Im Visier 2213

Zugrunde liegender Roman: H.G. Francis - Der Traum von Gon-Orbhon

Plot | Teil 2 | Rezension

Vorbemerkungen und Plot

Vorbemerkung 1: Nach vielen Jahren, in dem mich die Romane von HGF weit öfter enttäuschten als zufrieden stellten, macht sich natürliche eine negative Erwartungshaltung breit. Von manchen auch "Vorurteil" genannt. Hinzu kommt noch eine Vorankündigung von auftretenden Sektierern und Irren und Spinnern. Da kann es schon geschehen, dass man beim Lesern fast schon bewusst danach sucht, Beispiele und Belege für die Bestätigung seiner Befürchtungen zu finden, und gelungene Passagen und Details eher überliest oder ignoriert.

Vorbemerkung 2: Wenn man alle Threads zusammenzählt, die Heft 2213 kommentieren, kommt man zu einer rekordverdächtigen Zahl. Viel zu sagen gibt’s da tatsächlich nicht mehr.

Plot:

Der Syntron-Fachmann Eysbir hat ein paar Probleme. Ein Autor des 21. Jahrhunderts glaubt, dass diese Probleme es rechtfertigen, ihn zur zentralen Person eines kleinen Epos' zu machen.

Problem 1: Er ist Syntron-Fachmann. Pech, wenn das Universum plötzlich glaubt, dass Syntron nicht länger funktionieren sollen.

Problem 2: Die Syntron-Schrotthalle, in der er seinen Lebens- ängsten nachgeht, wird beinahe Opfer eines Bombenanschlags.

Problem 3: Die Ordnungshüter (Polizisten), die ihn hinterher verhören, am Ort des Geschehens, scheinen ihre Ausbildung anhand einiger Action-Krimi-Serien des 20/21.Jahrhunderts gemacht zu haben. Anstatt ihn erst mal ärztlich untersuchen zu lassen, immerhin hat er eine Bombe überlebt, wird er einem dilettantischen Verhör unterzogen.

Problem 4: Die Attentäter eröffnen überraschend das Feuer.

Problem 5: Eysbir nimmt Reißaus und wird von den Polizisten sofort als Mittäter eingestuft.

Problem 6: Obwohl unbewaffnet und auf der Flucht wird das Feuer auf ihn eröffnet. Und zwar mit tödlichen Thermowaffen und nicht Paralysatoren oder sonstigen nicht-letalen Kalibern.

Problem 7: Auf der Flucht bricht er in eine Art Schacht ein und stürzt aaaaaab.

Glück im Unglück. Er überlebt und findet ein ganzes Lager voller Positronik-Bauteile. Vermutlich ein Überbleibsel aus der Dscherro-Zeit. Was für ein Glück, dass bei den damaligen Aufbauarbeiten keiner der Architekten und Planer sich um den Untergrund gekümmert hat, bzw. dass inmitten des sicher sauteuren und kostbaren Stadtgebiets eine unbebaute, brachliegende Fläche 40 (?) Jahre lang zurückblieb.

Glück im Unglück: Er ist ein gemachter Mann.

Problem 8: Wie kommt er aus dem Verbau raus? Und wie verhindert er, dass das von oben eindringende Wasser die Bauteile zerstört?

Problem 9: Beim Verlassen des Verbau wird er von der Polizei geschnappt.

Problem 10: Und einige Tage lang in einer Zelle festgehalten.

Glück im Unglück: Weil er einen Rechner im Gebäude der Polizei mittels mitgebrachten Positronik-Teil reparieren kann, wird er von den Ordnungshütern freigelassen. Ein Händedruck und ein "Nix-für-ungut" und "Dieses Lager ist sehr, sehr wichtig. Du musst den Behörden-Bescheid geben" und er wird entlassen.

Problem 11: Seine Tochter ist verschwunden.

Problem 12: Um das Lager zu räumen, will er eine Firma gründen, die Bürokratie Terras verhindert das aber.

Problem 13: Seine Tochter ist dem Bann des seltsamen Gottes Gon-Orbhon und seines Oberpriesters verfallen.

Problem 14: Sie zerstört irre sein kostbares Lager und kommt dabei ums Leben. Eysbir schwört Rache.

Glück um Unglück: Endlich erfahren wir, dass er früher Raumsoldat/Soldat gewesen war und eine entsprechende Ausbildung erhalten hat. Allerdings braucht er ein paar Waffen.

Glück im Unglück: Waffen gibt's in der Polizeistation, in der tagelang festgehalten wurde.

Problem 15: Sein Freund und Helfer, der Polizist, will ihm keine Waffe geben. So eine böse Überraschung.

