, ob es wirklich groessere Gruppen von PR-Lesern gibt, die da auf ihre Kosten kommen.
Diesmal waren wir Leser dran, die ordentlich und gekonnt geschriebene Geschichten _erzaehlt_ bekommen wollen. Die in ein grosses Abenteuer hineingestossen werden wollen, die ein Setting moegen, das erkennbar genug ist, um Spekulationen moeglich und Befuerchtungen konkret zu machen. Wir kennen endlich einige Machtmittel der Herrscher des Sternenozeans, wir begreifen, dass auch ein gut ausgerutesteter PR seine Schwierigkeiten mit ihnen haben koennte. Der Gegner hat ein Gesicht, einen Feldherrn, der weit besser eingefuehrt wurde als seine Vorgaenger in den letzten Zyklen (Affen, Elche, die Hilfsvoelker THOREGONs, die Kommandanten der Dscherros, Algioten, und wie sie allen hiessen.)
Noch ist Letoxx kein ebenbuertiger Nachfolger eines Hotrenor Taaks, vermutlich wird er nie an einen Stalker herankommen, und auch das Potenzial eines Torr Samahos nicht haben. Aber wer weiss? der Anfang ist gemacht, und der war gut.
Fazit:
:-)
Und um es wieder einmal vorzubringen: Mehr Romane von Robert Feldhoff. Will das Volk. Wollen viele aus dem Volk der Leser.
Die von irgendwelchen Exposes, die sie nie zu Gesicht bekommen, nichts haben. Die, meinetwegen nach ausfuehrlich dargestellten Ideen des Chefautors, auch ein anderer schreiben koennte.
RF ist, fuer mich, halt ein viiiel besserer Erzaehler von Geschichten als ein Dramaturg und Planer langer, detailreicher Epen.
Vom Standpunkt einer Nachbetrachtung ist ein guter, gelungener Roman ein wahres Graeuel! Aber RF und allen, die sich mit ihm angesprochen fuehlen, sei ein Erfolgserlebnis gerne einmal gegoennt. Selbst wenn sich das nur auf das recht uneingeschraenkte Lob eines altbekannten Noerglers bezieht.
;-)
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