Glück im Unglück: Ein Schlag auf den Kopf des Unwilligen macht ihn williger.

Problem 16: Beim Durchsuchen der Station findet er nur noch Tote. Denn der Polizist ist ebenfalls längst ein Bekehrter der neuen Sekte geworden und will den Wiederaufbau verhindern. Eysbir meldet das den Behörden.

Und macht sich auf den Weg zum Oberpriester. Der wie üblich gerade wieder eine massentaugliche Rede hält. Eysbir ist am Ziel, fast am Ziel, denn die nicht unbedingt zufällig anwesende Mondra Diamond kann ihn überwältigen, den Anschlag verhindern und mitnehmen.

In einer Zweithandlung tritt Mondra als Ersatz für den von Tifflor faktisch aufgelösten TLD auf, kann sich dem Bann des Oberpriesters mit Hilfe eines alten Freundes gerade noch entziehen, während ihre Freundin Bre Tsinga weniger Glück hat. Sie verschenkt einen Positronik-Baustein an einer streunenden Junge, der mitsamt seinen Freunden ebenfalls längst ein Gon-Orbhon Bekehrter ist, wird beinahe Opfer eines Mordversuchs und versucht verzweifelt, Kontakt mit der verschwundenen Bre aufzunehmen, die schlussendlich als eine Art Oberpriesterin ihren Auftritt hat.

Das Publikum im Parkett sitzt schweigend da. Zu faszinierend ist der Einblick in das Alltagsleben eines LFT-Terraners.

 

Plot | Teil 2 | Rezension

Tei 2

 

Plot | Teil 2 | Rezension

Rezension

Positives:

Ja... Aeh...

Gemessen an vielen HGF-Romanen der letzten Zeit war's ja irgendwie fast lesbar, zumindest wenn man Gehirn und Logik ausschaltete und schneller las, als vorhin genannte das Gelesene aufnehmen konnten.

Ein paar Mal gibt's einen gewissen Lesefluss. Manche Protagonisten machen sich manchmal zumindest ein paar Gedanken, auch wenn das nicht unbedingt die folgerichtigsten und vernünftigsten solchen sind.

Ein wirklich angenehm anzuschauendes Poster im Heft. Bin zwar kein Posterfreund und Postersammler, aber vielleicht soll's helfen, den Schmerz zu lindern.

Neutrales:

Für den grundsätzlichen Plot, für Hyperimpedanz und seltsame Zustände auf einer vom Residenten lange für die Krise vorbereiten Welt kann der Autor ja nichts.

Das Heft war nicht teurer und (leider) auch nicht dünner als die vorangegangenen.

Nach 12 Heften, die für sich betrachtet durchaus in Ordnung waren und keinen einzigen wirklich schlimmen Fall von "Entsetzlich" enthielten, die ich allesamt für "im guten Durchschnitt" einordnen kann, darf man einen Ausrutscher schon entschuldigen.

Negatives:

Was? Jemand hat meine Plotzusammenfassung weiter oben nicht gelesen und will hier weitere Details haben? ;-)

Ich verweise jetzt mal auf die Newsgruppen-Threads "2213" und "Norman findet Mondra".

Gut, wer Quentin Tarantino liebt, wird... diesen Roman deswegen trotzdem nicht ebenfalls zwangsläufig gut finden.

Manche Komödien werden beworben mit Slogans wie: "Jede Sekunde ein Gag". Nun, dann kann ich hier kontern mit: "Jeder Absatz eine Ungereimtheit".

Natürlich kann's auch an der Hyperimpedanz liegen, die sich auch im Manuskript breitgemacht hat. Vielleicht benutzten die... darf ich jetzt "Täter" sagen? - ja einen importierten Syntron?

Fazit:

Es kann nur noch aufwärts gehen. Ich sehne mich geradezu nach der Para-City zurück. Was ist schon ein verrückter Zöllner/Einwanderungsbeamter gegenüber einem Groß verrückter Polizisten?

Nachtrag:

Ich habe mir mit dieser Nachbetrachtung lange Zeit gelassen, wohlweislich, um den ärgsten Ärger hinter mir zu lassen. Viel genützt hat es ja nicht. Immerhin hat mich der Roman in meinen Ansichten bestärkt, was ich in der PR-Serie nicht (mehr) lesen will. Diese 50 Seiten können als wunderbares Anschauungsmaterial dienen...

:-(

Rudolf

 

Metadaten

Dieses Visier wurde verfasst von Rudolf Thiess

Die aktuelle Version wurde am 01. Oktober 2006 in die Datenbank eingepflegt

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